[Kapitel 66.]

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Sina lag zwischenzeitlich in Bastis Armen und weinte vor sich hin. Sie hatte sich kaum bewegt, lag schluchzend in seinem Schoß und hielt sich ihren Bauch. Sie fühlte sich schmutzig, ihre Haut brannte. Bei jeder Bewegung, jedem Geräusch zuckte sie erneut zusammen, aus Angst, ER würde wieder in den Raum treten und sich an ihr vergehen. Basti streichelte ihr sanft über den Arm, stumme Tränen über seine Wange fließend. Es zerbrach ihn sein Mädchen so verletzt zu sehen. Er konnte sich nicht verzeihen, dass er so naiv war Matt mit ihr alleine zurück zu lassen. Dass er ihm vertraut hatte. Er wusste nicht, ob Domi noch rechtzeitig gekommen war, nach allem was er gesehen hatte, konnte er bereits zu spät gewesen sein. Es machte ihn so sauer. Sina war sein Mädchen. Das hatte er ihm oft genug klar gemacht. Matt hatte seine Chance gehabt. Sina hatte es ihm klar gemacht. Er hatte kein Recht mehr überhaupt in ihre Nähe zu kommen und nach der Aktion sicherlich auch nicht in die seiner Tochter. Wie konnte er Sina so etwas antun? Diesem wunderschönen, liebevollen Mädchen, die sein verdammtes Kind in ihr trug? Sollte das nicht Grund genug für Matt sein? Seine Tochter beschützen?

Das Mädchen hatte ihren Kopf auf seinen Beinen gebettet und krallte sich an seiner Wade fest, als würde er jeden Augenblick verschwinden. Ihre Augen waren rot geschwollen und sie heulte Rotz und Wasser. Aber es war ihm egal, wie sehr sie seine Hose voll sabberte. Er wusste er konnte in diesem Moment nicht mehr tun, als ihr zu zeigen, dass er für sie da war und dass er ihr nie etwas antun würde. Dass sie sicher bei ihm war. Basti liebte die junge Frau und es machte ihn kaputt sie so zerstört zu sehen. Als hätte Matt nicht mit seinem Verhalten die letzten Monate genug kaputt gemacht. Sina war durch Matts Verhalten schon misstrauisch genug geworden und auch Basti musste ihr Vertrauen hart erkämpfen. All das, verloren und zerstört. Die Wut in ihm war kaum zu bändigen. Aber in diesem Moment musste er vertrauen, dass die anderen Jungs mit Hilfe von Moritz das Richtige taten.

Aber Moritz war heillos überfordert mit der Situation. Er wusste, dass er persönlich direkt die Polizei gerufen hätte; das einfach ein Schritt und eine Tat war, die nicht zu verzeihen war und auch nicht verharmlost werden sollte, nur weil Matt Teil der Band war, die sein Gehalt garantierte. Aber wenn es dazu kam, war es nicht seine Entscheidung, sondern die seines Chefs Andreas. Matt merkte aber, dass Moritz unsicher war und lachte spöttisch. "Ihr würdet doch eh nichts machen, euer aller Jobs ist von mir abhängig".

Das war zu viel für Domi und er schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Er sollte nichtmehr in der Lage sein zu reden. "Domi, Stop!", schrie Karsten panisch. Er wollte nicht, dass auch Domi Ärger mit dem Gesetz bekam. Durch den Schlag war Matts Lippe aufgeplatzt und der eisengleiche Geschmack von Blut verbreitete sich im Mund des Holländers, der einfach nur einen düsteren Blick aufgesetzt hatte und den Farbigen anstarrte, der nach wie vor über ihm hing und ihn in die Enge zwang.

Karsten wurde in der Zwischenzeit klar, dass er hätte gleich Andreas anrufen sollen für Anweisungen und Rat. Moritz auch nur im Auftrag handelte und keine Entscheidungen treffen konnte, die die Zukunft der Band ausmachte. Und traurigerweise war auch Matts Spruch nicht ganz unbegründet, denn Andreas stellte den Erfolg der Band an erster Stelle. Vor Gesundheit und privaten Anliegen. Außer es gab gar keinen Ausweg.

Moritz stand also immer noch hilflos im Eingang des Zimmers, kreideblass und mit zittrigen Händen. "Verdammt Moritz!" Karsten fiel es immer schwerer die Rolle des Ruhigen zu behalten. Er wählte Andreas Nummer und drückte Moritz das Handy in die Hand.

[...]

"Ist das euer Ernst, dass ihr mich da anruft?!?", hallte es plötzlich durchs Telefon, nachdem Moritz du Karsten gemeinsam das Geschehene erklärt hatten. Domi erstarrte eine Sekunde. Andreas würde jetzt nicht sagen, dass sie Matt gehen lassen und so tun sollten, als wäre nichts gewesen, oder? 

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt