[Kapitel 79.]

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"Baby, ich hab Angst", flüsterte Basti an dem Abend vor der Ankunft seiner Eltern. Sina ging ein paar Schritte auf den jungen Mann zu, der im Türrahmen zur Küche stand. Oder besser gesagt sie watschelte. Langsam aber sicher sehnte sie sich nichts sehnlicher herbei als die Geburt. Sie liebte und genoss es zwar schwanger zu sein, aber sie konnte sich zwischenzeitlich kaum noch problemlos bewegen und lag mit geschwollenen Füßen und schmerzendem Rücken nur noch in der Gegend rum, während Basti den Haushalt schmiss. Ab und an zwang sie sich aber doch zumindest für die beiden zu kochen. Auch wenn er die Einkäufe erledigte. Sina hatte ein schlechtes Gewissen. Sie konnte dem Sänger nichts bieten und auch wenn sie genau wusste, dass er gar nichts erwartete, dass die Zeit, die sie zusammen verbrachten, kuschelten, alles war, was er aktuell brauchte. Er es regelrecht genoss nach der stressigen Zeit mit der Band, einfach wieder Ruhe nachholen zu können. Nebenbei lernte er viel für sein Studium. Er konnte sich besser konzentrieren, wenn sie da war und ihm über den Rücken streichelte. Zum Glück hatte er ein Fernstudium und somit keinerlei Probleme von Rostock aus zu studieren. Und so oft er auch an dem Punkt war das Studium hinzuschmeißen, wusste er, wenn er irgendwann für seine Familie richtig sorgen wollen würde, kam er daran nicht vorbei. Die Musik war einfach zu unsicher, auch wenn er insgeheim hoffte, nie auf "Plan B" zurückgreifen zu müssen.

"Wir schaffen das", sie schaute ihm tief in die Augen und streichelte über seinen Arm. "Wer kann dieser Kugel schon widerstehen?" Basti musste leise auflachen. Da war was Wahres dran. "Ich auf jeden Fall nicht", nuschelte er zurück, als er seine Lippen auf ihre presste. Wie sehr es stimmte. Er konnte der Kugel wirklich nicht widerstehen. Sina sah so wunderschön aus. Am liebsten würde er sich jetzt gehen lassen und ihr zeigen, WIE er nicht widerstehen konnte, aber er musste. Sina war noch nicht so weit. Er war schon froh, dass sie sich jetzt wieder spontan küssen ließ, sie einander wieder unangekündigt umarmen konnten, aber an Sex war wohl noch lange Zeit nicht zu denken.

Sina errötete. Ihr war klar, was Basti anspielte und er tat ihr leid. Sie wollte ihn nicht so hinhalten, aber sie fühlte sich einfach noch nicht wohl. Sie hatte ihre Panikattacken nicht unter Kontrolle und die Flashbacks zu diesem einen Abend kamen immer und immer wieder durch die kleinsten Parallelen zurück. Allein der Gedanke an Sex erweckte in ihr Übelkeit - egal wie sehr ihr Körper dank der Schwangerschaftshormone sich danach sehnte. Es war einfach nicht möglich. Als sie von dem Kuss abließ schüttelte sie also traurig den Kopf. Basti verstand ohne Worte und küsste ihre Stirn. "DU hast alle Zeit der Welt". Somit war das Thema beendet.

Und dann war der Tag der Wahrheit gekommen...

Basti hatte sich dazu entschlossen, seinen Eltern erst einmal alleine unter die Augen zu treten. Auch, wenn es ihm unheimlich schwer fiel seine Sina allein Zuhause zu lassen, mit dem Wissen, dass auch sie völlig durch den Wind war und wie er, die Nacht zuvor, kaum ein Auge zugetan hatte. Sie hatten beide Angst, auch wenn Sie wussten, dass er alt genug war, um eine solche Entscheidung zu treffen. Dass seine Eltern ihm nichts verbieten oder ausreden konnten. Dennoch waren sie ihm unheimlich wichtig und er wollte einfach dem Versteckspiel ein Ende setzen, schließlich wurden auch sie in gewisser Weise Großeltern. Er wollte so gern ihre Unterstützung. Und da blieb eben nur eines übrig: Es ihnen zu sagen.

So stand er nervös am Bahnhofsgleis, an welchem gerade der Zug einfuhr. Seine Finger fummelten die ganze Zeit mit dem Schlüsselbund, an dem sein Autoschlüssel, sowie zwei Haustürschlüssel angebunden waren. Einer für das Haus seiner Eltern und einer für Sinas Wohnung – bzw. aktuell Sinas und seiner Wohnung. Schon bei der Einfahrt blickte er aufmerksam durch die Fensterscheiben, auf der Suche nach seiner Mutter und seinem Vater. Diese erblickt, atmete er noch einmal tief durch und lief langsam mit dem Zug mit, zur richtigen Tür. "Ich schaff das". 

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt