Kapitel 3

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Selena

Allein hockte ich an der Wand meiner vier Wände und starrte auf die andere verstaubte Wand gegenüber. Ruhe hatte ich hier wirklich, doch so langsam hasste ich es. Ich war Jahre für mich und lebte zurück gezogen, aber irgendwie wollte ich das nicht mehr.

Ich wollte endlich Freunde, jemanden mit dem ich reden konnte. Ich hatte es satt. Aber hier im Gefängnis würde sich auch nichts ändern. Mit solchen Menschen freundete ich mich lieber nicht an. Wer weiß, wen ich als nächstes absteche, so krank wie ich dargestellt wurde. Dabei wussten sie nicht mal meine Geschichte.

Sie wussten nur das ich dieses Arschloch getötet hatte, mehr nicht. Vielleicht war es auch besser so, dass sie mich nicht kannten. Vielleicht war es bestimmt, dass mich keiner mit mir bfreundet sein wollte, weil ich ein Freak war. Was wäre wohl gewesen, wenn ich normal aufgewachsen wäre? Wahrscheinlich verliefe mein Leben besser als jetzt.

Seufzend stand ich auf, ging zur Tür und klopfte gegen. "Hallo? Ich würde gerne mal raus hier." Rief ich, doch keine Reaktion. "Halloooo?" Fragte ich lauter und hämmerte döller gegen. Wieder nichts. Super.

Enttäuscht legte ich mich auf mein unbequemes Bett und starrte diesmal an die Decke. Ich wusste nicht mal wie spät oder welcher Tag es war. Es könnte Dienstag sein oder Mittwoch, ich hatte ja am Montag den Gerichtstermin. Ich schätzte es war Mittwoch, aber im Grunde war es doch eh egal.

Plötzlich knackte das Schlüsselloch und ein junger Polizist trat herein. Schmunzelnd sah er mich an. "Du kannst mit raus zum Freigang." Sagte er. Nickend stand ich auf und folgte ihm nach draußen, wo ein paar andere schon waren. Zum Glück schien heute die Sonne. Ein kleiner Lichtblick in diesem Fall.

Ich saß auf einer Bank und beobachtete die Jungs beim Basketball spielen zu. Nicht weil mich einer von ihnen interessierte, eher im Gegenteil, mir war einfach nur langweilig. Zumindest hatten die ihren Spaß. Wie lange die wohl schon hier waren? Wochen, Monate oder paar Jahre?

"Du bist also Chaz Cousine." Sagte jemand neben mir. Erschrocken sah ich den Typen an. Ohne mich anzugucken, setzte er sich neben mich. "Die, die ihren Stiefdaddy ermordet hat." Kurz leckte er sich über die Lippen und sah mich dann an. "Nicht schlecht für so ein Mädchen." Grinste er.

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Hatte er mich ernsthaft gelobt einen Menschen umgebracht zu haben? Was hat er denn für ne Meise? "Ich wusste ja das Chaz nicht der liebste war, aber das ausgerechnet seine Cousine sowas drauf hat, respekt." Sagte er.

"Du.. du kennst mich nicht." Flüsterte ich, zog meine Beine ran und umklammerte sie. Seine Aura war angsteinflößend, obwohl er nicht danach aussah. "Da hast du Recht." Murmelte er und sah auch den andern Jungs beim spielen zu. "Aber ich hätte gerne gewusst warum du das getan hast."

"Wieso?" Fragte ich. "Sieh dich doch an, sowas wie du hat nichts im Knast zu suchen." Seufzte er. "Nicht ohne Grund." Fügte er noch hinzu. "Ich hab nen Grund." "An welchen denkst du? Den um dein Daddy ermordet zu haben oder den um genau deswegen zu landen?"

Schluckend schaute ich weg. "Warum bist du im Gefängnis?" Fragte ich leise. Kurz lachte er auf. "Weil ich dumm war." Fragend sah ich ihn wieder an. "Man sieht sich." Sagte er plötzlich, stand auf und ging weg. Verwirrt saß ich weiterhin auf der Bank. Was war das?

"Mrs. Gomez sie haben Besuch." Sprach mich wenig später ein Beamter an. Stumm folgte ich ihm wieder rein. Er brachte mich in einen Raum, wo mein Bruder saß. "Hey Danny." Hauchte ich als ich mich gesetzt hatte. "Hey Kleine." Schmunzelte er zaghaft. "Wie geht's dir?" Fragte er. "Könnte besser sein, aber naja."

"Ich kann es immernoch nicht glauben, dich so sehen zu müssen." Murmelte er traurig. "Es... es tut mir so leid." Ich war den Tränen nahe. Bei meinem Bruder konnte ich, ich selbst sein. Ich vertraute ihm, wie keinem anderen Jungen auf dieser Erde. Er war mein Ein und Alles. Trotzdem wusste selbst er nicht, was unser Stiefvater mir angetan hatte."Du fehlst uns. Mum weint ständig, weil sie es nicht begreifen kann. Sie macht sich wahnsinnige Vorwürfe."

"Du auch, oder?" Fragte ich leise. "Dieses Schwein hat dich angefasst und ich merk es nicht. Weißt du was in mir vorgeht? Am liebsten hätte ich ihn umgebracht und sollte an deiner Stelle sitzen, nicht du." "Kann ich gehen?" Fragte ich mittlerweile weinend. Ich konnte nicht mehr.

"Es tut mir leid." Flüsterte ich nochmal zu meinem Bruder und trat aus dem Raum. Mir wurde das zu viel. Ich wollte nicht noch mehr wissen, wie meine Familie leidete. Es reichte doch, dass ich litt. "Um 6 gibt's Abendbrot." Sagte der Mann bevor er mich allein in der Zelle ließ.

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