Kapitel 8

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Selena

"Was wenn nicht." Grinste dieser Matt noch breiter und rutschte mit seiner Hand fast in meine Mitte. Ich konnte nichts tun. Wieso wehrte ich mich nicht? "Dann das." Knurrte Jason, riss den Kerl auf den Boden, setzte sich auf ihn und prügelte auf ihn ein. Geschockt schrie ich kurz auf.

Sofort hörte man Trillerpfeifen und einige Polizisten kamen auf uns zugerannt. Einer zog Jason von Matt runter und drückte ihn an das Gitter. Matt blutete ziemlich stark aus der Nase und seine Lippe war aufgeplatzt. "Lass mich los du Wixxer." Knurrte Jason und versuchte sich aus dem Griff zu lösen.

Ein anderer Beamter half Matt hoch und führte ihn rein. Um mich kümmerte sich wieder keiner. Warum auch? Ich saß ja nur daneben. Aufgewühlt stand ich auf und ging weg. In dem Moment war es mir egal, was sie mit Jason taten. Ich setzte mich irgendwo an die Wand des Gebäudes und starrte auf den Asphalt.

Meine Gedanken waren durcheinander. Ich dachte an so vieles, aber konnte keine Zusammenhänge oder Entschlüsse ziehen. Jason kannte mich nicht, genauso wenig wie ich ihn und doch beschützte er mich. Er hatte mich sein Mädchen genannt. Hieß das, dass er in mich verliebt war? Aber das konnte nicht sein. Niemand verliebte sich in mich.

Außerdem hassten wir uns und nur wegen dem Kuss nennt er mich gleich so? Das verwirrte mich. Und es verwirrte mich, dass er diesen Matt so krass verprügelte. War wäre gewesen, wenn wir nicht im Knast wären? Hätte Jason ihn sogar zu Tode geprügelt? Ich wusste es nicht und wollte es eigentlich auch gar nicht.

"Hey du." Flüsterte plötzlich eine Stimme. Erschrocken sah ich nach rechts, wo sie herkam. Am Zaun stand ein Junge. Ich hatte keine Ahnung wer das war, weil ich sein Gesicht durch die Sonnenbrille und den Schal nicht erkennen konnte. "Sitzt Jason McCann hier drin?" Fragte er mich.

Zögernd nickte ich. "Scheiße. Ich wusste es." Murmelte er. "Komm mal her." Meinte er und kramte was aus seiner Hosentasche. Misstrauisch stand ich auf, guckte nochmal ob mich keiner sah und ging dann zu ihm. "Gib ihm diesen Zettel, wenn du ihn siehst. Aber kein Mucks zu irgendwem klar."

"O-ok." Flüsterte ich und nahm den Zettel entgegen. "Kann ich auf dich zählen?" Stumm nickte ich. "Wer... wer bist du?" Fragte ich leise. "Ein Kumpel von Jason." Sagte er nur und lief auf einmal weg. "X?" Fragte ich mich verwirrt als ich den Zettel geöffnet hatte. "Was hat das zu-" fing ich an, doch die Sirene unterbrach mich.

Schnell steckte ich den Zettel weg und ging wieder ins gemauerte Gebäude. Die Frage war nur, wo war jetzt Jason? "Ehm Entschuldigung wo wurde Jason hingebracht?" Fragte ich einen Wächter. "McCann? Der wurde in die Gummizelle gebracht." Antwortete er mir sogar. Verstehend nickte ich und ging in meine Zelle.

Auf dem Bett liegend, kramte ich den Zettel aus meiner Tasche und faltete ihn auf. 'X'. Was bedeutete es? Und warum schien es dem Jungen so wichtig zu sein? Vielleicht hatte Jasons Gang, die er bestimmt besaß, Probleme, aber selbst wenn, Jason saß hier fest und konnte nicht entkommen.

Möglicherweise war das auch ein Zeichen für den Fluchtversuch von Jay. Seine Jungs würden ihn sicherlich nicht einfach so hier drin verkümmern lassen. Jedenfalls stellte ich es mir so vor, doch stimmte es überhaupt?

Hoffentlich würde ich Jason beim Essen treffen und ihm den kleinen Zettel geben können. Aber was sollte ich tun, wenn er nicht da war? Ich könnte ja schlecht einfach so zur Gummizelle gehen und reingehen. Wieso musste denn alles immer so schwierig sein? Immerhin zählte dieser Kerl auf mich und ich wollte gar nicht wissen, was passierte, wenn ich diese kleine Sache vermasselte.
Umso mehr ich nachdachte, desto mehr viel mir jetzt auf, dass die Stelle, wo ich vorhin mit dem Jungen war, ziemlich abgeschattet schien. Ob es jemanden schon mal aufgefallen war, dass man dort perfekt ausbrechen könnte? Anscheind nicht, sonst wäre dort ja irgendwas sicherheitsmäßiges.

Vielleicht sollte ich Jason davon erzählen, wenn dieses 'X' ein Fluchtversuch war. Ich fragte mich auch, ob er mich mitnehmen oder ob er mich hier sitzen lassen würde. Ich machte mir viel zu viele Gedanken darüber. Am besten gebe ich Jason den Zettel und dann warte ich ab.

Seufzend drehte ich mich auf die Seite und spielte mit dem weißen Blatt. Ich hoffte trotzdem, dass er mich nicht hier lässt. Ich hatte keinen Nerv mehr noch länger im Bau zu sitzen und jeden Tag denselben Ablauf durchzugehen. Frühstück, Freigang, Mittag, Freigang, Abendessen und dann Duschen. Und das Tag für Tag.

Ich wollte mal einen Tag mit Jason verbringen. Klingt verrückt, aber ich hatte komischerweise das Bedürfnis dazu. Ich würde gerne erfahren, wie so ein Gangster-Tag abläuft. Man hörte ja immer nur die Taten, aber man wusste nie wie das erst dazu kam und wie dieser Plan ausgeheckt wurde. Und Jason war anscheinend ein Spezialist darin.

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