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Ich nehme mir ein Brötchen aus dem Korb und schneide es auf. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie auch Louis sich ein Brötchen nimmt und lustlos an ihm herumknabbert. Ich greife nach der Erdbeermarmelade, beschmiere mein Brötchen damit und beiße dann herzhaft hinein.

Während ich kaue, beobachte ich Jay und Mum, die noch immer in ihr Gespräch vertieft sind. „Harry weiß noch nicht so recht, was er jetzt, nachdem er die Schule beendet hat, machen soll", erzählt Mum gerade und ich verdrehe genervt die Augen. Haben die beiden kein anderes Gesprächsthema als meine Zukunft? 

„Aber du musst doch wenigsten eine Richtung wissen, in die es gehen soll?", stellt Louis irritiert fest, doch ich schüttele den Kopf. „Ich habe nicht die geringste Ahnung." Mum und Jay sind wieder in ihr Gespräch vertieft, während Louis mich aufmerksam mustert. „Was wolltest du denn werden, als du klein warst?" 

„Ich hatte noch nie eine konkrete Vorstellung, wie mein Leben später aussehen soll", gebe ich seufzend zu und trinke einen Schluck. „Du hast da mehr Glück. Du musst dir über so etwas gar keine Gedanken machen." Noch ehe ich die Worte realisiere, haben sie schon meinen Mund verlassen und ich wage einen Blick zu meiner Mutter, die aber so in ihr Gespräch vertieft ist, dass sie nichts gehört hat. 

Dann wende ich mich wieder Louis zu, der mich mit einem undefinierbaren Ausdruck mustert. „Alles hat seine Vor- und Nachteile", meint er schließlich schulterzuckend und knabbert weiter an seinem trockenen Brötchen herum. Überrascht, dass er mit meiner makaberen Aussage so locker umgeht, mustere ich ihn einen Moment lang. Irgendwann widme ich mich jedoch wieder meinem Brötchen. 

„Und du hast wirklich schon die Schule beendet?", fragt Louis nach einer Weile und ich nicke schmunzelnd. „Vor ein paar Tagen habe ich mein Abschlusszeugnis bekommen." „Und was machst du jetzt die ganze Zeit?" „Dies und das", antworte ich ausweichend und lenke schnell vom Thema ab. „Wie alt bis du eigentlich? Mum meinte, du seist in meinem Alter, aber deine Größe lässt etwas anderes vermuten." 

„Kann ja nicht jeder so ein Riese sein wie du", brummt Louis trotzig und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich muss zugeben, dass es unglaublich knuffig aussieht, weshalb meine Mundwinkel in die Höhe wandern. „Ich bin bald 17", beantwortet er mir dann meine Frage. „Und wann ist bald?" 

„In einem Monat", nuschelt er und ich muss schmunzeln. „Das ist ja sehr bald", ziehe ich ihn auf und Louis brummt nur etwas Unverständliches. „Ich bin übrigens bald 19", grinse ich und er sieht mich nicht wirklich überzeugt an. „Und wann ist für dich bald?" 

„Im Februar." „Wir haben gerade Sommer", stellt Louis fest und sieht mich kopfschüttelnd an. „Danke für den Hinweis", grinse ich zurück, während Louis die Arme noch immer vor der Brust verschränkt hat. „Da ist mein bald aber mehr bald als dein bald." Seine blauen Augen funkeln mich trotzig an und ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Das ergibt keinen Sinn." 

„Nur, weil du keine Argumente hast", grinst Louis und ich gebe mich geschlagen. „Gut, dein bald ist mehr bald als mein bald." Ich nehme einen Bissen von meinem Brötchen und als ich wieder aufsehe, spüre ich Mums Blick auf mir. „Harry Schätzchen, deine Aussage ergibt keinen Sinn", schmunzelt sie und ich höre Louis leise kichern. 

„Philosoph solltet du nicht werden", rät mir auch Jay lachend und nun bin ich derjenige, der seine Arme vor der Brust verschränkt. „Das war Louis' Aussage. Und außerdem hatte ich nie vor, Philosoph zu werden." „Na dann ist ja gut", schmunzelt Mum und wuschelt mir durch die Locken. Ich werfe ihr einen wütenden Blick zu und versuche meine Haare wieder zu richten. 

„Du siehst aus wie ein Lama", lacht Louis und deutet auf meine Frisur. „Und du wie ein Vogelnest", grummele ich zurück und höre Mum leise lachen. „Harry konnte noch nie gut mit Kritik umgehen. Als ihm damals in der Grundschule gesagt wurde, dass seine Locken doof aussehen, hat er seinem Gegenüber einfach den Sand, den er in der Hand hatte, ins Gesicht geschmissen und ist gegangen", erzählt sie und ich rolle mit den Augen. 

Den Sternen so nah - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt