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Ich drücke Louis' Hand unter dem Tisch und beobachte, wie sich seine Mundwinkel nach oben biegen.

„Ich glaube, da möchte jemand etwas Zweisamkeit haben." Mum, die uns zusammen mit Robin gegenübersitzt, schmunzelt leicht und stapelt die leeren Kuchenteller aufeinander. „Na los, geht schon", grinst nun auch mein Stiefvater und scheucht uns mit der Hand aus dem Esszimmer.

Da Louis heute mal mich besucht hat, haben meine Eltern die Gelegenheit genutzt und uns zum gemeinsamen Kuchenessen mit ihnen verdonnert. Mum kennt Louis zwar schon von ihrer Arbeit aus dem Hospiz, doch sie und Robin wollten trotzdem etwas Zeit gemeinsam mit meinem Freund und mir verbringen.

Wir haben gemütlich beisammengesessen und ich habe festgestellt, wie gut Louis sich mit Mum und Robin versteht, auch wenn er anfangs noch etwas zurückhaltend war. Nur schade, dass Gemma nicht dabei sein konnte...

Ich ziehe Louis an seiner Hand hinter mir her und er versucht lachend, mit mir Schritt zu halten. In meinem Zimmer angekommen lasse ich mich auf mein Bett fallen und ziehe Louis hinterher. Er landet auf mir und schiebt sich lachend die heruntergerutschte Mütze aus der Stirn. Dann bettet er seinen Kopf auf meine Brust und lässt seine Hand langsam über mein T-Shirt fahren.

„Deine Eltern sind toll. Besonders deine Mum", lächelt er. „Ja, das sind sie", stimme ich ihm zu und stupse mit meinem Zeigefinger gegen seine Nasenspitze. „Und sie mögen dich. Sehr sogar."

Das Lächeln auf Louis' Lippen verrutscht kaum merklich und er weicht meinem Blick aus. „Es wäre besser, sie würden mich nicht zu sehr ins Herz schließen..." „Sag so etwas nicht, Lou", bitte ich ihn und streichele ihm sanft über die Wange.

„Aber es ist doch wahr." „Nein, das ist es nicht." „Doch", brummt Louis und vergräbt sein Gesicht in meinem T-Shirt. „Mum hat dich schon längst in ihr Herz geschlossen. Schon bevor wir überhaupt zusammengekommen sind." „Wirklich?" Ich nicke lächelnd. „Mum schließt jeden, den sie trifft in ihr Herz und ganz besonders die Menschen, die ihr bei der Arbeit begegnen."

Louis befreit sein Gesicht aus meinem Oberteil und schaut zu mir hoch. „Ich war nicht oft im Hospiz, nur ein paar Mal zur Nachmittagsbetreuung, aber Anne war immer wundervoll", lächelt er und auch meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. „Siehst du, du kannst dich gar nicht dagegen wehren, dass meine Eltern dich mögen."

„Trotzdem-", setzt Louis an, doch ich unterbreche ihn, indem ich mich zu ihm beuge und meine Lippen auf seine drücke. „Jetzt hör endlich auf, zu widersprechen", grinse ich gegen seine Lippen und Louis schüttelt den Kopf, küsst mich aber im nächsten Augenblick zurück.

Als wir uns wieder voneinander lösen, verrutscht Louis' Mütze und bringt seine kurz geschorenen Haare zum Vorschein. Schnell zerrt er den Stoff wieder bis über die Ohren.

„Du bist wunderschön, Lou. Und meinetwegen kannst du die Mütze ruhig absetzen." Louis schüttelt den Kopf. „Ich...ich fühle mich unwohl ohne", murmelt er leise und setzt sich auf. Er lehnt sich gegen die Wand am Kopfende meines Bettes. „Die Chemo zerstört einen..."

Ich richte mich auf und setze mich neben ihn. „Du bist nicht zerstört." „Doch, das bin ich, Harry. Guck mich doch mal an..." Er zieht die Mütze mit einem Ruck vom Kopf. In seinen Augen schimmern Tränen und er presst seine Lippen fest aufeinander.

„Aber die Chemo hilft dir doch auch..." Louis schüttelt verächtlich den Kopf. „Von wegen helfen." Die ersten Tränen lösen sich aus seinen Augen und kullern über seine Wangen. Über seine teilweise noch so kindlich wirkenden Gesichtszüge, hinter denen man einen kleinen gebrochenen Kämpfer entdecken kann.

„Mir kann man nicht mehr helfen..." Seine Stimme versagt und ich hebe meine Hand, um Louis die Tränen von den Wangen zu wischen. Um ihm irgendwie beizustehen. Um überhaupt irgendwas zu machen. Louis zuckt vor meiner Berührung zurück und presst die Lippen aufeinander.

Den Sternen so nah - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt