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Ich beobachte Louis, der konzentriert an seinem Schreibtisch sitzt, einen Laptop vor ihm und den Rücken zu mir gewandt.

Es ist bereits Mittwoch, Louisˋ dritter Schultag nach den Sommerferien und Zayn hat mir freigegeben. Also habe ich es mir bei meinem Freund gemütlich gemacht und blättere in einem kleinen Handbuch herum, dass in Louisˋ Medikamentenregal verstaut war. Während ich von den Unmengen an Fachwörtern fast erschlagen werde, schiele ich immer wieder zu Louis herüber.

Gerade hat er anscheinend Bio und die Stimme einer Frau dringt etwas verzerrt durch die Lautsprecher zu mir. Vorhin hat Louis mir erklärt, dass er schon seit einigen Jahren lediglich online unterrichtet wird, damit er auch bei längeren Krankenhausaufenthalten weiterhin am Unterricht teilnehmen kann.

„Wer kann mir sagen, was wir hier auf dem Bild sehen."

Louis legt den Kopf schief und betrachtet das Bild, welches die Lehrerin in der Videokonferenz präsentiert. Ich lege das Handbuch beiseite, ich habe eh nur jedes zweite Wort verstanden und stehe von meinem gemütlichen Plätzchen in Louisˋ Bett auf, um einen Blick auf den Laptop zu erhaschen.

Allerdings achte ich darauf, mich außerhalb des Kameraradius zu befinden, sodass weder die anderen Schüler, noch die Lehrerin mich sehen.

„Haz...", murmelt Louis, darauf bedacht, seine Lippen möglichst wenig zu bewegen. „Was ist denn, Love?", flöte ich unschuldig und kann endlich einen Blick auf die farbige Abbildung einer Zelle werfen.

„Ouhhh, Zellen, wie spannend."

Ich ducke mich unter den Radius der Kamera und krabbele zu Louis. Neben seinem Stuhl lasse ich mich auf den Boden plumpsen und grinse zu ihm hinauf. „Haz!", knurrt Louis mit zusammengebissenen Zähnen und ich lege mein Kinn auf seinem linken Oberschenkel ab.

„Das Buch ist langweilig."

„Ich habe dich nicht gezwungen, es zu lesen", erwidert Louis und tarnt seine Lippenbewegungen hinter einer vor den Mund gehaltenen Hand. „Ja, aber was sollte ich denn sonst machen?", schmolle ich. „Mein Freund schenkt mir nun einmal nicht seine Aufmerksamkeit."

Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf Louisˋ Gesicht und er lässt seine Hand vom Schreibtisch nach unten in meine Haare wandern. „Es ist jetzt 11:05 Uhr, in 25 Minuten habe ich eine kurze Pause, dann bekommst du all meine Aufmerksamkeit", verspricht er und wickelt sich eine Locke um den Finger. Ich lehne meinen Kopf gegen ihn und schließe die Augen.

„Ich möchte aber jetzt deine Aufmerksamkeit."

„20 Minuten wirst du noch warten können", murmelt Louis und schreibt etwas auf den Block, der vor ihm liegt.

„Wir wollen diese Zelle jetzt gemeinsam beschriften, wer kann anfangen und mir sagen, was die Nummer eins ist?"

Louisˋ Augen schnellen zum Bildschirm und er grummelt leise vor sich hin. „Ja, Rick?" Ein leises Rauschen ertönt, bevor es von einer Jungenstimme übertönt wird. „Die Nummer eins ist das Endoplasmatische Reticulum. Oft abgekürzt mit ER und bestehend aus Ribosomen."

Louis gibt einen genervten Laut von sich und meine Mundwinkel zucken in die Höhe.

„Diese Art von Schülern gibt es wohl überall."

Louis dreht sich zu mir und in seinen Augen funkelt es amüsiert auf. „Das stimmt wohl."

Die nächsten Minuten werden die Bestandteile der Zelle vollständig benannt und Louis schafft es erfolgreich, nicht drangenommen zu werden.

„Schule ist doch reine Zeitverschwendung", stelle ich irgendwann fest und drücke meinen Kopf enger an Louis. „Warum hast du überhaupt noch eine Schulpflicht? Du könntest deine Zeit so viel besser nutzen..." „Ich weiß es nicht", murmelt Louis. „Aber ich habe ja nur noch dieses Schuljahr."

Den Sternen so nah - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt