In meiner Teenagerzeit hatte ich mal ein Mädchen zu Starbucks ausgeführt, weil ich ihren Namen vergessen hatte. Nicht, dass ich mir ihren Namen nach dem Date gemerkt hätte (ich wusste ja noch nicht einmal mehr, wie sie ausgesehen hatte; auf der Straße würde ich sie bestimmt nicht mehr erkennen), aber hier habt ihr einen kleinen Lebensretter, falls euch so etwas einmal passieren sollte. Man weiß ja nie.
Für jene, die den Tipp nicht verstanden haben: Die Mitarbeiter im Starbucks haben die nervige Angewohnheit, nach dem Namen zu fragen, um ihn auf den Becher schreiben zu können.
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, warum ich diese Geschichte gerade erwähne, denn wenn ich so darüber nachdenke, lässt sie mich nicht gerade im besten Licht erstrahlen, oder?
Es war einfach viel zu schön endlich wieder eine Frau zu küssen, als dass ich einen klaren Gedanken hätte fassen können. Am liebsten wäre ich auf der Stelle auf sie draufgeklettert, um ihr die Kleider auszuziehen. Aber ich blieb brav, hielt mich zurück und löste mich artig von ihr.
Juliana blinzelte mich halb schockiert, halb irritiert an.
„Okay...", brachte sie langsam heraus und ich lehnte mich zufrieden zurück. Ihr stieg die Röte ins Gesicht und sie räusperte sich. „Damit hab ich nicht gerechnet." Sie lachte verlegen und legte eine Hand in den Nacken.
„Bin ich jetzt ein Arschloch?"
„Muss ich mir noch überlegen."
Ich zuckte mit den Schultern. „Naja, du hast mir keine verpasst, das ist also definitiv ein gutes Zeichen."
Skeptisch beäugte sie mich. „Ist dir das denn schon mal passiert?"
Einmal? Ich konnte vermutlich gar nicht zählen, wie oft ich von Mädchen eine kassiert hatte, weil sie reflexartig nach mir ausgeholt hatten.
„Tja, vielleicht... solltest du es dann einfach lassen", schlug sie immer noch perplex vor. „Frauen so plötzlich zu küssen."
„Wo bleibt dann der Spaß?"
„Eine Anzeige zu kriegen ist für dich Spaß?"
„Was hat ein Kuss mit einer Anzeige zu tun?", fragte ich verwirrt und sie blinzelte mich verständnislos an, bevor sie den Kopf schüttelte.
„Keine Sorge, wenn du so weiter machst, findest du es irgendwann heraus." Weder ihre Körpersprache noch ihre Worte gaben Auskunft darüber, was in ihr vorging. Sie sah mich lediglich studierend an. „Du hast eine seltsame Art, Menschen näher zu kommen, weißt du das?"
„Was für den einen seltsam ist, ist für den anderen alltäglich."
„Ah, verstehe, Mädchen zu küssen steht bei dir also auf der Tagesordnung."
Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Also, das klingt jetzt irgendwie falsch. Ich bin weder eine männliche Nutte, noch ein Freier. Aber danke."
Sie musste schmunzeln und ich war erleichtert, dass sich endlich ein Gefühl in ihrem Gesicht widerspiegelte, mit dem ich etwas anfangen konnte.
„Wenn du nicht wolltest, dass ich dich küsse, warum bist du dann mit mir auf dieses Date gegangen?"
Sie hob den Finger. „Okay, ich muss jetzt für eine Sekunde für alle Frauen sprechen: Nur weil wir mit euch Männern auf ein Date gehen, heißt das nicht, dass ihr uns einfach so küssen dürft."
„Sollen wir etwa jedes Mal fragen? Das killt doch die Stimmung. Bitte lieber um Entschuldigung, als um Erlaubnis."
„Du hast dich nicht entschuldigt."
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Der Stalker meiner Vormieterin
Teen FictionFür Simon hat eben erst ein neues Leben angefangen. Endlich frei von dem Dauerkrieg Zuhause und frisch von seiner Freundin getrennt, will er sich, nicht zu weit weg, ein eigenes Leben aufbauen, auch, wenn er noch nicht so recht weiß, wie das aussehe...