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Ich konnte nicht glauben, was ich eben getan hatte.

Ich musste betrunken sein. Oder der Kaffee hatte noch nicht gewirkt. Oder der Kaffee hatte zu gut gewirkt. Oder ich war übermüdet. Irgendetwas in meinem Gehirn hatte auf jeden Fall nicht so ganz funktioniert.

Sonst hätte ich den beiden Männern, die den Krüppelhund eben hatten mitnehmen wollen, nicht gesagt, dass ich den Hund gekauft hätte und sie sich verziehen konnten.

Mürrisch blickte ich nun auf das Tier hinunter, das angeleint neben mir an der Kassa hockte.

„Schau mich nicht so an", knurrte ich. „Ich kann dich immer noch selbst zu Hundefutter verarbeiten." Der Hund legte den Kopf schief und blinzelte mich an.

Missmutig starrte ich zwischen den Pflanzen durch die Fensterfront. Es war ein trüber, grauer Dienstag. Die Welt hatte anscheinend beschlossen unter zu gehen. Das konnte ich ihr nicht verübeln. Und die Wettervorhersage war auch nicht unbedingt rosig, denn es sollte den ganzen Tag regnen. Noch war keiner außer mir im Laden. Ich hatte schon alle Tiere gefüttert und die Warenlieferung abgezählt. Jetzt verglich ich sie mit der Liste der aufgegebenen Bestellungen, die Malcom zusammengestellt hatte, und checkte, ob etwas fehlte und nachgeliefert werden musste.

Der Hund schnupperte an meinem Bein und ich schob ihn zur Seite.

Malcom betrat den Laden und bemerkte den Stinker natürlich sofort. Verwirrt sah er auf mich herab, während er sich die nasse Jacke auszog. „Waren die Leute vom Tierheim noch nicht da?"

„Doch."

„Und warum ist Ares noch hier?"

„Ich hab sie weggeschickt."

Sofort verfinsterte sich Mal's Gesichtsausdruck. „Du Idiot! Was hast du zu ihnen gesagt? Wir können ihn nicht länger hier eingesperrt lassen, das-"

„Das ist jetzt mein Hund", unterbrach ich ihn und blickte stur zurück auf die Listen.

„Ist schon April?"

„Schon, aber der Zweite", erwiderte ich. „Es ist kein Scherz."

Dein Hund?", hakte Mal nach und ich konnte schon fast Belustigung in seiner Stimme hören.

„Nur solange, bis ich jemanden gefunden habe, der den Hund nimmt."

„Den wird dir keiner abnehmen." Überrascht darüber, dass er so etwas sagte, sah ich auf. Um seinen Mund tanzte ein neckisches Lächeln. „Deine Worte."

„Sei doch still."

„Den Hund hast du fürs Leben", lachte Mal, während er in den hinteren Bereich der Tierhandlung verschwand. Schlecht gelaunt sah ich zu dem Hund hinunter, der mich treudoof ansah.

„Ich hoffe, du stirbst, bevor ich dreißig bin, sonst hänge ich mich auf..."

Am Abend, kurz vor Ladenschluss, als sich der größte Ansturm gelegt hatte, packte ich unauffällig ein paar Gummispielzeuge und etwas Hundefutter in meinen Rucksack. Vielleicht hatte ich ja Glück, und der Hund würde überfahren werden, während er einem Tennisball nachlaufen würde.

„Wie dämlich", murmelte ich und schüttelte den Kopf. Mit einer Hüftfehlstellung wie dieser, würde der Köter gar nichts nachjagen so viel stand fest.

Ich zog den Reißverschluss meiner Tasche gerade zu, als das verräterische Glöckchen über der Türe klingelte. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so sehr erschrocken.

Wie festgewurzelt stand ich da hinter dem Tresen, der Regen knallte immer noch lautstark gegen die Scheibe und der Hund hinkte neben mich, als die Kundin vor mir stehen blieb.

Der Stalker meiner VormieterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt