[Kapitel 76.]

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Und auch wenn Sina nicht in das Hotel zurückwollte, einmal musste sie es noch. Wenn auch nur packen. Basti hatte beschlossen, er würde erst einmal mit Sina nach Rostock fahren, bis es ihr besser ginge. Vielleicht auch längerfristig. Ihm war auch klar, dass er endlich mit seinen Eltern sprechen musste, aber zwar war zweitranging. Vorerst.

Vor dem Hotel hatten sich zwischenzeitlich neben Fans auch noch Pressemenschen versammelt, um der Band aufzulauern und etwas rauszubekommen. Deshalb entschloss Sina sich dazu schon eine Straße weiter auszusteigen und den restlichen Weg zu Fuß zu gehen. Getrennt von den jungen Männern. Auch wenn Basti nicht wohl dabei war, es war das Beste. Sie lächelte die Fans an, die sie kannte, unterhielt sich kurz, aber selbstverständlich unwissend. Die Jungs waren bereits rein gegangen und damit Sina zumindest nicht wieder in DAS Zimmer musste, folgte sie wenige Minuten später in das Zimmer von Karsten und Domi, wo Karsten schon lächelnd an der Tür wartete und sie hereinbat.

Sie setzte sich auf den Sessel, genau den Platz, an dem den Abend zuvor Domi noch den Sträfling festgehalten hatte. Das wusste Sina natürlich nicht, nur Domi, der auf dem Bett saß, starrte sie mit leeren Augen an. Bilder schossen ihm wieder in den Kopf. Die Erinnerungen. Die Wut. Der Tättowierte schluckte schwer. "Sina..", sprach er vorsichtig. "Setz dich doch hier hin, ist gemütlicher", er stand auf und deutete auf das Bett. Sina sah ihn verwirrt an, wollte aber nicht unhöflich sein und nahm sein Angebot an. Ihr Rücken tat ohnehin weh. Domi atmete erleichtert auf und erwiderte Karstens Blick, der ihn besorgt und alarmiert ansah. "Wie geht's dir Sina?", lenkte er dann von der Situation ab. Sina schaute zu dem farbigen Bandmitglied. Ja, wie ging es ihr?

Das wusste sie selbst nicht so genau. Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass sie erst einmal keine Angst mehr vor IHM haben musste. Sie war stolz auf sich selbst, so Vieles geschafft zu haben an diesem Tag. Sie steckte voller Liebe - für ihr Baby und für Basti. Wie er mit der Situation umging, wie selbstverständlich und stark er handelte, sich keine Unsicherheit oder Schwäche anmerken ließ, ihr einfach die Kraft und Sicherheit gab, die sie brauchte.

Aber sie verspürte auch Hass. Hass auf IHN. Ekel. Dass er ihr so etwas schreckliches angetan hatte. Solche Gedanken überhaupt gepflegt hatte. Aber noch größer war der Hass auf sich selbst. Sich so in ihm getäuscht zu haben. Geglaubt hat, dass er sich ändern könnte und es Ausrutscher gewesen sein könnten. Sich hatte von ihm schwängern lassen. Warum war sie mit ihm damals in die Kiste gesprungen? Warum hatte sie nicht besser aufgepasst? Warum hatte sie sich damals so volllaufen lassen und gerade den Blonden gewählt? Hätte sie nicht von Anfang an die Sympathie mit Basti entdecken können? Es wäre alles so viel einfacher geworden. Sie hätte von Anfang an geliebt werden können. Nicht so ein Drama. Nicht solch schreckliche Erfahrungen machen müssen. Nicht in Angst leben.

Sie war so in ihren Gedanken vertieft, dass sie vergessen hatte Dominique zu antworten – und das wiederum war für die zwei Männer Antwort genug. Sina ging es nicht gut. Wie auch. Überraschend war es nicht und eigentlich hätte er sich die Frage auch sparen können. Aber er wusste nicht, wie er sonst hätte ablenken sollen. Was soll man aktuell auch reden? Sie alle steckten irgendwie gerade in einer Krise, wussten vor Sorge nichtmehr klar zu denken. Dominique sah zu Karsten, der mit den Schultern zuckte. Er wusste auch nicht, was sie machen sollten. "Basti müsste gleich rüber kommen", versuchte er die Stille zu brechen und Sina schreckte regelrecht hoch, um ihn anzuschauen. "Sorry", haspelte sie, "war in Gedanken. Was macht ihr jetzt?" Sie schaute fragend in die Runde. Dominiques Frage lang schon vergessen. "Ich denke wir fahren erstmal nach Hause, genauso wie ihr. Alles sacken lassen, Möglichkeiten abwägen, wie es weiter geht. Uns einfach mal mit uns selbst auseinandersetzen und in Ruhe nachdenken" Er lehnte gegen das Fensterbrett. Sina nickte nur. Das machte natürlich Sinn.  

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt