Mum sagt immer, ich sei ein pessimistischer Mensch, aber ich bin da anderer Meinung.
Sie hat zwar teilweise Recht, ich gehe immer vom Schlimmsten aus. Male mir alle möglichen Szenarien in meinem Kopf aus und bin der festen Überzeugung, ein noch viel schlimmeres wird eintreffen.
Aber das macht mich meiner Meinung nach nicht zu einem pessimistischen Menschen. Sondern viel mehr zu einem Menschen, der versucht, sich selbst zu schützen. So würde ich es definieren.
Ich bin nicht pessimistisch, ich möchte mich nur schützen.
Schützen davor, enttäuscht zu werden.
Wenn ich vom Schlimmsten ausgehe, kann ich eigentlich nur positiv überrascht werden. Gehe ich jedoch von etwas Gutem aus, werde ich plötzlich und ohne Vorwarnung ins kalte Wasser geschubst, wenn es nicht so gut wird wie erwartet. Diesen Sprung ins Wasser und die damit verbundene Enttäuschung möchte ich verhindern.
Doch in seltenen Augenblicken bin auch ich optimistisch, vergesse mein Vorhaben mich zu schützen und erwarte etwas Gutes.
So auch gestern Nachmittag im Krankenhaus. Ich habe mir erlaubt, zu glauben, dass das zwischen Louis und mir wieder wird. Dass er es zulässt.
Doch der Sturz ins kalte Wasser ließ nicht lange auf sich warten.
Kaum saßen wir im Auto, hat Jay meine Rolle übernommen und Louis mich keines Blickes mehr gewürdigt. Weder bei der Fahrt, noch bei der Verabschiedung. Alles wie vor seinem kleinen Zusammenbruch in meinen Armen.
Als hätte dieser Augenblick der Vertrautheit, der Sicherheit und Geborgenheit nie existiert.
Der Fall war schmerzhaft, doch damit klarzukommen und weiter zu machen ist noch viel schmerzhafter. Vor allem, wenn man alleine ist. Wenn der beste Freund, derjenige, der dich ohne Worte verstanden hat, der alles mit dir geteilt hat, wenn dieser besondere Mensch nicht länger Teil deines Lebens ist.
Es ist verdammt schmerzhaft, diese Worte auszusprechen, doch mit jedem Tag, der seit Bens Abreise vergeht, werden sie wahrer.
Ben ist nicht mehr mein bester Freund.
Ich schlucke die aufsteigenden Tränen herunter und lehne meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe des Busses. Warum ist das Leben manchmal so scheiße zu einem? Warum kann es nicht einfach gut laufen?
So wie bei dem jungen Pärchen wenige Reihen vor mir.
Das blonde Mädchen hat ihren Kopf auf der Schulter des Jungen abgelegt und lächelt vor sich hin, während der Junge sie mit einem verliebten Blick beobachtet. Ihr Leben wirkt von außen betrachtet so perfekt.
Von außen betrachtet. Wie es wirklich aussieht, weiß keiner außer der Beiden.
Doch daran verschwende ich im Moment keinen Gedanken, stattdessen vergrabe ich mich weiter in meinem Selbstmitleid und stelle die Musik lauter. Ich rücke meine Kopfhörer zurecht und schließe die Augen.
Als ich sie das nächste Mal öffne, hat der Bus meine Haltestelle fast erreicht und ich stehe auf. Die Türen öffnen sich zischend, bevor ich aus dem Bus aussteige. Nach nur wenigen Minuten Fußmarsch erreiche ich Zayns Studio.
Kaum, dass ich durch die Tür bin, hat mich der Inhaber auch schon entdeckt und schließt mich sogleich zur Begrüßung in die Arme. „Du siehst echt scheiße aus", stellt er belustigt fest und mustert mich prüfend. Ich verstaue meine Kopfhörer in meinem Rucksack und murmele leise: „Na danke auch."
Dann schiebe ich mich an Zayn vorbei in den hinteren Bereich des Studios, der für Kunden unzugänglich ist und lasse meinen Rucksack auf den Boden plumpsen.
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Den Sternen so nah - Larry Stylinson
Fanfiction✨And if the sky falls from heaven above Oh I know I had the best time falling into love✨ „Im Leben sind wir dazu verdammt, immer in die gleiche Richtung zu gehen. Vorwärts. Wir können die Zeit weder anhalten, noch zurückspulen. Wir müssen uns ihr...