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Am nächsten Morgen reißt mich das Geräusch der Türklingel aus dem Schlaf. Ich entgleite meiner Traumwelt, in der mir alles so verzehrt und unwirklich und doch irgendwie real vorkam und öffne blinzelnd die Augen. Im Raum ist es noch dämmrig und ich höre das gleichmäßige Prasseln von Regentropfen gegen mein Fenster. Die Sonne scheint sich hinter den dicken Regenwolken zu verstecken und flutet mein Zimmer nicht wie gewöhnlich mit ihrem hellen Licht. 

Aus dem Flur dringt Geraschel nach oben und ich kann mehrere Stimmen hören, die sich jedoch zu einem unverständlichen Gewirr vermischen. Gähnend schlage ich die Decke zurück und tapse vorsichtig durch mein Zimmer. Ich erreiche das Fenster und öffne die Gardinen. Dicke Tropfen klatschen mir entgegen und werden von der Fensterscheibe daran gehindert, mich zu erreichen. Trotzdem kippe ich das Fenster und atme die klare Morgenluft ein. 

Plötzlich klopft es an der Tür und ich drehe mich um. Mum steckt ihren Kopf ins Zimmer und sieht mich überrascht an. „Du bist schon wach?" „Ne, ich schlafe im Stehen und bei Helligkeit", gebe ich sarkastisch zurück und meine Mutter schüttelt den Kopf. „Jay hat spontan vorbeigeschaut und möchte kurz mit dir sprechen." 

Sofort muss ich an den gestrigen Tag denken und ein bestimmter Vorfall schleicht sich unauslöschlich in meine Gedanken. Ich senke meinen Blick auf meine nackten Füße und nehme nur aus dem Augenwinkel wahr, wie meine Mutter das Zimmer vollständig betritt. Sie schließt die Tür hinter sich und kommt einige Schritte auf dich zu. „Sie ist dir nicht böse, Harry." 

Anscheinend hat Mum meine Gedanken gelesen und als wüsste sie genau, dass ich mich noch immer schuldig fühle, fährt sie fort. „Du wusstest nichts über Louis Krankheit und konntest nicht ahnen, dass so etwas passieren kann. Trotzdem solltest du manchmal etwas mehr auf deine Worte achten." Ich nicke und meine Mutter streicht mir liebevoll durch die Haare. „Jay ist nicht da, um dir Vorwürfe zu machen. Eher im Gegenteil." 

„Was meinst du damit?" frage ich verwundert und bringe meine Locken vor ihr in Sicherheit, indem ich zu meinem Kleiderschrank gehe. Ich öffne eine Schublade und ziehe eine kurze schwarze Sporthose hervor, in die ich schlüpfe, bevor ich mich wieder umdrehe. „Geh runter und frag sie selbst." 

Ich seufze und will zur Tür gehen, als Mum mich nochmal zurückruft. „Harry? Bitte zieht dir ein T-Shirt an." Ich sehe an meinem nackten Oberkörper herunter und grinse Mum dann provokant an. „Meinst du nicht, dass dieser Anblick Jay gefällt?" Ich beiße mir auf die Unterlippe und ziehe eine Augenbraue in die Höhe, während Mum die Augen verdreht und gar nicht erst versucht, ihr Grinsen zu verbergen. 

„Wenn Jay auf halbausgewachsene Lamas mit nackter Hühnchenbrust steht, dann gefällt ihr dieser Anblick bestimmt. Allerdings wage ich, dies zu bezweifeln." Gespielt beleidigt verschränke ich meine Arme vor der Brust und wende mich wieder meinem Kleiderschrank zu. „Was habt ihr denn alle mit eurem dämlichen Lama. Meine Locken sind toll." 

„Da habe ich mich wohl von Louis inspirieren lassen", lacht Mum. „Jetzt zieh dir endlich was über und komm." Ich schnappe mir ein schlichtes weißes T-Shirt und ziehe es mir über den Kopf, bevor ich Mum in den Flur folge. „Du hattest übrigens auch Recht, Louis Haare sehen aus wie ein Vogelnest", grinst sie versöhnlich und auch meine Mundwinkel wandern in die Höhe. 

Gut gelaunt betrete ich die Küche, in der Jay an der Theke lehnt, einen dampfenden Becher in der Hand. Ihre Haare sind von dem Regen feucht und sie wärmt ihre Hände an dem heißen Getränk. Übelnehmen kann ich es ihr nicht, denn dafür, dass eigentlich Sommer ist, ist das Wetter verdammt kalt und schlecht. 

„Guten Morgen. Gut geschlafen?", begrüßt sie mich lächelnd und ich nicke. Ich nehme mir ein Glas aus dem Küchenschrank und halte es unter den Wasserhahn, bis es voll ist. Dann hieve ich mich auf die Arbeitsfläche und wende mich Mum und Jay zu. „Mum meinte, du willst mit mir sprechen", lenke ich die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf mich und Jay nickt. Sie holt einmal kurz Luft, bevor sie sich räuspert und zu reden anfängt. 

Den Sternen so nah - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt