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Jessy und ich unterhielten uns dann noch ein wenig über Dan und wie froh wir darüber waren, dass wir Hannah endlich gefunden hatten. Doch langsam wurde es draußen dunkel, ich musste leider wieder gehen. Obwohl ich mich am liebsten noch tausendmal bei Jessy entschuldigt hätte. Außerdem wollte ich noch nicht mit Jake reden. Ich meine, er hatte mich halb verblutet aufgefunden... Wenn ich daran denke, wie ich reagiert hätte, wenn Jake verletzt vor mir liegen würde... Nein, daran wollte und konnte ich nicht denken. Ich würde seinen Anblick nicht ertragen können. "Du kannst Phil sagen, dass er jetzt wieder reingekommen darf", sagte Jessy noch. "Jup, mach ich." 

Ich öffnete die Tür und sah mich nach Phil um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. "Wo ist denn Phil?", fragte ich Jake, der mich gleich darauf misstrauisch ansah. Ich widerstand dem Drang, meine Augen zu verdrehen und wartete auf Jakes Antwort. "Er ist nur schnell auf die Toilette gegangen, er kommt sicherlich gleich wieder", behauptete Jake. Beinahe hätte ich ihm geglaubt, aber auch nur beinahe. Denn es hörte sich so an, als ob er den Satz auswendig gelernt hätte. Was er auch wahrscheinlich getan hat. "Okay...", meinte ich und streckte meinen Kopf nochmal in Jessys Zimmer. "Dein Bruder kommt gleich, er ist noch auf dem Klo. Bis morgen!", verabschiedete ich mich und schloss die Tür hinter mir. Unschlüssig stand ich nun da und wusste nicht, wie ich am besten anfangen sollte. Ich sehnte mich zwar nach Jakes Nähe, aber ich musste jetzt einfach Abstand halten, sonst würde ich mich kaum konzentrieren können. 

"Was ist los?", fragte Jake plötzlich. Hmm, ich hätte mir echt vorher überlegen sollen, was ich sagen wollte. "Wir müssen reden", sagte ich deshalb einfach nur und wollte zu meinem Zimmer gehen. "Über was?", fragte Jake, doch ich wich seiner Frage aus. "Ich glaube nicht, dass du das wissen möchtest", meinte ich und wich Jakes Blick aus. "Okay, wie du meinst. Ich muss auch noch etwas mit dir besprechen", sagte Jake. Was? Worüber wollte er denn mit mir reden? Doch bevor ich meinen Mund öffnen konnte, raunte Jake: "Nicht hier. Erstens siehst du total fertig aus und zweitens sollte das niemand anderes mitkriegen." "Okay", sagte ich mit piepsiger Stimme, irgendwie beunruhigten mich Jakes Worte. 

Jake griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her, doch als er merkte, dass ich immer langsamer wurde, weil die Schnittwunde an meinem Bauch unangenehm brannte, drehte er sich zu mir um und musterte mich besorgt. "Das war wohl doch keine gute Idee gewesen", seufzte er und fuhr sich durch seine Haare. Verständnislos sah ich ihn an. "Hä? Mir geht es doch gut. Ich muss mich eben nur wieder daran gewöhnen, nicht den ganzen Tag im Bett rumzuliegen", sagte ich müde. Jake sah mich zweifelnd an. "Schaffst du es noch bis in dein Zimmer?", fragte er mich besorgt. 

Erschöpft lehnte ich mich an der Wand neben mir an und schloss kurz die Augen. "Ja, ist schon in Ordnung. Mach dir keine Sorgen um mich, ich schaffe das schon", behauptete ich, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass ich sofort zusammenbrechen würde, wenn ich heute nur noch einen weiteren Schritt machen würde. Aber ich war zu stur und zu stolz, um mir von Jake helfen zu lassen. Lieber würde ich verrecken. "Ernsthaft? Du bist so stur. Warum kannst du dir nicht einfach helfen lassen?", fragte Jake wütend. Ich konnte es ihm nicht einmal verübeln, er hatte ja auch recht. Nur, dass ich das niemals zugeben würde. Ich öffnete meine Augen, um Jake wütend anzufunkeln, doch das beeindruckte ihn nicht. Stattdessen sah er mich nur mitleidig an. "Soll ich eine Ärztin holen?", fragte er, er kam sich momentan wahrscheinlich total hilflos vor. 

Schwach schüttelte ich den Kopf und versuchte, weiterzulaufen, doch ich meine Beine knickten ein, weshalb ich beinahe hingefallen wäre, wenn Jake mich nicht aufgefangen hätte. Oh Mann, warum konnte ich auch nicht einfach Hilfe annehmen? Ich verstand es ja selber nicht. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Schmerz an meinem Bauch wieder um einiges schlimmer geworden ist. Gequält stöhnte ich auf und verlagerte mein Gewicht mehr aufs rechte Bein, da die Wunde auf der linken Seite war. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt