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Schweißgebadet wachte ich auf und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Es dauerte einen einen Moment, bis ich verstand, was gerade passiert war. Ich konnte mich tatsächlich wieder an den Unfall erinnern. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass das einfach so durch einen Traum geschehen würde. Ehrlich gesagt war ich nicht besonders begeistert über die Tatsache, dass ich mich jetzt wieder erinnern konnte, weil ich mich nicht erinnern wollte. Ich meinte, Jennifer war wegen mir gestorben, weil sie mir ausgewichen war. Weil ich total überreagiert hatte und einfach so auf die Straße gerannt war. Oh Mann. Wie sollte ich denn jetzt mit dem Wissen leben, dass ich indirekt einen Menschen umgebracht habe, der zufälligerweise auch noch meine Halbschwester war? Oh Gott, was hatte ich nur getan? Fuck. 

Okay, überlege jetzt, wie genau das passiert war. Ich schloss wieder meine Augen und dachte an das Ende des Traumes. "Es ist zu spät Julia. Jennifer kann kein Notarzt mehr retten. Sie ist... tot", sagte Hannah und presste ihre Lippen zusammen. Das war der Moment, in dem meine ganze Welt zusammenbrach. Ich hatte meine Halbschwester umgebracht. "W-Wer ist d-das?", fragte Amy geschockt. Ich versuchte mich so gut es eben ging zusammenzureißen und antwortete tonlos: "Das war meine Halbschwester." Es tat mir weh, über sie in der Vergangenheitsform zu sprechen, alleine so zu denken war schon schlimm genug für mich. Hätte sie mich nicht einfach überfahren können?! Dann würde sie noch leben. Wie sollte ich das nur meinem Vater erklären? Er würde mich so was von umbringen, wenn er das herausfinden würde. Jennifer war schon immer sein Liebling gewesen. Und sie ist gestorben, um mein mickriges Leben zu retten. War es das wert? Nein, ich denke eher weniger. 

"Scheiße", hauchte Amy und riss mich dadurch aus meinen nicht gerade positiven Gedanken, dann fing sie an zu weinen. "Es tut mir so leid, Julia. Ich wollte das nicht, das musst du mir glauben", schluchzte sie. Verwirrt sah ich sie an, was hatte Amy denn damit zu tun? "Ich wollte eigentlich Richy erschrecken. Weil er vorhin ja ach so freundlich zu mir war und mich nicht aufs Klo lassen wollte..." "Das hatte ich doch gar nicht gesagt!", fuhr Richy dazwischen. Ich stimmte ihm innerlich zu, er hatte sie nur gefragt, ob sie es nicht noch die fünfhundert Meter bis zur Lichtung aushalten könnte. Amy fuhr unbeirrt fort. 

"Außerdem ist er sowieso ein Schisser und da dachte ich, es wäre lustig, wenn ich ihn erschrecken würde. Aber ich konnte weder Richy noch Hannah finden. Dann habe ich dich dort gesehen und dachte mir 'Wenn ich Richy nicht erschrecken kann, dann erschrecke ich eben Julia', was im Nachhinein total dumm von mir war. Ich habe dann die Maske, die ich übrigens auf irgendeinen Flohmarkt erworben hatte, aufgesetzt und habe mich an dich herangeschlichen. Ich wusste nicht, dass du so krass erschrecken würdest, musste über deine Reaktion sogar anfangs lachen, doch als du dann Richtung Straße gerannt bist, habe sogar ich verstanden, was ich getan hatte und wie unglaublich dumm ich war. Hannah und Richy sind wieder zurückgekommen, deine Schreie hatten sie beunruhigt. Als sie mich dann mit der Maske sahen, waren sie einfach nur stinksauer. Ich nahm die Maske wieder ab, bin dir dann sofort hinterhergerannt, Hannah und Richy direkt hinter mir und dann sah ich, dass du bereits auf der Straße warst. Ich wollte dir gerade zurufen, dass nur ich das war, aber in dem Moment kam das Auto und dann... Verdammt, es tut mir einfach so extrem leid", beteuerte Amy nochmal. Ich sah Amy ausdruckslos an. Sie war das gewesen?! 

Richy und Hannah standen einfach nur da und wussten nicht, was sie tun sollten. Also war ich wieder die erste, die das Wort ergriff. "Wir müssen die Polizei holen und erzählen, was geschehen ist", sagte ich mit fester Stimme und schluckte. Ich wollte zwar auf gar keinen fall mit der Polizei sprechen, aber was blieb uns denn übrig? Wir hatten keine Wahl. "Nein, das werdet ihr nicht tun", ertönte es hinter mir und ich drehte mich um. Mist, wie lange stand mein Vater schon da? "Aber..." "Nichts aber und jetzt geht bitte", sagte mein Vater zornig und deutete in Richtung Lichtung. Hannah und Amy machten sofort das, was mein Vater sagte, ich hingegen sah ihm zu, wie er zu Jennifer hinging und ihr die Augen schloss. "Komm mit, Julia", murmelte Richy und zog mich an meinem Arm mit sich. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt