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Der Regen prasselt gleichmäßig gegen die Scheibe des Krankenhauszimmers. Der Geruch von Desinfektionsmittel liegt in der Luft und alles in mir schreit danach, aufzuspringen und aus diesem schrecklichen Gebäude zu verschwinden.

Der einzige Grund, der mich hier hält, sitzt auf dem Krankenhausbett in der Mitte des Raums. In Jogginghose und einem weißen T-Shirt von mir und mit einer Infusion im rechten Arm. Über diese Infusion bekommt Louis seine Medikamente über mehrere Stunden hinweg verabreicht.

Louis hat vor einigen Tagen beschlossen, mir vollends zu vertrauen. Mich an seinem Leben vollständig teilhaben zu lassen. Mit allen Höhen und Tiefen, die es bereithält.
Er hat mir nicht nur von der Diagnose des Arzttermins erzählt, sondern mir auch angeboten, ihn zur nächsten Chemositzung im Krankenhaus zu begleiten. Auch wenn das laut ihm keine schönen Stunden werden würden.

Aber ich möchte jede mögliche Sekunde mit ihm ausnutzen und ihm beistehen.

Jay hat uns hergefahren und verbringt die Stunden in der Cafeteria des Krankenhauses, während ich bei Louis bin.

Ich löse meinen Blick von den feinen Regentröpfchen, die an der Fensterscheibe entlangrinnen und drehe mich in meinem Stuhl zu Louis herum. Seine Augen finden meine fast augenblicklich und ich stehe auf, um mich zu ihm auf die Bettkante zu setzen.

„Mir ist langweilig."

Meine Mundwinkel biegen sich bei Louis' jammernden Tonfall nach oben und ich schnappe mir seine Hand. „Wir könnten kuscheln", schlage ich vor und Louis wiegt den Kopf hin und her, als müsste er über diesen Vorschlag erst einmal nachdenken.

„Oder du reißt mir dieses Ding aus dem Arm und wir hauen ab."

Ich schüttele den Kopf und male mit meinem Daumen Kreise auf Louis' Handrücken. „Langweiler", murrt Louis trotzig und lehnt sich an das hochgeklappte Kopfteil des Bettes. „Hört sich kuscheln mit mir so schlimm an?" Louis zuckt mit den Schultern und wirkt plötzlich müde. „Ich will nur nicht einen weiteren Tag hier in diesem unbequemen Bett vergeuden."

„Dann lass ihn uns nicht vergeuden", schlage ich lächelnd vor und beuge mich vor, um Louis einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Und was genau wollen wir in diesem Gefängnis hier anstellen, was keine Zeitvergeudung ist?", murmelt Louis stur und sieht mich wenig begeistert an. „Du bist echt ein Dickkopf", grinse ich kopfschüttelnd und sehe mich dann in dem Raum um.

„Wir könnten Monopoly spielen oder einen Film gucken oder du schreibst weiter an deinem Lied...", zähle ich verschiedene Dinge auf und beobachte wie ein kleines Lächeln über Louis' Gesicht huscht. „Oder wir kuscheln."

Louis lacht leise und zieht mich an meiner Hand zu sich. „Also gut, Babycakes. Du hast gewonnen, wir kuscheln." Ich knuffe ihn in die Seite und krabbele dann zu ihm, sodass ich meinen Rücken ebenfalls anlehnen kann. Dann ziehe ich Louis zwischen meine Beine und vergrabe meine Nase in seinen Haaren. Meine Hände finden vor Louis' Bauch die seinen und wir verschränken unsere Finger ineinander.

„Wie geht's dir?", durchbricht Louis die Stille, die uns die vergangenen Minuten umhüllt hat, irgendwann. „Hm?" Louis dreht seinen Kopf, sodass er mich seitlich über seine Schulter ansehen kann und wiederholt seine Frage. „Ich habe dich gefragt, wie es dir geht, Haz."

„Gut, denke ich."
„Denkst du?"
„Ich habe mit deiner Frage nicht gerechnet", verteidige ich mich halbherzig, während Louis mich angrinst. „Das habe ich gemerkt."

Ich knuffe ihn in die Seite und Louis pikst mir als Revanche zwischen die Rippen. „Du hast mich in den letzten Stunden und Tagen so oft gefragt, wie es mir geht und ich dich nie", erklärt er mir lächelnd und ein warmes Gefühl macht sich in meiner Brust breit. „Du bist süß, Löwenherzchen." Louis senkt den Blick und ich hauche ihm einen Kuss auf den Kiefer. „Jetzt bin ich mir übrigens sicher, dass es mir sehr gut geht", murmele ich gegen seine warme Haut und Louis kuschelt sich enger an mich.

Den Sternen so nah - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt