Kapitel 34

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Selena

Nervös saß ich auf dem Beifahrersitz. Jason hatte mich wirklich losgeschickt, um so einen dämlichen Test zu machen. Ich hatte Chaz gefragt, ob er mich in die Stadt fahren würde, aber warum genau sagte ich ihm nicht. "So da wären wir." Meinte er und brachte den Wagen zum Stehen.

"Danke." Sagte ich leise und stieg aus. "Ich warte hier, ok?" Schmunzelnd nickte ich und schloss dann die Tür. Immernoch nervös begab ich mich zur Apotheke, die Chaz zum Glück nicht sehen konnte. Unschlüssig stand ich vor den unzähligen Schachteln. Schnell nahm ich mehrere in die Hand und ging zur Kasse.

"Ich würde Ihnen vorschlagen zum Frauenarzt zu gehen, denn die Tests sind nicht immer zu hundert Prozent richtig." Sagte die Verkäuferin. "27, 97$ bitte." Nickend bezahlte ich die Schwangerschaftstests, bekam die Tüte und das Rückgeld und verließ das Geschäft.

Bevor ich wieder zu Chaz ging, kaufte ich noch ein paar Lebensmittel, damit er mich nicht ausquetschte. "Alles gefunden?" Fragte er lächelnd. "Mhm." Murmelte ich, schnallte mich an und schaute aus dem Fenster. Aufgeregt spielte ich mit meinen Fingernägeln.

Ich hatte Angst diese Tests zu machen.

~

Auf der Kloschüssel sitzend, wackelte ich mit dem Bein. So schrecklich aufgeregt war ich noch nie. Nach gefühlten Stunden richtete ich mich auf und schaute mir zögernd die vielen Stäbchen an. Blitzartig nahm ich alle und feuerte sie in den Mülleimer.

Die wollten mich alle verarschen.

~

"Herein." Kam es von drinnen als ich an die Tür klopfte. "Hey." Schmunzelte ich, nachdem ich sie wieder geschlossen hatte. "Wieder da?" Fragte Jay mich, worauf ich nickte und mich auf sein Bett setzte. "Ich darf morgen wieder raus, aber hab Bettruhe." "Freut mich." Schmunzelte ich und sah ihn an.

"Und? Hast du den Test gemacht?" Fragte er mich sanft und streichelte meinen Oberschenkel. Kurz nickte ich. "Wirst du mich hassen?" "Frag sowas nicht." Atmete er aus. Schluckend sah ich weg. "Ich bin schwanger." Flüsterte ich.

Lange herrschte eine merkwürdige Stimmung zwischen uns, bis er tief ein und ausatmete. "Wie konnte das passieren?" Fragte Jay. "Beim Sex." Kicherte ich und sah zu ihm, wobei er mich dann mit einem Dein-Ernst-Blick anguckte. Seufzend strich ich mir die Haare hinters Ohr.

"Ich nehm die Pille nicht und wahrscheinlich ist ein Kondom geplatzt oder du hattest nicht mal eins um." "Wie du nimmst keine Pille. Willst du mich verarschen? Warum sagst du das nicht." Wurde er saurer. "Tut mir leid." Murmelte ich unwohl. "Ja klar, tut dir leid, damit hättest du den Scheiß verhindern können."

"Den Scheiß? Ist das dein Ernst? Ich dachte, du hast dich wenigstens etwas geändert, aber anscheinend nicht. Wenigstens weiß ich jetzt, was du von dem Baby hälst." Sagte ich wütend und traurig zugleich und stand auf, um zur Tür zu gehen. "Dann macht es dir auch nichts aus, wenn ich es nicht behalte, stimmts?"

Darauf sagte er nichts, was mich schockierte. Traurig schüttelte ich den Kopf, bewegte mich aus dem Raum und knallte die Tür zu. Schniefend rannte ich, mit den Armen um mein Bauch geschlungen, fast aus dem Krankenhaus. Den gesamten Weg zur Villa lief ich und weinte.

Ich hätte den Wurm behalten, wenn Jason es hätte haben wollen, aber alleine könnte ich das Kind nicht aufziehen. Ich wäre eine Rabenmutter gewesen, dass wusste ich. Erstens, weil ich dann auf der Straßen leben müsste, weil Jason mich rausschmeißen würde. Zweitens, weil ich kein Job hätte und Drittens, weil ich dann kein Geld hätte, um es zu versorgen.

Also wozu sollte ich es behalten.

~

"Schon da?" Fragte Fredo verwumdert, da er mit Ryan, Chaz und Za im Wohnzimmer saß. Nickend schniefte ich und ging stumm in mein Zimmer. Die mitfühlenden Blicke der Jungs, außer Za, entgingen mir nicht, trotzdem ignorierte ich sie.

Ich wollte meine Ruhe.

"Sel?" Hörte ich von Chaz sagen, da ich mit dem Rücken zur Tür lag, doch antworten tat ich nicht. Ich merkte wie sich die Matratze senkte und er sich anscheinend raufsetzte. "Habt ihr Streit?" Was sollte ich darauf antworten? Ich wusste es selbst nicht mal richtig, weswegen ich nur mit der Schulter zuckte.

"Ich hab zufällig die Tests auf dem Klo gefunden." Sagte er, wodurch ich mich wieder beschissener fühlte und ich die Decke höher zog. "Willst du's behalten?" "Lass mich in Ruhe." "Selena." "HAU AB!" schrie ich ihn an, was eh durch die Decke gehämmt wurde. Jedoch hörte er nicht auf mich.

"Denk drüber nach. Es ist dein Kind und du trägst es in dir. Du musst allein für dich wissen was richtig ist." Sagte er, erhob sich und verschwand wieder. Kurz darauf fing ich an zu weinen. Es hatte keinen Sinn das Baby zu behalten, wenn einer es nicht wollte.

~

Am nächsten Tag war ich gerade dabei mir eine leichte Jacke überzuziehen, als Ryan ins Zimmer trat. "Wir wollen Jason abholen. Kommst du mit?" Fragte er mich, was ich verneinte. "Ich hab keine Zeit." "Ok, dann sehen wir uns später." Nickend wandt ich mich ab und hörte die Tür ins Schloss fallen.

Unten im Flur checkte ich mich nochmal, ob auch meine Verkleidung gut saß und verließ dann die Villa. Draußen war es angenehm warm, was mich ein bisschen besser fühlen ließ. Trotzdem würde sich heute endgültig entscheiden, wie mein Leben weiter verlaufen sollte.

Ich nahm mir ein Taxi und fuhr in die Innenstadt, da ich kein Auto fahren konnte. Nach ca. 10 Minuten kam ich auch schon an, bezahlte den Fahrer und stieg aus. Vor dem riesigen Gebäude hielt ich inne. "Jetzt oder nie." Sagte ich zu mir selbst und trat herein.

Der Aufzug führte mich in das gewünschte Stockwerk, wo ich ausstieg und durch einige Türen ging, bis ich an der Rezeption ankam. "Guten Tag, mein Name ist Cordelia Winthrop, ich hab heute einen Termin." Lächelte ich die Empfangsdame an.

"Einen Moment... ja um 10 Uhr. Sie dürfen sich ins Wartezimmer setzen." Sagte sie lächelnd. "Danke." Sagte ich und begab mich in den genannten Raum. Dort setzte ich mich auf einen Stuhl und sah einem kleinen Mädchen beim Spielen zu, die mit ihrer Mutter hier war, da sie auch schwanger war.

Schmunzelnd beobachtete ich sie weiter. Ich hatte es eigentlich schon immer geliebt, Kindern zuzusehen, die unbeschwert spielten. Umso länger ich ihr zuschaute, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich es nicht übers Herz bringen konnte, mein Baby zu töten. Auch wenn Jason es nicht wollte.

"Mrs. Winthrop? Kommen Sie bitte."

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