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Ich weiß nicht, wie lange ich einfach nur dasaß und weinte, doch nach einer Weile kam Jake und half mir auf die Beine. Ich wunderte mich nicht einmal, dass er hier war, er hatte sicher das Motel überwacht und sich gewundert, weil ich immer noch nicht zurückgekommen bin. Es ist sicher leicht für ihn, auf meinen Standort übers Handy zuzugreifen. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er untertauchen sollte, dass er in Gefahr ist, doch ich war in diesem Moment einfach zu egoistisch. Ich wollte nicht, dass er jetzt verschwand und mich alleine ließ, ich wollte ihn bei mir haben. 

Ich schlang meine Arme um Jakes Hals und küsste ihn, ich brauchte jetzt einfach körperliche Nähe. Ich brauchte ihn. Anscheinend hatte ich Jake etwas überrumpelt, instinktiv schob er mich weg, doch ich duldete gerade keine Abfuhr. Nicht so verwirrt und verzweifelt wie ich gerade war. Ich knabberte zärtlich an seiner Unterlippe und durch Jakes Körper ging ein Zittern. Jake gab seinen Widerstand eher auf, als ich erwartet hatte und ich lächelte zufrieden. Er presste mich gegen die Wand von irgendeinem Gebäude und er sich an mich. Seine Lippen eroberten meine und er vergrub seine Finger in meinen Haaren. Er hielt mich so fest, dass ich gar nicht entkommen könnte, selbst wenn ich gewollt hätte. Diese Küsse waren anders als heute morgen, verzweifelt, leidenschaftlich. Ich war absolut verloren. Mit seiner Zunge neckte er mich, sodass ich den Mund öffnete und er tat mit seiner Zunge Dinge, die dafür sorgten, dass ich an ihm dahinschmolz. Ich krallte mich in den Stoff seines Hoodies fest, ich hatte Feuer gefangen. Er ließ seine Lippen meinen Hals hinuntergleiten und erkundete mit ihnen mein Dekolleté. Leise wimmerte ich, ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht laut aufstöhnen zu müssen, doch mein Wimmern ermunterte ihn erst recht. Er nahm jeden Millimeter meiner Lippen in Besitz und knabberte an ihnen. Schon bald hielt ich diese süße Folter nicht mehr aus, ich wollte mehr von ihm.

Als meine Hände zu Jakes Hose herunterwanderten, setzte Jakes Verstand wieder ein, denn er schob mich wieder weg und diesmal lies ich es zu. "Tut mir leid Julia, aber ich kann deinen Zustand einfach nicht ausnutzen", sagte Jake atemlos, aber bestimmt. Ich sah, wie viel Selbstbeherrschung es ihn kostete und dachte nach. Ich war verwirrt. Was für ein Zustand? Sah ich wirklich so schlimm aus? Langsam kamen die Geschehnisse des heutigen Abends zurück. Oh mein Gott, habe ich allen Ernstes Jake geküsst? "Tut mir leid Jake, normalerweise knutsche ich nicht einfach so rum", nuschelte ich. Was nichts daran änderte, dass ich ihn am liebsten weitergeküsst hätte. Wahrscheinlich sah ich enttäuscht und frustriert aus, denn das war ich auch. 

Jake sah mir in die Augen, sein Blick war weich und liebevoll. Er kam wieder zu mir und umarmte mich. "Es ist nicht so, dass ich es nicht wollen würde", raunte er mir ins Ohr, "aber... nicht hier und jetzt." Sanft gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Immerhin war das keine komplette Abfuhr. Dennoch schämte ich mich. Was habe ich mir nur dabei gedacht?! Jake schien es zu merken, denn er streichelte über meine Haare und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Seine Nähe beruhigte mich und nach einiger Zeit hielt er mich ein Stückchen weg und musterte mich. "Darf ich dich fragen, wer dich so zugerichtet hat?" Vorsichtig streichelte er über meine Wange, doch ich spürte keinen Schmerz, ich konnte nur daran denken, dass Jake mich berührt. "Oder fährst du mich gleich wieder an, weil ich mir Sorgen um dich mache?", fragte Jake belustigt. Von außen gab er sich völlig gelassen, aber ich ahnte schon, dass er innerlich vor Wut kochte. 

Ich wich der Frage aus. "Du hattest recht, Jake." Jake sah mich verwirrt an. "In den meisten Fällen habe ich recht, aber was meinst du genau?" Ich seufzte. "Es war eine beschissene Idee zur Polizei zu gehen. Ich bin mir jetzt zwar sicher, dass Michael Hanson ermordet wurde, aber das bringt uns kein Stückchen weiter." Plötzlich fiel mir wieder etwas wichtiges ein und ich geriet in Panik. "Jake, du bist in Gefahr", presste ich mühsam hervor. "Jemand hat uns beide heute morgen bei du weißt schon was gefilmt und das Video an die Polizei geschickt." Mir stiegen wieder Tränen in die Augen. "Es tut mir so leid, Jake. Ich bringe hier nur jeden in Gefahr. Zuerst Jessy, dann Dan, Richy und jetzt auch noch dich. Du hast dir die ganze Zeit Sorgen gemacht, dass du mich in Gefahr bringen könntest, dabei bin ich diejenige, die alle in Gefahr bringt..."

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt