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Ich hätte Juliana gerne nach ihrer Mini-Golf Runde besucht und ihr erklärt, was los war, obwohl ich mich dagegen sträubte, sie in diese wirre Sache hineinzuziehen. Sie hatte schließlich schon genug um die Ohren.

Aber dann kam mir plötzlich die rettende (oder einfach nur bescheuerte) Idee, wie ich an Alainas alte Adresse herankommen konnte. Ich brauchte nur einen USB-Stick und Reys Hilfe.

Ob ich wohl auf letzteres zählen konnte?

Ich fuhr nach Hause, zu meinen Eltern, weil ich um diese späte Uhrzeit nicht mehr durch die Stadt gondeln und darauf hoffen wollte, einen Elektronikladen zu finden, der noch geöffnet hatte. Sophie hatte immer fünfzig dieser kleinen USB-Sticks zu Hause herumliegen, auf denen sie Fotos und Videos und ein paar Aufsätze für die Schule speicherte. Bestimmt konnte sie einen davon entbehren.

„Und was hast du damit vor?", fragte sie, als sie die Daten eines USB Sticks auf einen anderen übertrug, um Platz zu schaffen.

„Das würdest du mir nicht glauben", entgegnete ich und sie zog misstrauisch die Augenbrauen hoch.

„Pornos?"

„Besser."

„Besser als Pornos? Donnerwetter!" Sie wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu und ich warf einen Blick durch ihr Zimmer. Es war zu ordentlich. Normalerweise wirkte es, als habe eine Bombe eingeschlagen. Die Alkoholflaschen, die sie vor Mom versteckt hatte, standen immer noch aufgereiht neben ihrem Bett. Ihre Schulunterlagen waren sortiert, ihre Stifte standen in einem Becher, es lagen keine Klamotten herum und ihre Bettdecke war ganz glatt gestrichen.

Entweder war sie nicht mehr oft genug hier, um Unordnung zu machen, oder sie wollte sich von der Scheidung unserer Eltern ablenken und griff dafür zu Besen und Wischmopp.

„Es ist doch nicht illegal, oder?", fragte Sophie, als sie den USB-Stick von ihrem Laptop abzog und hochhielt, immer noch zweifelnd, ob sie ihn mir tatsächlich aushändigen sollte.

„Wenn ich Ja sage, würdest du ihn mir dann geben?"

„Simon... Du machst mir Angst."

„Ich will nur die polizeiliche Akte eines verschwunden Mädchens klauen."

Sophie verdrehte die Augen. „Ha ha. Witz komm raus, du bist umzingelt."

Ich schmunzelte, als sie mir den Stick in die Hand drückte.

„Ich will ihn aber zurück haben", sagte sie.

„Du hast doch wohl genug."

„Wenn du das so siehst, dann kannst du dir ja einen kaufen. Die Dinger sind nun wirklich nicht teuer."

„Das wird das erste sein, das ich nach deinem Auszug zu dir sage, wenn du alle Kosten alleine stemmen musst und dir am Ende des Monats nicht einmal mehr deine Tampons finanzieren kannst."

„Ich wette mit dir, dass Tampons teurer sind als so ein USB-Stick."

„Diese Wette nehme ich gerne an. Hab sowieso schon eine am Laufen, die ich gewinne, warum nicht auch auf eine zweite einsteigen?"

Sie warf mir einen halb genervten, halb amüsierten Blick zu. „Okay, was springt für den Gewinner heraus?"

Früher war es leichter gewesen, einen Wettgewinn auszuhandeln. Einen Monat lang den Abwasch des anderen erledigen; eine Woche den Müll rausbringen oder Mom beim Einkauf helfen; die nächsten fünf Male Cal und Cora aus der Schule abholen...

Aber seit ich ausgezogen war, musste ich mich ohnehin um nichts mehr kümmern, was diesen Haushalt betraf.

„Dreißig Mäuse?"

„Deal", grinste sie und schlug mit mir ein.

Ich konnte es mir zwar nicht leisten, dreißig Dollar zu verlieren, aber ich würde ja auch nicht verlieren. 

Der Stalker meiner VormieterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt