[Kapitel 21.]

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Am Morgen ging alles ganz schnell. Die drei befreundeten Mädchen machten kein großes Geheimnis daraus, dass Isabella so schnell wie möglich weg wollte, sie, sich nicht einmal richtig verabschiedend, was Sina dazu verleitete ihre Freundinnen nichtmehr zur Haltestelle zu begleiten, sondern sich in Ruhe fertig zu machen. Sie hatte keine Lust auf dieses Theater. Stattdessen spazierte sie entspannt zu dem um die Ecke gelegenen Edeka, um noch ein paar Einkäufe zu tätigen. Auch wenn sie nicht viel bieten konnte, wollte sie den Sänger nicht enttäuschen und ein großes Frühstück bieten. Er hatte eine lange Rückreise vor sich und sie wollte ihn diese auf keinen Fall hungrig antreten lassen. Auch wollte sie ihm zeigen, dass sie selbstständig war und nicht arm war. So kaufte sie viel zu viel ein, aber sie hatte Hunger und hungrig einkaufen zu gehen, war ohnehin gefährlich. Es sah auf einmal alles so lecker aus.

Basti hatte ihr in der Früh geantwortet, er wäre gegen 09:30 Uhr bei ihr, also hatte sie noch genügend Zeit den kleinen Tisch im Wohnzimmer ausführlichst zu decken und zu dekorieren. Eine angenehm rötliche Tischdecke und orangefarbene Eierbecher luden mit dem mordern geformten Tassen und Tellern zu einem Festmahl ein. Sina hielt viel von ersten Eindrücken und sie wollte mit ihrer Wohnung keinen schlechten hinterlassen. Wer hätte denn schon ahnen können, dass sie einmal so "hohen" Besuch bekommen würde - was eigentlich totaler Schwachsinn war, schließlich hatte der Junge sie erst am Vortag total zerbrochen und am Boden erlebt gehabt. Da sollte der Eindruck der Wohnung das kleinste Übel sein und wieso um Himmels willen wollte sie ihn überhaupt beeindrucken? Er war da, als es niemand war, warum sollte er wegen so einer Kleinigkeit wie Wohnungseinrichtung also die Flucht ergreifen?

Und die Angst war in der Tat unbegründet gewesen, denn als der junge Mann in der Tür stand, strahlte er sie regelrecht an und nahm Sina in einer herzigen Umarmung auf. "Guten Morgen meine Liebe", grüßte er die Frau fröhlich, als er in den hell erleuchteten Gang eintrat, seine Jeansjacke, die er im Arm hatte, ablegte und seine Schuhe von sich streifte. Sina musterte ihn verlegen. Er trug seine Brille, was darauf deuten ließ, dass er wirklich vollkommen privat hier war. Ein beigefarbener Schal war um seinen Hals gewickelt und er trug ein weißes, langärmliges Shirt zu seiner schwarzen, ausgewaschenen Skinnyjeans. "Wie geht's dir?", fragte sie ihn interessiert, während sie ihm den Weg zum Wohnzimmer wieß. "Gut.. Die Frage ist wie geht's dir?", Basti trat in den Raum und traute seinen Augen nicht, ".. woah, das nenn ich mal Frühstück, das hätte doch nicht sein müssen" Basti schaute erstaunt auf den niedrigen Tisch in der Mitte des Raumes, der nur so vor Leckereien überquillte. "Setz dich erstmal und fühl dich wie Zuhause. Hier ist jeder Willkommen.. Bedien dich, wenn was fehlt, sags mir einfach" Lächelnd setzte sie sich auf ihr rotes Sofa und deutete ihm sich neben sie zu setzen. Es war komisch, Basti bei sich Zuhause zu haben, aber nicht unangenehm. Sie sah ihn als Vertrauensperson und fühlte sich wohl, deshalb scheute sie sich auch nicht davor ihrem Drang nachzukommen und ihren Kopf gegen seine Schulter zu lehnen. "Schön das du da bist..", seufzte sie gedankenverloren. Eigentlich hatte sie gar keinen Hunger, aber Frühstück war wichtig.

