[Kapitel 13.]

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Sina fand sich 10 Minuten später weinend an einem Steg an einem eher verlasseneren Teil des Ufer der Ostsee wieder. Ihre Arme fest um ihren Körper geschlungen, auf ihr Handy starrend. Ihre Freundinnen versuchten sie immer wieder zu kontaktieren, aber sie konnte sich nicht dazu bringen zu antworten. Nicht dazu bringen, ein Gespräch anzunehmen. Sie wollte alleine sein. Musste verarbeiten, was in den vergangenen Stunden alles passiert war. Musste akzeptieren, dass nun alles anders werden würde. Wie, das wusste sie nicht, aber sie musste Erklärungen bringen, Erklärungen, denen sie sich selbst nicht einmal im Klaren war. „Sina?", rief auf einmal eine verwunderte, aufgebrachte Stimme. Eine männliche Stimme. Wer jetzt gedacht hatte es wäre Matt, der einen abendlichen Spaziergang gemacht hatte, lag daneben. Der war zwar auch dabei, aber hatte das Mädchen nicht einmal bemerkt, bevor ihr Name von seinem Kollegen gefallen war. Es war Basti, der sich schon den ganzen Weg über suchend umgesehen hatte und unglaublich erleichtert war das Mädchen gefunden zu haben, wenn ihm auch besorgte, wie er sie aufgefunden hatte. „Leute ich komm nach..", murmelte er nur und nickte seinen Jungs zu, bevor er die klapprigen Holzbretter entlang, auf das Mädchen zu, eilte. Er hoffte seine Freunde verstanden und würden ihn alleine mit ihr reden lassen. Noch einmal schaute er zurück, um sich die Bestätigung zu suchen, die er erhoffte und nachdem Dominique ihm lächelnd zunickte und den Rest weiterscheuchte, drehte sich der Bandjüngste zu dem Mädchen und hockte sich neben ihr nieder, um sie in den Arm zu nehmen und zu sich zu ziehen. Sina wusste nicht wie ihr geschah. Schluchzend verbarg sie ihren Kopf in seiner Brust, klammerte sich erneut an dem Jungen fest. Ihr war egal, dass er eigentlich ein Fremder war. Egal, dass sie sich vermutlich gerade zum Vollhorst machte, aber er wusste Bescheid, das musste sie akzeptieren und sie fühlte, sie konnte ihm vertrauen. Konnte sich ihm gegenüber öffnen. Viel zu Lange hatte sie alles in sich hinein gefressen, hatte die Fassade der starken, selbstbewussten Frau, die alles im Griff hatte, aufrechterhalten und gestärkt. Und Basti hatte es geschafft, diese zum Bröckeln zu bringen.

„Hey Süße.. lass es raus", redete er sanft auf die Schwangere ein, während er sein Gewicht verlagerte und sich komplett auf den Steg setzte, seine Füße, wie die des Mädchens, über dem Wasser baumelnd. Seine Knie durch die Sonnenstrahlen an den Stellen der zerrissenen Hose brennend und sein Hosenboden nahm durch das feuchte Holz ein dunkle Farbe an - wurde nass. Aber ihm war das alles egal. Er wollte sich auf Sina konzentrieren. Ihm war nie egal gewesen, was aus dem Mädchen wurde. Hatte sich oft mit Karsten darüber unterhalten, hatte Matt nie verziehen, dass er so mit ihr gespielt hatte und würde ihm vermutlich erst recht nie verzeihen, dass er sie auch noch in solch eine Situation gebracht hatte. Er hatte ihm zumindest so viel zugetraut ein Kondom zu benutzen, aber er wurde enttäuscht. Er schaute auf das zitternde, schluchzende Mädchen in seinen Armen herab und küsste ihr sachte auf ihr vom Wind zerzaustes, langes Haar. Ihm war egal, dass sie ein Fan war, sie war ein Mensch und hatte Gefühle und er wusste, gerade jetzt, brauchte sie ihn mehr denn je und da machte er keine Unterschiede. Er kannte sie ohnehin lange genug um von „Fan" und Fan zu unterscheiden. Und das tat er in diesem Moment. Er sah sie als normalen Mensch, so wie sie ihn scheinbar auch sah. Sie vertraute ihm und er vertraute ihr.

Nach einiger Zeit, wurde das Schluchzen in seinen Armen ruhiger und Sina schaute erschüchtert hoch, in das Gesicht des jungen Mannes, der sie einfach nur anlächelte. Sein graues Shirt war durchnässt, klebte an seinem Körper, aber ihm war es egal. „Sorry...", murmelte das Mädchen und löste sich von dem Jungen, um sein Shirt zu lockern und peinlich berührt in die Ferne zu starren. Der Wind sanft durch ihr Haar wehend. Basti studierte das Mädchen neben ihm, ohne etwas zu sagen. Ihre Augen waren rot und geschwollen. Auf ihren ebenfalls erröteten Wangen klebten getrocknete Tränen, an denen einzelne Haare hafteten. Ihre Lippen formten eine gerade Linie, fest zusammengepresst. Das Stahlen, dass ihm während des Auftritts so aufgefallen war, wie erloschen. Aber er konnte es ihr nicht übel nehmen. So gerne wüsste er, was sich in ihrem Kopf gerade abspielte und so fragte er: „Rede mit mir Sina... lass es raus. Erzähl mir die ganze Geschichte, deine Gedanken. Ich sag es niemandem weiter, bitte.." Seine Stimme ruhig und warm. Sina aber schüttelte nur leicht den Kopf. Zu viel Angst hatte sie davor, dass er sie nicht verstand. Dass er nicht nachvollziehen konnte, warum sie so gehandelt hatte, wie sie gehandelt hatte.

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt