[Kapitel 85.]

9 1 0
                                    

Die Sorge musste allerdings vorerst in den Hintergrund geschoben werden, wenn Bastis Eltern waren nach wie vor in der Stadt und weder Sina noch Sebastian wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Unzählige Male saß das Paar zusammen und überlegte sich eine Nachricht an Sebastians Vater – nur um diese kurz darauf wieder zu verwerfen. Hinzu kam, dass es Sina nicht viel besser ging, wie am ersten Tag nach dem Vorfall. Sie klagte immer wieder über Vorwehen und wollte einfach nur, dass es vorbei war. Basti hatte aus Panik in den vergangenen zwei Tagen bereits dreimal Sinas Hebamme angerufen und um Rat gefragt, aber außer "Ruhe bewahren" und "wenn die Wehen stärker und regelmäßiger kommen, müsst ihr ins Krankenhaus", kam keine große Hilfe. Es war ohnehin noch zu früh für die Entbindung, war der Geburtstermin erst auf in fünf Wochen errechnet und noch mehr Komplikationen konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Es war ohnehin schon ein Wunder, dass sich das Baby normal entwickelte, nach den ganzen Turbulenzen der letzten Monate. Eine Frühgeburt war das letzte, was Sina jetzt brauchte. Und auch Basti ließ sich von der Panik anstecken. Er ließ Sina nichts mehr alleine machen, nichtmal der Weg zum Badezimmer fand statt, ohne, dass er ihr hinterher lief und so sehr sie seine Fürsorge zu schätzen wusste, nervte sie es auch. Aber das würde sie ihm gegenüber niemals sagen, zu groß war ihre Angst den jungen Mann zu verlieren.

"Sina, sicher, dass du nicht ins Krankenhaus willst?", doch die Angesprochene schüttelte eifrig mit dem Kopf. "So schlimm ist es nicht. Das geht gleich wieder. Es drückt auch gar nicht, es zieht nur. Die Hochschwangere versuchte Basti immer wieder zu beruhigen. Und meist ging es kurz darauf auch wieder. Wie auch in diesem Fall. "Ich gewöhn mich schon fast daran", merkte Sina an und lief auf Basti zu, der auf dem Sofa saß und sie mit hochgezogener Augenbraue ansah. Er war sich nicht sicher, ob sie es ihm zuliebe, einfach nur runterspielte. Er griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich. Ihre Kugel auf Augenhöhe, fing er leise an mit dem Baby zu reden. "Hey Wurm, mach uns keine Sorgen, du hast noch alle Zeit der Welt. Entspann dich noch ein wenig. Du wirst früh genug mit der Welt konfrontiert. Und wenn du da bist, werden wir dich mit allem vor dieser Welt beschützen. Aber jetzt noch nicht. Jetzt lässt du Mama und Papa erstmal dein Zuhause verewigen". Sina lachte leise auf. Sie hatten geplant heute einen Gipsabdruck der Kugel zu machen. Es war unfassbar klischeehaft, aber trotz der ganzen Schmerzen und Umstände leibte Sina ihre Kugel. Sie liebte es darüber zu streifen, zu wissen, dass sie ihr kleines Mädchen immer bei sich trug. In Sicherheit. Zumindest normalerweise.

Es war eine klebrige Angelegenheit, aber Sina und Basti lachten viel und das tat gut. Es war schön einfach mal wieder etwas abschalten zu können, abgelenkt zu sein von all den Problemen und Sorgen. Einfach mal wieder Pärchen zu sein. Der Gipsabdruck stand zwischenzeitlich im Kinderzimmer zum trocknen. Basti hatte Sina ein Bad eingelassen und hatte eigentlich geplant sie zu begleiten und ihr zur Entspannung den Rücken zu massieren, allerdings hatten sich die zwei verkalkuliert.

"Entweder du oder ich, zusammen passen wir da nicht rein", Basti stand in Boxershorts vor der Badewanne, in der die Hochschwangere saß und schmollte. "Ist die Wanne geschrumpft?". Vor ein paar Wochen hatte das doch noch funktioniert. "Ne, ich bin auseinander gegangen", lachte Sina, "aber du kannst mir trotzdem gerne Gesellschaft leisten". Der junge Mann überlegte einen Moment, bevor er sich seine Jogginghose aus dem Wäschekorb fischte, drüberzog und sich neben die Badewanne auf den Boden pflanzte. "Gute Idee!". Lächelnd schaute er zu seiner Freundin hoch. Er kam sich vor wie ein Wachhund, aber sie genossen die gemeinsame Zeit. Genossen die Zweisamkeit, die Ihnen noch blieb. Sina spritzte Basti immer wieder nass und blies ihm Schaum ins Gesicht, bis auch er klitschnass war. Sein Blick blieb an Sinas Lachen hängen. Es war schön sie so unbeschwert lachen zu sehen. Viel zu lange, war diese Unbeschwertheit nicht mehr da gewesen. Selbst in den banalsten Alltagssituationen war ein grauer Schleier in ihrem Blick. Ein Schleier den Matt dort platziert hatte. Vermutlich würde er auch immer bleiben, ab er in solchen Momenten, in denen sie einfach glücklich schien, merkte er, dass es noch Hoffnung gab und er tat alles dafür, dass es so viele Glücksmomente wie möglich gab.   

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt