[Kapitel 24.] - TRIGGERWARNUNG

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WARNUNG: Dieses Kapitel enthält Suizidgedanken. Also wenn du damit ein Problem hast, überspring den Throwback.

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"Mädchen du bist wirklich verrückt, aber ich hab dich lieb!", lachte Basti ins Telefon. Er saß Zuhause im Garten und sollte sich eigentlich auf die mathematischen Formeln auf den Blättern vor sich konzentrieren, aber er hieß jede Ablenkung willkommen und so kam es ihm nur all zu Recht, dass sein Handy klingelte und ein Bild von Basti zusammen mit der Schwangeren aufleuchtete. "Du sollst lernen und mein, sich nun immer weiter entwickelnder Mutterinstinkt hat genau gespürt, dass du es nicht tust..", waren ihre ersten Worte. Warnend, aber amüsiert. So ging es schon länger. Zufällige Anrufe, um nur mal kurz 'Hallo' zu sagen und die jeweils andere Stimme zu hören. Die Zwei verstanden sich prächtig, wussten, wie sie den anderen zum Lachen bringen konnten, aber ein Thema war strengstens tabu: Matt. Er hatte sich immernoch nicht bei dem Mädchen gemeldet und es waren schon mehrere Wochen vergangen. Soviel zum Thema "Ich will da sein. Ich will dich unterstützen.", wie er so laut posaunt hatte. Einen Scheiß war er da. Basti wusste, wie sehr Sina das Ganze belastete. Es gab mehrere Momente in den vergangenen Tagen, in denen er kurz davor war ins Auto zu steigen und nach Rostock zu fahren. Es tat ihm weh zu hören, wie fertig Sina sich machte. Die Fehler bei sich suchte und sich einredete, dass es einfach ihre Bestimmung war.

Es war mitten in der Nacht, als er schwer atmend aufwachte. Sein weißes Shirt klebte an ihm und seine Haare waren zerzaust. Ein kurzer Blick auf sein Handy verriet ihm die Zeit: 02:33 Uhr. Irgendwas stimmte nicht. Basti hatte nie Probleme durchzuschlafen, außer er hatte am Vorabend zu viel getrunken und musste auf Toilette. Er hatte auch nie Probleme mit Albträumen gehabt, konnte sich auch nicht daran erinnern, dass er einen gehabt hätte. Dennoch hatte er ein unwohles Gefühl. Ihm ging es nicht schlecht, aber er hatte ein Angstgefühl in seiner Brust. Ein Gefühl, welches ihm die Luft abschnürte. Für einen Moment schloss er die Augen und versuchte seinen Atem zu kontrollieren und seine Gedanken zu sortieren. Dann traf es ihn wie ein Schlag. Sina! Es musste irgendwas mit Sina sein. Einen Moment horchte er, ob es nicht vielleicht doch seine Eltern waren, aber es war alles ruhig. Panisch griff er erneut zu seinem Handy und scrollte durch seine zahlreichen Kontakte, die ihm endlos erschienen. Er müsste unbedingt bei Gelegenheit mal wieder ausmisten. Endlich angelangt bei S, wählte er mit hämmerndem Herzen die Nummer. Er hörte es regelrecht pochen und er hatte Angst, vor dem was ihm erwartete. "Komm schon geh ran..", murmelte er vor sich hin, ".. Verdammt nochmal Sina.." Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis das gleichmäßige Piepen ein Ende fand und er den schweren Atem des Mädchens in der Leitung hatte. "Sina was ist los?!? Geht's dir gut?" Seine Stimme voller Sorge. In der Zwischenzeit lief er in seinem Zimmer auf und ab, nur mit seinem total verschwitztem Shirt und einer schwarzen, engen Boxershorts bekleidet. "Sina rede mit mir..", flehte der junge Mann, als er nur Schluchzer wahrnehmen konnte. "Basti.. Ich kann das nichtmehr.. Ich will das nichtmehr.. Ich kann keine Mutter sein.." Der Sänger atmete tief durch und fuhr sich seufzend durch die Haare. Es war 'nur' eine Panikattacke. "Beruhig dich Süße.. Hey!" Er versuchte zu überlegen, wie er sie am besten zur Ruhe brachte. Da kam ihm eine Idee.

Er hatte an dem Morgen, an dem er zum Frühstück zu Besuch gewesen war, heimlich einen Stoffpinguin im Babybettchen platziert gehabt, als erstes Geschenk. Noch am Morgen hatte er ihn besorgt und mit großer Mühe in seiner Jacke in die Wohnung geschmuggelt. "Ich kann nicht..", flüsterte Sina mit erstickter Stimme. Er hörte wie das Handy auf befließten Boden aufschlug. Sie war im Badezimmer. Auf der Stelle überkam Basti ein Schauer; er ahnte schlimmes. "Sina, egal was du in der Hand hast leg es weg! Es ist kein Ausweg! Verdammte scheiße, ich hab Angst um dich. Du bist so ein wundervoller Mensch und du wirst eine tolle Mutter und du weißt, dass du meine vollste Unterstützung hast und ich zur Not auch zu dir komm.." Schweißperlen liefen über seine Stirn, er wollte und konnte sie nicht verlieren. "Sina ich ruf den Notarzt, du brauchst Hilfe..", er seufzte verzweifelt, da das Mädchen bisher keinerlei Reaktion gezeigt hatte. "NEIN!", rief sie plötzlich verloren, "Kein Arzt! Ich will nicht, dass mich jemand so sieht! Nein.. Bitte nicht.. Ich lass es..", ihr Flehen erstickte in Tränen, bis er wieder ein aufgebrachtes Schluchzen vernahm. Dem jungen Mann dagegen entglitt ein erleichterter Atemzug, als hätte er die Luft angehalten. Was er vermutlich auch getan hatte, ohne es überhaupt zu bemerken. "Kannst du aufstehen?", fragte Basti ruhig. "Wenn ja, geh mal bitte ins Kinderzimmer und schau in die Krippe..", er lächelte leicht ins Telefon, wollte Sina rüberbringen, dass alles in Ordnung war und er für sie da war. "Wieso?"; flüsterte sie nur. "Ich bin für euch da.. Schau aber bitte selbst" Das weckte Sinas Neugierde und mühsam erhob sie sich vom kalten Boden, sich am Handtuchhalter hoch ziehend. Was konnte Basti nur im Schilde führen? Er lag mit Sicherheit nicht in dem kleinen Kinderbett, welches sie für ihre Tochter hergerichtet hat. Es war ohnehin ungewöhnlich, dass das Kinderzimmer so früh fertig war, aber Sina war bekanntlich alleine und wollte alles so schnell wie möglich vervollständigen, bevor ihre Kugel ihr einen Strich durch die Rechnung machte. Wenn sie darüber nachdachte, war ihr vorheriger Gedanke schwachsinnig gewesen. Sie hatte so viel Liebe, Zeit und Geld alleine in das Zimmer investiert, zu viel, um es nicht auch nutzen zu können. Aber das war sicher nicht Bastis Gedanke hinter der Aktion gewesen, oder doch? Dass Sina das Zimmer sah und realisierte, wie schön doch alles sein konnte? Der Junge wartete geduldig am anderen Ende der Leitung, hatte sich in der Zwischenzeit wieder auf sein Bett gesetzt, im Schneidersitz, und hatte seine Beine bedeckt, denn irgendwie war es doch etwas frisch. Mit einem Lächeln lauschte er den tapsigen Geräuschen der nackten Füße auf dem Boden. "Oh Gott...", flüsterte Sina, dann ein kurzes Kruscheln, als sie die Decke zur Seite schob. "Gefällt er dir?"; fragte Basti ruhig. "Ich liebe ihn..", antwortete sie nur kurz und starrte das Plüschtier in ihrem Arm an. Es war ein grau-weißer Pinguin mit braunen, großen Augen verziert mit einem kleinen Anhänger: "Ich bin immer für euch da <3 Basti, der beste Onkel der Welt" Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. "Ich bin vielleicht nicht persönlich da, um dich zu beruhigen, aber vielleicht bringt Pingu etwas. Leg ihn auf deinen Bauch und stell dir einfach vor, ich wäre an seiner Stelle da" Eigentlich klang das ganze echt doof und kindisch, aber für Basti ergab es in diesem Moment Sinn und für Sina auch. Mit Pinguin und Handy bepackt, schaltete sie den Sternenhimmel des Zimmers wieder aus und schloss behutsam die Tür, bevor sie sich zurück in ihr Schlafzimmer begab. "Woher wusstest du, dass ich...?", sie musste die Frage nicht beantworten, Basti verstand auch so. "Intuition, gewöhn dich lieber dran, ich lass dich nicht so schnell gehen, ob du willst oder nicht" Der junge Mann legte sich wieder nieder und schaltete das Licht aus. Zum Reden, brauchte man nichts sehen und langsam aber sicher, ließ das Adrenalin nach und die Müdigkeit überkam ihn wieder. "Danke..", flüsterte Sina, als auch sie sich auf ihrem Bett positionierte. "Keine Ursache.. Pingu passt ab jetzt auf euch auf - hilfts denn was?" Basti war neugierig, ob sein Gedanke der richtige war und als Sina den großen Pinguin quer über ihren Leib platzierte, musste sie lachen. "Ich seh total bekloppt aus, aber ja, die gleiche Wirkung, wie nur du auf mich hast..", es war für die werdende Mutter immernoch beängstigend, was für einen Effekt der Sänger auf sie hatte, aber alleine seine Stimme zu hören, tat ihr gut. Ob es jemals bei Matt auch so werden würde? Mit diesen Gedanken schlaf sie ein und Basti tat es ihr gleich, die Verbindung stets auferhalten, bis sein Akku leer war und automatisch das Gespräch beendete.

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt