"Julia." Jemand stupste mich an meiner Schulter an. "Julia, wach doch bitte auf", schluchzte Hannah neben mir. Warte, Hannah war bei mir? Oh nein, das konnte nur bedeuten, dass ich gestorben bin. Shit, und dabei gab es doch so vieles, was ich einigen Personen noch sagen wollte... "Julia, wach auf, er kommt sicherlich bald wieder", wimmerte Hannah. Wer kommt bald wieder? Langsam kam ich wieder zu mir, damit auch leider der pochende Schmerz an meinem Hinterkopf, der schnell epische Ausmaße annahm. Okay, offensichtlich war ich doch nicht tot, ich konnte mir zumindest nicht vorstellen, dass das, was auch immer nach dem Tod kam, so schmerzhaft sein könnte.
Mühsam öffnete ich meine Augen und sah einer sehr besorgt blickenden Hannah entgegen. "Oh Julia, Gott sei Dank, ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen", Hannah fiel mir sofort um den Hals. Erst jetzt realisierte ich, was das zu bedeuten hatte. Ich hatte Hannah gefunden! Zugegeben, nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, aber immerhin gefunden. "Ich habe dich gefunden", murmelte ich vor mich hin, ich konnte es einfach nicht glauben. Hannah sah mich traurig an. "Leider nicht so, wie ich es mir erhofft hatte", meinte sie mit rauer Stimme.
Erst jetzt nahm ich mir die Zeit, Hannah genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie sah wirklich nicht gut aus. Hannah hatte zwar keine offensichtlichen Wunden oder blaue Flecken, sie war aber total abgemagert, dreckig und wahrscheinlich dehydriert. Merkwürdigerweise war sie mittlerweile nicht mehr gefesselt, doch darüber machte ich mir kaum Gedanken, sie sah wirklich schlimm aus. Besorgt musterte ich sie, sie hatte wahrscheinlich seit Tagen nicht mehr gescheit gegessen und getrunken. "Sieh mich nicht so an, du solltest dich mal sehen", sagte Hannah und räusperte sich, da ihre Stimme wirklich sehr rau klang und ihr Hals wahrscheinlich halb ausgetrocknet war. Ich sah auf mich hinunter, die Blutflecken zierten noch immer mein helles T-Shirt. "Ach, das war halb so wild", winkte ich ab, Hannah sah mich ungläubig an. "Das ist dein Blut?!", fragte sie entsetzt, ich zuckte mit den Schultern. "Ja, ist aber wirklich nicht der Rede wert", wiederholte ich.
"Weißt du, wer dich entführt hat?", fragte ich vorsichtig, Hannah schüttelte sofort den Kopf. "Er trägt immer eine Maske und benutzt einen Stimmverzehrer", erklärte sie und ich nickte wissend. Aber Moment mal. "Du bist dir sicher, dass es nur eine Person ist?", hakte ich nach. Hannah sah mich verwirrt an, dann blitzte die Erkenntnis in ihren Augen auf. "Nein, ich habe diese Möglichkeit gar nicht in Betracht gezogen", gestand sie und dachte nach. Nach einigen Überlegen sagte sie schließlich: "Es könnten zwei Täter sein, aber sie hätten sich dann echt Mühe gegeben, möglichst gleich auszusehen. Generell habe ich den Mann ohne Gesicht aber eher selten gesehen. Er hat mir das Essen meistens reingestellt, als ich geschlafen habe." Hmm, vielleicht, weil Hannah ihn sonst möglicherweise erkennen könnte?
"Da fällt mir gerade etwas ein. Warum hast du behauptet, dass dich der Mörder von Jennifer verfolgen würde? Ich meine, ich war ja theoretisch am ehesten ihre Mörderin..." Diese Frage hatte mich schon etwas länger beschäftigt, aber ich war nie auf eine logische Erklärung gekommen. "Wenn ich das nur wüsste, Julia. Irgendjemand hatte mir anscheinend die letzten paar Tage vor meiner Entführung regelmäßig Drogen verabreicht, wodurch ich total dumme Dinge gesagt hatte", sagte Hannah. "Ich habe nicht die Person gemeint, die Jennifer umgebracht hat, sondern die Person, die uns in jener Nacht die ganze Zeit gefolgt ist." Hannah schluckte.
Was?! Ich wusste gar nichts davon, dass wir in der Nacht verfolgt worden waren. "Aber... Du weißt nicht, wer es war, oder?", fragte ich stotternd. Hannah schüttelte bedauerlich den Kopf, für mich ergab das alles einfach keinen Sinn. Erstens: Wenn Hannah gar nicht wusste, wer die Person war, die uns damals verfolgt hatte, woher wollte sie dann wissen, dass die Person sie auch gekidnappt hat? Zweitens: Warum hatte ich davon in jener Nacht nichts mitbekommen, obwohl ich doch bei jeder Kleinigkeit erschrocken war? Und die wichtigste Frage: Was wollte diese Person von uns?
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢
FanfictionJulia hält es nicht mehr aus. Nach einem verhängnisvollen Anruf lässt sie alles stehen und liegen und fährt mit dem nächsten Zug nach Duskwood, um vor Ort ermitteln zu können. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr Aufenthalt in Duskwo...