Basti schüttete sich eine Tasse Kaffee ein, Sina sich einen Tee. Seit der Schwangerschaft vermied sie alles was mit Koffein oder Ähnlichem zu tun hatte. Dem Baby Zuliebe. "Jetzt geh doch nicht länger meiner Frage aus dem Weg, wie geht's dir Sina?" Basti schmierte sich ein Brötchen, schielte aber immer wieder zu dem Mädchen neben sich herüber. Ihm war nicht entgangen, dass sie immer wieder vom Thema ablenkte und das das besorge ihn. War die vergangene Nacht so schlimm gewesen? Doch Sina zuckte nur mit den Schultern "Nichts ungewöhnliches.. Ich spür immer öfters wie sich die Kleine bewegt, bin schließlich Anfang des 6. Monats, aber es gibt keine ungewöhnlichen Beschwerden. Ich bin einfach nur extrem müde und ich hab morgens immer solche Rückenschmerzen" Sie streckte sich gequält, bevor sie einen herzhaften Bissen ihres Marmeladenbrötchens nahm. "Wie geht's Matt?", fragte sie im Anschluss leise. Sie wollte es wirklich wissen. Nicht nur aus Anstand. Sie erinnerte sich daran, wie schlecht es ihr ging, als sie die Neuigkeiten, die Schwangerschaft, erfahren hatte, wie schockiert sie gewesen war. Es war kaum vorzustellen wie es wohl Matt jetzt ginge. Er hatte sie vermutlich schon lange aus seinem Kopf verbannt gehabt und dann kam sie plötzlich zurück mit solchen Nachrichten. Mit einem Baby. Basti legte die Eierschalen, seines gerade gepellten Ei's sorgfältig in die kleine, dafür bereitgestellte Schüssel, bevor er Sina unsicher anschaute.

"Soll ich ehrlich sein?" Der Sänger wollte das Mädchen nicht unnötig beunruhigen, aber er wollte sie auch nicht anlügen. "Bitte..", flehte Sina stimmlos. Basti atmete noch einmal tief durch und schloss die Augen. "Matt hat heute Nacht kaum geschlafen und wenn dann total unruhig. Er hat viel geweint. Macht sich Vorwürfe, aber er lässt auch nicht mit sich reden. Ich habs versucht, alleine damit ich Schlaf bekomm..", er lachte trocken, "aber mach dir nicht all zu viele Gedanken. Er wird sich schon melden, wenn er soweit ist. Vielleicht braucht er auch noch einen Arschtritt, aber wenn es ihn so nah geht, ist das eigentlich ein gutes Zeichen.. Und solange er es nicht gebacken bekommt bin ich für dich da" Er sah die brünette Frau nicht an, hatte den Blick geradeaus gerichtet. Sina zerbrach das Herz. Bilder schossen in ihren Kopf wie sich Matt mit verheulten Augen im Bett herum welzte. In Schweiß gebadet, schwer atmend. Wie er nicht aufhören konnte sich bestrafen zu wollen und verzweifelt nach dem richtigen Weg sucht. Nach Lösungen. Gänsehaut bildete sich auf ihrem Körper und sie merkte nicht, wie Basti sich seufzend zu ihr drehte und sie in seine Arme zog. An Essen war jetzt vorerst nichtmehr zu denken, das wussten beide. "Hey mach dir keine Gedanken..", er gab ihr einen feuchten Schmatzer auf die Wange und positionierte sich und das Mädchen so, dass er gegen die Lehne gelehnt war und sie zwischen seinen Beinen gelehnt war, mit dem Kopf seitlich, beschützend auf seiner Brust platziert. "Das ist alles so komisch..", murmelte das Mädchen in den Stoff seines Shirts. Sie weinte nicht, was ein großer Fortschritt war, fand zumindest Basti. Das war seine größte Angst gewesen - dass er sie mit den Infos wieder zum Weinen brachte. Aber sie blieb verhalten und Basti runzelte verwirrt die Stirn. "Was ist komisch?" "Alles.. Das hier. Das wir hier so liegen, dass du dich so um mich kümmerst, dass Matt Bescheid weiß, allgemein, die Schwangerschaft. Das ist doch alles wie in einem schlechten Teeniefilm", entgegnete sie aufgebracht. "Hey was ist denn daran so schlimm, dass wir es uns hier gemütlich gemacht haben?", grinste Basti auf einmal und knuddelte sie fest, nur um sie im Anschluss durchzukitzeln. Sina quietschte laut auf und fing an zu lachen, während sie mit aller Kraft versucht, sich aus seinem Griff zu lösen. "So gefällt mir das schon besser", lachte der junge Mann laut. Es liebte es Sina's Lache zu hören. Speziell nach allem was vorgefallen war. Viel zu oft hatte er sie weinen gesehen, ein strahlendes Lachen war längst schon überfällig gewesen. Ein Lachen, welches kleine Freudentränen mit sich brachte, welche sich in den kleinen Falten an ihren Augen verfingen. Ein Lachen, bei dem sie Zähne zeigte und einfach nur unbeschwert aussah.

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt