[Kapitel 71.]

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Als Sina wieder aufwachte, war es bereits hell draußen und die Sonne stand hoch am Himmel. Ein Stechen fuhr durch ihren Unterleib und sie zuckte schmerzerfüllt zusammen, was Basti weckte. "Was ist los?", Basti war plötzlich hellwach. Sina saß sich krümmend auf ihrer Seite des Betts, die Beine in der Decke verheddert. Bei dem Anblick hatte sich die Frage erübrigt. "Komm wir fahren ins Krankenhaus, ich hol schnell den Schlüssel von Mo, okay?" Sina nickte stumm und stand vorsichtig auf, um ihre Jacke drüber zu ziehen und ihre Handtasche zu packen, während Basti schon in seine Turnschuhe geschlüpft war und aus dem Zimmer lief. Stimmte etwas mit dem Baby nicht? Hatte Matt noch mehr "Schaden" angerichtet, als allen bewusst war? Gefühlschaos brach in Basti aus, als er panisch gegen Moritz' Zimmertür hämmerte. Dieser öffnete wenige Sekunden später verwirrt die Tür. "Basti, was-", Basti schnitt ihm das Wort ab. Er sah zwar, dass Karsten und Domi hinter Moritz im Zimmer saß, aber dafür hatte er jetzt keine Zeit. "Ich brauch die Schlüssel zum Auto. Irgendwas stimmt mit dem Baby nicht. JETZT", haspelte er und drückte sich im gleichen Moment schon an dem schmächtigen Mann vorbei, auf der Suche nach dem schwarzen Schlüssel zum Leihwagen.

Karsten, neben wem der Schlüssel auf dem Tisch lag, zögerte nicht lang und griff danach. "Ich fahr euch. Du solltest so definitiv nicht Auto fahren". Basti zögerte einen Moment, aber Karsten zog ihn schon an der Hand raus den Flur entlang. Sina stand auch schon bereit und an Basti gestützt liefen die drei schweigend Richtung Aufzug.

Die Fahrt war ruhig. Man hörte ab und an Sina vor Schmerzen wimmern und Basti, wie er ihr gut zusprach. Karsten standen die Schweißperlen auf der Stirn. Nun lag es an ihm rechtzeitig ins Klinikum zu kommen und er verfluchte den Hamburger Stadtverkehr. Basti warf ihm immer wieder einen nervösen Blick durch den Spiegel zu, auch er wusste nicht mit der Situation umzugehen und selbst Sina schien in ihrer eigenen Welt.

Bei Ankunft hatten die Schmerzen nachgelassen, aber durchchecken schadete auf keinen Fall etwas. Karsten wartete in der Zwischenzeit im Auto und hing seinen Gedanken nach. Allein was in den vergangenen 24 Stunden alles passiert war. Gestern um diese Zeit standen Sie gerade auf der Bühne und feierten ihr Leben. Jetzt saß er vor einem Klinikum in einem Van, ein Bandmitglied im Knast, einer besorgt um seine Lebensgefährtin und der letzte saß vermutlich nach wie vor im Hotelzimmer seines Managers und versuchte irgendeine Lösung zu finden, was die Zukunft der Band anging. Sie hatten sich schon früh bei Moritz auf dem Zimmer getroffen, hatte Andreas am Vorabend noch ein Meeting für den Morgen mit ihm und der Plattenfirma angesetzt.

Eins stand fest: Die Band musste eine Zwangspause einlegen. Bis feststand was mit Matt geschah und wussten, wie die Zukunft von Sebastian und Sina aussehen würde. Mit Kind. Nur war die Frage, wie sie es kommunizieren sollten. Wie lang die Pause werden würde und was aus Dominique und Karsten wurde. Viel zu viele hatten von den Geschehnissen des Vorabends bereits mitbekommen und selbst auf der Homepage der Bildzeitung wurde spekuliert. Doch keiner wusste den wahren Grund. Und das sollte wenn möglich auch so bleiben. Schon alleine um Sina und das Baby zu schützen.

Apropos Sina und das Baby: Es gab Entwarnung – vorerst. Dem Ungeborenen tat Sinas innere Unruhe gar nicht gut. Der Stress, ihre mentale Verfassung, die Aufregung. Basti hatte angesprochen was vorgefallen war – oder fast vorgefallen wäre - und die Ärztin war dankbar für den Hinweis. So konnte sie die von der Polizei benötigte Untersuchung gleich mit erledigen, ohne, dass es für Sina oder dem Baby noch mehr Unruhe verursachte. Sina starrte ohnehin hauptsächlich gerade aus und ließ es einfach über sich ergehen. Basti dagegen war umso aufmerksamer dabei, stellte viele Fragen und wollte in allen Belangen sicher gehen, dass der Rest der Schwangerschaft ohne weitere Komplikationen verläuft und Sina ein gesundes Baby zur Welt bringen konnte. Auch wenn im Hinterkopf immer dieser bittere Gedanke war, dass das Baby von einem riesigen Arschloch gezeugt wurde und nicht von ihm. Was würde er alles geben, um Vater dieses Kindes zu sein. Von dem kleinen Mädchen, um welches er sich so sehr sorgte, schon bevor es überhaupt auf der Welt war.  

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt