[Kapitel 86.]

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Mitten in der Nacht wachte Sina auf. Irgendwas passte nicht. Und es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie realisierte, WAS nicht passte. Ihr Bett war nass. Panik stieg in ihr auf. Es war doch noch zu früh. Das ziehen in ihrem Unterleib bestätigte ihre Vermutung. "Oh Gott", flüsterte sie mit zittriger Stimme. "Oh Gott", ihre Stimme wurde immer lauter. Als sich das Ziehen in einen Schmerz wandelte, schrie Sie die zwei Worte nochmals entsetzt. Basti schreckte aus dem Schlaf und saß kerzengerade im Bett. Völlig verdattert schaute er seine Freundin an. Als aber auch er das feuchte Bettlaken ertastete, musste er gar nicht nachfragen. Es war nicht einer von Sinas Albträumen. Die Momente, in denen sie im Schlaf geschrien hatten, Matts Untaten sie bis in ihre Träume verfolgten. Nein.

"Das Baby komm", flüsterte er leise. Es war mehr eine Feststellung als alles andere. Beide brauchten einen Augenblick, um zu realisieren, was gerade passierte. Und dann ging alles ganz schnell.

Basti sprang regelrecht aus dem Bett und eilte um dieses herum. "Babe, es ist alles gut. Stress dich nicht rein. Wir ziehen dir jetzt etwas trockenes, gemütliches an. Deine Tasche ist gepackt. Ich bring dich gleich ins Krankenhaus". Er kniete neben der jungen Frau, die ihn mit angsterfülltem Blick anblickte. Sie hatte Angst vor den Schmerzen, hatte Angst, dass etwas schief ging, hatte Angst, dass sie es nicht ins Krankenhaus schaffen, hatte riesige Angst, dass sie keine gute Mutter sein würde. Sie vertraute Basti, aber sie wusste, dass auch in ihm die Panik wuchs. Sie sah es in seinem Blick. Doch er blieb ruhig - für sie. Gedanklich hatte er sich schon so oft ausgespielt, wie er vorzugehen hatte, wenn es soweit war. Aber dann wirklich in der Situation zu sein, war nochmal etwas komplett anderes. Mit zittrigen Händen half er seiner Freundin hoch, die kurz darauf vor Schmerz wieder auf das Bett sank. "Ist es arg schlimm?", besorgt und doch hilflos stand er neben ihr und hielt ihre Hand, während sie die Wehe wegatmete. Als diese verflogen war, startete sie erneut den Versuch aufzustehen, diesmal mit mehr Erfolg. "Es ist schlimm, aber ich weiß, dass es noch schlimmer wird, also ist es noch auszuhalten". Sina stützte sich am Arm des jungen Sängers ab, der sie zu ihrer Kommode begleitete, um frische Unterwäsche und eine trockene Jogginghose rauszuwühlen. Sie versuchte wirklich Ruhe zu bewahren. Leicht angeekelt streifte sie die nasse Wäsche von ihren Beinen. "Kannst du das Bett gleich abziehen für mich?", Sina sah den jungen Mann an, der sie überfordert beobachtete. Es wrude ernst und irgendwie waren beide nicht dafür bereit.Sie wurden Eltern...

Sie wurden... Eltern. Basti realisierte es erneut und und erwachte aus seinem Schock. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Er wuselte um Sina herum, bevor er die Tasche schnappte, eine frische Wasserflasche für Sina aus der kleinen Kammer kramte, nebenbei versuchte sich Sweater und Jogginghose überzustreifen und in seine Turnschuhe stieg. Als er Sina ihre Schuhe, sowie eine Strickjacke reichen wollte, sah er, wie sie sich vor Schmerzen erneut krümmte und nahm sie fest in den Arm. "Wir schaffen das. DU schaffst das". Er streichelte über ihren Rücken, bis die Schmerzen nachgelassen hatten und half ihr mit allen Sachen zu ihrem Auto. Sein Auto stand seit Monaten unberührt in Köln, aber er hatte auch keinerlei Motivation gehabt etwas daran zu ändern, war die Parksituation ohnehin schwierig und für was brauchten sie zwei Autos. Zumindest vorübergehend.

Sina wollte zwischenzeitlich einfach nur, dass alles vorbei war. Sie realisierte gar nicht was geschah, alles war wie im Film. Alles was sie wahrnahm waren diese unbeschreiblichen Schmerzen, die sich anfühlten, als würde jemand sie in zwei reißen. Dieser Druck, als würde ein Stein aus ihrem Körper wollen. Sie bekam nur am Rande mit, wie Basti durch die Innenstadt heizte, rote Ampeln ignorierte und ihnen hinterher gehupt war. Zum Glück war es nachts und somit nicht all zu viel los auf den Straßen. Sebastian war durchgeschwitzt, als sie ankamen. Er zitterte am ganzen Körper, als er Sina aus dem Auto, welches er belanglos direkt vor der Notaufnahme platziert hatte, half und mit ihr das Gebäude betrat. "Hallo, wir brauchen Hilfe! Das Baby kommt" - wo gerade noch keine Menschenseele zu erblicken war, kamen aus drei verschiedenen Türen Arzthelferinnen geeilt. Eine mit Rollstuhl, in dem sich Sina direkt platzierte, waren ihre Beine wie Gummi durch die Schmerzen.  

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt