Kapitel 40

409 26 9
                                    

Selena

Was würdet ihr tun, wenn ihr euren Freund betrügt, mit dem Kerl, den ihr eigentlich hassen solltet, aber es nicht könnt, weil euer Herz dagegen spricht? Was würdet ihr unternehmen, wenn euer Herz jedoch für beide schlägt? Sowohl dem Freund als auch dem, mit dem ihr fremdgeht?

Tja was würdet ihr in so einer Situation tun, in der ich mich befinde?

Schwer atmend lehnte ich meinen Kopf an Jasons Brust. Wir hatten es schon wieder getan und das diesmal auf dem Tisch in der Küche. "Wir sollten so langsam los." Hauchte Jay an meinen Kopf, den er kurz küsste. Nickend schaute ich zu ihm hoch und er zu mir runter.

Für wenige Sekunden drückte er seine Lippen auf meine, drang aus mir raus und zog sich vernünftig an. Auch ich zog mich an, nahm Flaschen aus dem Kühlschrank, reichte eine Jason und trank von meiner. Danach gingen wir raus, stiegen in sein Auto und fuhren irgendwo hin. 'Lass dich überraschen.' Meinte er als ich ihn fragte, wo wir hinfahren.

Ich liebte schon immer Überraschungen, was besseres gabs nie. Man höre die Ironie. "Willst du noch was essen?" Fragte er mich. "Nein, danke." Sagte ich und wie der Zufall es wollte, knurrte mein Magen. "Sicher?" Grinste er. "Na gut, vielleicht hab ich ein bisschen Hunger." Schmunzelte ich.

Bei einer kleinen Bäckerei hielten wir an und bestellten uns was zu Essen und Trinken, welches Jason mir sogar ausgab. Dankend nahm ich das Zeug und anschließend fuhren wir weiter. Während der Fahrt sah ich aus dem Fenster und beobachtete die Umwelt, wie sie an uns vorbei zog.

Auf einem Feld, außerhalb der Stadt, kamen wir zum Stehen. Fragend sah ich zu dem Fahrer, doch der stieg stumm aus. Ich tat es ihm nach und wartete bis er mit einer Decke und einem Korb zu mir kam. "Du hast was zu Essen dabei, aber kaufst uns was?" Kicherte ich. "Ich wollte halt ein Gentleman sein." Zwinkerte er und ging los.

An einem Bergende stoppten wir. Staunend schaute ich mich um. Man hatte einen perfekten Ausblick auf LA. "Setz dich." Holte Jay mich aus dem Staunen. Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass er alles vorbereitet hatte, weil ich so geflasht war.

Schmunzelnd setzt ich mich neben ihn. "Schön, oder?" Fragte er mich. "Ja das ist es." Lächelte ich und sah ihn an. Auch er lächelte, was ich so sehr an ihm liebte. "Ich war hier früher oft, bevor ich kriminell wurde." Sagte er und wandte seinen Blick auf die Stadt ab. "Hier konnte ich abschalten."

"Ich kann verstehen, warum du hier warst. Dieser Ausblick ist fantastisch." Lächelnd nickte er. Anschließend legte er sich hin und zog mich mit, wodurch ich leicht schrie. "Warn mich vorher man." Kicherte ich. "Och nöö." Zwinkerte er.

"Erzähl mir alles über Chelsea." "Wo soll ich da anfangen." Schmunzelte ich. "Beim Anfang." Sagte er leise, sah mich liebevoll an und strich über meinen Oberarm. "Ok na gut... also.. dank ihr konnte ich Dannys Tod und deine Verhaftung irgendwie verkraften. Ich hatte ab und zu dran gedacht mein Leben zu beenden, weil ich meinen größten Halt verloren hatte.

Aber immer wieder hat sie mich aufgehalten. Chelsea hat mir einen neuen Sinn gegeben weiterzuleben und nicht in Trauer und Depressionen zu versinken. Sie hatte sich sehr gut entwickelt, aber wollte nicht so früh aus meinem Bauch. Doch als sie endlich auf der Welt war und ich sie in den Arm nehmen konnte.. ich kann dieses Gefühl heute noch nicht beschreiben, weil es einfach magisch und besonders war.

Es hat sich wirklich gelohnt nicht aufzugeben. Ich kann nicht mal beschrieben, wie ich mich fühlte, als sie ihr erstes Wort sagte, krabbeln und dann später laufen konnte. Stolz wäre denk ich das passende Wort dafür, denn das war ich. Ich war sowas von stolz auf meine kleine Prinzessin und glücklich.

Ihr erster Tag im Kindergarten war sozusagen die reinste Hölle. Wie sie geweint hatte und mich nicht loslassen wollte, das war schrecklich, aber irgendwann hatte sie sich damit abgefunden und fand viele Freundinnen. Einen besten Freund hat sie auch und ich hoffe sehr, dass die beiden zusammen halten." Erzählte ich ihm, wobei er oder ich ab und an mal kicherten.

Es tat gut ihm darüber zu sprechen.

"Ich wünschte, ich hätte das auch miterlebt." Seufzte er und sah hinauf zu den Wolken. "Ich auch." Hauchte ich leise. "Stattdessen war dieser Vogel dabei." Ärgerte Jason sich. "Können wir nicht über Niall reden, bitte." Bat ich ihn. Nickend bejahte er es. "Chelsea liebt dich." Schmunzelte ich. Überrascht sah er mich wieder an.

"Sie will, dass du heute wieder zu uns kommst." "Wirklich?" "Mhm. Glaub mir, auch wenn du nicht da warst, besteht eine Verbindung zwischen euch. Noch nie hatte sie einem neuen Menschen so schnell Vertrauen geschenkt, wie dir." Sagte ich. "Man sollte auch niemanden sofort vertrauen." "Ich weiß und genau das hat sie von dir." Lächelte ich.

"Und ihre Stimmungsschwankungen auch." Fügte ich belustigt dazu. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf. "So schlimm waren meine nie." Lachend hob ich meinen Oberkörper und sah ihn an, da ich meinen Kopf auf seiner Brust liegen hatte. "Neeeein Baby nie." Sagte ich und checkte ziemlich spät, dass ich ihn Baby nannte.

"Baby also." Grinste er breit. "Das.. das hatte nichts zu bedeuten." Schluckte ich. "Was denn Baby." "Jason." Seufzte ich. "Tschuldige." Lächelte er leicht. Ich drehte mich und schaute auf die Stadt hinab. "Was hast du?" Fragte er und berührte leicht meinen Rücken. "Ich wollte nie eine Freundin sein, die ihren Freund betrügt."

"Tust du ni-" "Doch ich betrüge Niall und das geht nicht." Unterbrach ich ihn. "Was soll das heißen?" Fragte er verwundert. Schluckend sah ich ihn an. "Das wir uns voneinander fernhalten sollten." "Und was ist mit Chels?" "Ich verbiete dir nicht deine Tochter sehen zu dürfen, aber wir beide bleiben mit Abstand voneinander weg."

"Ok." Sagte er knapp, stand auf und packte alles zusammen. Unwohl fühlend stand ich auch auf und wollte ihm helfen, doch er wimmelte mich ab. "Keine Nähe, schon vergessen?" "Nein." Murmelte ich. Anschließend gingen wir stumm zurück und fuhren zu mir.

"Kann ich Chels mal zu mir nehmen?" Fragte er mich auf der Fahrt. "Wenn du es aushälst." Schmunzelte ich, da ich wusste, dass Chelsea manchmal ziemlich anstrengend sein kann. "Wieso?" "Nichts, nichts." Kicherte ich und schaute aus dem Fenster. "So schlimm wird sie schon nicht sein." Wenn du wüsstest McCann.

CriminalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt