[Kapitel 12.]

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Sie schaffte es trotz allem ihre Freundinnen den Vortritt zu lassen. In der Hoffnung sich doch unbemerkt an der Schlange vorbei schleichen zu können. Aber da kam der goldbraun gelockte Gottfried, der Manager der Band, schon und bat sie lächelnd vorzutreten. Und dann fiel Karsten's Blick auf sie. „Oh mein Gott Sina du lebst!", rief er erfreut und stand auf, um sie in eine Umarmung zu ziehen. Karsten hatte den Bauch gar nicht beachtet, so schön fand er es das Mädchen wieder zu sehen. Oft hatte er darüber nachgedacht, was wohl aus ihr geworden war, hatte versucht ihre Social Media Accounts nach Hinweisen zu erforschen, wurde aber immer mit der „privater Account" Meldung abgewiesen. Insgeheim hatte er erhofft das Mädchen in Rostock zu sehen, wusste schließlich, dass sie dort lebte, hatte aber die Hoffnung schnell aufgegeben, nachdem er sie während des Auftritts nicht erblicken konnte.

Und auch Sina's Emotionen waren „all over the place". Es war so ein wohliges Gefühl so in Empfang genommen zu werden. Sie hatte die Umarmungen vermisst und auch wenn es ‚nur' Karsten war, gab es ihr so viel. Auch, dass er sie nicht sofort auf ihren Babybauch ansprach. Was aber nicht lange dauerte, denn der farbige Dominique wurde auf die Unruhe neben ihm schnell aufmerksam und auch er stellte mit einem Lächeln im Gesicht fest, dass der „verschollene Fan" der Auslöser dafür war. Doch Domi's Blick viel direkt auf die Wölbung unter Sinas Rock. Es war schwer einzuschätzen, wie weit die Schwangerschaft bereits fortgeschritten war, aber es war definitiv unverkennbar, wenn das Mädchen direkt vor einem stand. „Hey Süße", Domi umarmte sie herzlich und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, während er ihr zaghaft über den Rücken strich - wie er es immer tat. Für ihn war das eine Geste von Zuwendung und um zu zeigen, dass die Person, die er umarmte sicher war. Dass er sich sorgte und sie ihm nicht egal war. Und er sorgte sich sehr um das Mädchen. Er liebte Kinder und auf eine Art und Weise freute er sich über die Nachrichten. „Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs", lächelte er ihr entgegen, als er von ihr abließ und sich wieder setzte. Sina lief puterrot an und murmelte nur ein „Dankeschön". Ihr war das ganze so unangenehm und am unangenehmsten war Bastis Blick, der regelrecht auf ihr brannte, aber von der Person unterbrochen wurde, die an allem, neben ihr natürlich, Schuld war. Dem Vater des Kindes. Matt. Der wusste nicht so recht, wie er Sina begrüßen sollte. Wie er damit umgehen sollte, dass sie auf einmal wieder 'da' war. Er hatte sie gekonnt aus seinem Leben gedrängt. Lange hatte er sich Vorwürfe gemacht, als ihm klar wurde, dass er der Grund war, warum sie zu keinen Auftritten mehr ging. So dachte er. Und in irgendeiner Weise stimmte es ja auch. Schließlich war sie schwanger von ihm und versuchte die Schwangerschaft hauptsächlich deshalb für sich zu behalten. Aber das wusste er bis zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Auch dachte er in diesem Augenblick nicht so weit, dass er sie vielleicht in diese Lage gebracht hatte. Er lächelte sie einfach an und entgegnete ein kurzes „hey", als er ihre Autogrammkarte unterschrieb. Was sollte er auch schon groß tun. Ihm war bewusst, dass er ihr Herz gebrochen hatte und sie das nicht verdient hatte. Ihm war bewusst, dass er schuld war, dass die Jungs fast einen ihrer treusten Fans verloren hatten. Ihm war bewusst, dass das Mädchen, wegen dem er Nächte lang wach gelegen hatte, auf einmal wieder vor ihm stand und es überforderte ihn. Auch war er schockiert zu sehen, dass sie wohl schnell über ihn hinweg gewesen war und für andere Männer die Beine breit gemacht hatte und auch noch so dumm war sich schwängern zu lassen.

Schnell widmete er sich dem kleinen, nervös zitternden Kind hinter Sina, die ihn einfach nur mit leerem Blick anstarrte. „Hey.. Sina..", murmelte Basti und zog sie ans Ende des Tisches, wo er aufstand und sie einfach nur in den Arm nahm. Kein Tisch, der im Weg war, einfach eine herzhafte Umarmung. „Es ist seins oder?", flüsterte er kaum hörbar in ihr Ohr, ohne sie loszulassen. Schwer atmend nickte sie und klammerte sich am Shirt des Gleichaltrigen fest, mit den Tränen kämpfend. Sie wollte so gerne stark bleiben, wollte keine Schwäche zeigen. Nicht vor Matt. Aber Basti wusste Bescheid und er betätigte damit einen Hebel in ihr, den sie nicht kontrollieren konnte. Als sie die ersten Tränen auf ihrer Wange spürte war es vorbei, sie riss sich von dem jungen Sänger und eilte davon. An ihren Freunden vorbei, geradeaus durch die Menge. Sie wollte einfach nur weg. War mit der Situation überfordert. Sie wusste nicht, wie sie den Mädchen erklären sollte, warum es sie so berührt hatte. Sie wusste nicht, wie Basti mit der Information umgehen würde. Dieser schaute dem Mädchen aber einfach nur nach. Er war nicht überrascht von den Neuigkeiten, hatte es im Gefühl gehabt. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie abhauen würde.. Dass sie so schnell wieder verschwunden war. Unauffindbar. "Sebastian...", Gottfried legte ermahnend eine Hand auf seine Schulter. Die Schlange vor ihm staute sich und er wusste, er musste weiter arbeiten. Matt neben ihm hatte das Geschehen nur so halb mitbekommen und war verwirrt von Sina's plötzlichem Emotionsausbruch in den Armen seines Bandkollegen. Der Bandkollege, der ihr gesteckt hatte, dass er sie betrogen hatte. Der, der ihm das Mädchen weggerissen hatte. Matt wusste in seinem innersten, dass Basti damals das Richtige getan hatte, aber ganz verziehen hatte er es seinem Kollegen nie. Die zwei hatten sich auseinander gelebt und hatten außerhalb der Band nichtmehr viel miteinander am Hut – vielleicht weil der Holländer eben immer im Hinterkopf hatte, dass Basti ihm die „Tour" versaut und das Vertrauen gebrochen hatte.

Meinst du es ernst? [Eine Feuerherz FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt