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Am nächsten Morgen werde ich von meiner Mutter, die in mein Zimmer poltert, geweckt. „Guten Morgen, mein Schatz." Verschlafen öffne ich die Augen und grummele in mein Kopfkissen.

„Du hast Besuch." „Ich will weiterschlafen", brumme ich und ziehe die Decke über meinen Kopf. „Ich kann auch wieder gehen", murmelt da eine leise Stimme, die ich unter tausenden wiedererkennen würde.

Meine Fingerspitzen kribbeln, während ich unter der Decke hervorluge und Louis' Gestalt im Türrahmen ausmachen kann. Unsicher kaut er auf seiner Lippe herum und wirkt noch viel kleiner als sonst.

„Schon gut, komm rein."

Meine Mutter verlässt den Raum, nachdem sie die Jalousien geöffnet und uns ein kurzes Lächeln geschenkt hat. Die Tür fällt leise ins Schloss und Louis' Blick huscht im Zimmer umher.

Ich setze mich im Bett auf und fahre mir durch die Haare. Mein Versuch, die verwuschelten Locken zu bändigen, scheitert kläglich.

„Ich wollte dich nicht wecken", entschuldigt Louis sich leise und bleibt noch immer an genau dem gleichen Fleck stehen. „Schon gut", wiederhole ich meine Worte und betrachte ihn. Die dunklen Schatten unter den Augen, die Mütze, die unsichere Körperhaltung.

„Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten..."

Er muss von unserem Streit reden. Hat er sich genauso viele Vorwürfe gemacht, wie ich mir?

Ich stehe auf und gehe auf ihn zu. Louis sieht mich aus großen Augen an, doch ich ignoriere die unausgesprochene Frage auf seiner Zunge und schließe in stattdessen in meine Arme. Ich ziehe ihn an meine Brust und Louis lässt die Krücken zu Boden gleiten, um seine Arme ebenfalls um mich zu schlingen.

„Es tut mir leid...", nuschelt er in mein Schlafshirt und ich lege meine Lippen für einen kurzen Augenblick auf seine Stirn. „Mir tut es auch leid." Wir gucken uns stumm in die Augen, bevor Louis sich wieder an meine Brust kuschelt.

„Wollen wir eine Runde spazieren gehen?" Louis' Tonfall ist zögerlich und ohne das sonst vorhandene Selbstbewusstsein. Fast so, als erwarte er, dass ich Nein sage.

„Gerne." Ich streichele ihm sanft über die Wange, bevor wir uns voneinander lösen. „Ich mach mich schnell fertig", verabschiede ich mich ins Bad und Louis lässt sich nickend auf meinem Schreibtischstuhl nieder.

Die Haare zu einem Dutt gebunden, kehre ich in mein Zimmer zurück und öffne meinen Schrank. Ich tausche mein Schlafshirt schnell gegen ein weißes T-Shirt und schlüpfe in eine schwarze Jeans, während Louis sich in meinem Rücken träge auf dem Schreitischstuhl im Kreis dreht.

„Wollen wir los?" Louis nickt und steht auf. Mir fällt auf, dass er Handschuhe trägt, die allerdings ab der Mitte der Finger enden. „Für die Krücken." Louis' Blick ist meinem gefolgt. „Bei längeren Strecken ist es mit den Handschuhen angenehmer."

Ich nicke verstehend und streife mir im Flur ein kariertes Hemd über, bevor ich in meine Chucks schlüpfe. Louis tut es mir gleich und überprüft kurz die Taschen seiner Jeansjacke.

„Hast du irgendwas vergessen? Brauchst du noch was?" Louis sieht ertappt auf, beißt sich auf die Lippe und schüttelt dann den Kopf. „Alles gut." „Dann lass uns los."

Ich bin nicht ganz überzeugt, dass Louis die Wahrheit sagt, aber ich lasse es erst einmal auf sich beruhen.

Wir gehen nach draußen und Louis schlägt direkt den Weg ein, der aus dem Wohngebiet raus, in ein kleines Wäldchen führt. Ich vergrabe meine Hände in den Taschen meiner Jeans und kaue auf meiner Lippe herum. Frage mich, wie ich am besten ein Gespräch beginnen soll. Doch Louis nimmt es mir ab.

Den Sternen so nah - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt