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Nach fünf Minuten ging ich dann weiter, langsam war mir kalt geworden. Meine Beine taten mir zwar noch etwas weh und das Seitenstechen war auch noch nicht komplett weg, aber ich wollte noch heute Nacht bei dieser Hütte ankommen. Jede einzelne Sekunde zählte! Entweder würde ich Hannah dort wirklich finden oder ich könnte den Ort endgültig als Aufenthaltsort von Hannah ausschließen. Ich sollte so schnell wie möglich herausfinden, welcher der beiden Fälle vorlag und vor allem überlegen, was ich denn tun sollte, falls Hannah wirklich da sein sollte. Normalerweise würde ich dann einfach die Polizei rufen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann ohne Gesicht vor Ort wäre und mich entdecken würde, war ziemlich hoch und engte unser Zeitfenster dadurch sehr ein. Er wäre auf jeden Fall vorbereitet und könnte Hannah entweder einfach umbringen oder sie an einen anderen Ort bringen. Und ich wusste nicht, ob ich in der Lage sein würde, Hannah alleine dort herauszuholen.

Plötzlich klingelte mein Handy, ich erschrak mich halb zu Tode. Das Klingeln war im Gegensatz zur nächtlichen Stille übertrieben laut, sodass mein Herz für einen kurzen Moment aussetzte, bevor es doppelt so schnell wie vorher weiterschlug. Wer rief mich denn mitten in der Nacht an? Ich sah auf das Display meines Handys, eingehender Anruf von... Jake? Ernsthaft?! Zuerst meldet er sich mehrere Tage nicht bei mir, blockiert mich wie ein bockiges Kind und jetzt ruft er mich an?! Er dachte doch nicht allen Ernstes, dass ich jetzt sofort hingehen würde. Außerdem musste er doch wissen, dass es mitten in der Nacht war. Ich wartete, bis mein Handy nicht mehr klingelte, dann ging ich wieder weiter. Keine Minute später klingelte mein Handy wieder, doch ich hatte gerade echt keine Nerven für Jake, also drückte ich ihn weg. War mir doch egal, er sollte ruhig wissen, dass ich extra nicht abnahm, weil ich nicht mit ihm reden wollte. Ich wollte gerade mein Handy stummschalten, als Jake mir mehrere Nachrichten schrieb.

Jake: Julia, geh ran!

Jake: Ich werde weiterhin anrufen, ist mir egal, ob du mich einfach ignorierst oder wegdrückst.

Jake: Früher oder später wirst du doch eh rangehen, weil du wissen möchtest, weshalb ich dich 1 Uhr nachts anrufe.

Was bildet er sich ein!! Ich werde ganz sicher nicht rangehen!

Jake: Wir sind doch nicht mehr im Kindergarten, nimm den verdammten Anruf an!

Ich: Das sagt ja genau der Richtige

Ich: Wer hat mich denn wie ein fünfzehnjähriger, pubertierender Junge einfach blockiert und sich die letzten Tage kein einziges Mal gemeldet?! 😤

Ich: Du denkst doch nicht allen Ernstes, dass ich jetzt sofort rangehen und dir zuhören würde, nur weil du dich zum ersten Mal seit keine Ahnung wie vielen Tagen meldest?!

Eigentlich wollte ich nicht so ausrasten, denn dadurch verhielt ich mich kein bisschen besser als Jake, aber er hatte mich mit seinen Worten so wütend gemacht! Er dachte anscheinend wirklich, dass sich meine ganze Welt nur um sich dreht! Zugegeben, dass er schon zu einem großen Bestandteil meines Lebens geworden war, aber das konnte er unmöglich wissen! Und darum ging es ja auch nicht. Er war einfach so abgehauen und meinte jetzt, dass alles wieder okay wäre, weil er sich nach über drei Tagen wieder bei mir gemeldet hat?!

Jake: Julia, du benimmst dich gerade total kindisch. Ich weiß, dass ich mich nicht so toll verhalten habe, aber das, was du gerade machst, ist auch nicht besser.

Ich wollte ihm gerade eine bissige Nachricht schreiben, doch dann kam eine weitere Nachricht von Jake.

Jake: Lass uns das übers Telefon besprechen. Nimm den Anruf an!

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt