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„Er hatte die Vorhänge vorgezogen, sagst du?", fragte Rey mit ernstem Gesichtsausdruck. „Ein Fall für die Kriminalpolizei, eindeutig."

„Sei kein Idiot", brummte ich.

„Wahrscheinlich hatte er sie nur vorgezogen, um sich vor neugierigen Blicken, wie deinen zu schützen", erwiderte er trocken. „Was wollen wir überhaupt hier?"

„Essen gehen."

„Im Elektronikladen?"

Ich verdrehte die Augen. „Nein, natürlich nicht hier. Ich muss nur etwas nachsehen. Aber wir sind in einem Einkaufszentrum, da wird man ja wohl auch etwas zu essen finden."

Er schlenderte mir hinterher. „Und der Kerl hatte nichts in seiner Küche stehen? Nichts? Das ist wirklich seltsam. Die Küche ist doch der schönste Ort einer Wohnung."

„Was?", fragte ich verwirrt und drehte mich zu ihm. „Was hast du denn in deiner Küche stehen? Die Skulptur einer nackten Frau?"

Jetzt verdrehte er die Augen. „Sei froh, dass du noch nie bei mir warst", entgegnete er. „Das würde dir nicht gefallen."

„Jetzt will ich deine Wohnung sehen", stichelte ich.

Nahe der Kasse fand ich die USB Sticks und analysierte die einzelnen Preise.

„Ich dachte, deine Schwester hat dir einen geborgt", bemerkte Rey.

„Hat sie auch."

„Wofür brauchst du noch einen?"

„Tu ich gar nicht."

„Was wollen wir dann hier? Ich habe Hunger", brummte er.

Der billigste USB-Stick, den ich finden konnte, kostete acht Dollar fünfundsiebzig. Ich machte ein Foto von dem Preisschild und Rey zog die Augenbrauen in meine Richtung hoch, sparte sich aber die Antwort.

„Du hast mittlerweile jedenfalls genügend strafbare Sachen angestellt, dass es für ein paar Jahre Gefängnis reicht", sagte er. „Willst du nicht noch eine Leiche ausbuddeln?"

„Hoffentlich muss ich das nicht", murmelte ich.

„Hey, wenn sie dich schnappen, kriegst du vielleicht die Zelle neben Alainas Eltern."

Wir verließen den Elektronikladen wieder und ich schleppte Rey in eine Drogerie. Er stöhnte auf. „Und was willst du hier? Ich dachte wir gehen essen."

„Wo sind hier die Tampons?", murmelte ich und suchte die Schilder nach der Hygieneabteilung ab.

Was?" Rey schüttelte den Kopf. „Bist du high? Essen habe ich gesagt."

Ich lief ihm praktisch davon, als ich die Hygieneabteilung mit den Frauenprodukten angeschrieben fand. Mit Liv als Freundin hatte ich in ihrem Badezimmer immer geglaubt, die internationale Tamponausstellung zu besuchen. Alle Marken, alle Größen, feinsäuberlich über der Toilette aufgereiht.

„Wozu brauchst du denn das ganze Zeug? Reicht nicht eine Packung? Und was sollen die verschiedenen Größen? Funktioniert das wie bei den Kondomen?", hatte ich sie einmal gefragt und sie hatte lachend den Kopf geschüttelt und mir mehr erklärt, als ich hatte wissen wollen.

Aber jetzt kam es mir zugute, denn ich wusste, wonach ich suchen musste.

Die billigste Tamponpackung kostete nur vier Dollar achtundneunzig und hatte sogar zwanzig Stück, das reichte ja wohl für zwei oder drei Monate, oder? Sie kostete somit weniger als der USB-Stick. Triumphierend grinste ich und holte mein Handy hervor, um auch dieses Preisschild zu fotografieren, als ich den verstörten Blick einer Frau Mitte dreißig bemerkte, die hastig nach einer Packung Tampons griff und schnell das Weite suchte.

„Wieso sind die Leute bloß so voreingenommen?", murmelte ich verständnislos und wartete, bis meine Kamera fokussierte und man den Preis gut lesen konnte.

Rey schaute hinter einem Regal um die Ecke und kam auf mich zu. „Was machst du denn jetzt schon wieder?" Er klang mehr müde, als skeptisch oder verwirrt. So, als würde er den ganzen Tag einem Kleinkind hinterherrennen, das nur Unfug anstellte.

„Nennen wir es... Beweisfoto", grinste ich nur und schickte Sophie beide Bilder, bevor wir uns auf den Weg ins Hard Rock Café machten.

Der Stalker meiner VormieterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt