𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢

~30~

Oh mein Gott, ist das peinlich. Kann ich nicht einfach im Erdboden versinken? Hilfesuchend sah ich mich nach Jake um, doch ich konnte ihn nirgends entdecken. "Julia!", rief Jessy aus und umarmte mich fest. "Was machst du denn hier? Warum hast du mir nichts gesagt? Ist Jake auch hier? Wo bist du momentan untergekommen?" "Warte Jessy, nicht so viele Fragen auf einmal", sagte ich etwas überfordert, war jedoch froh, dass ich von ihr so herzlich empfangen wurde. "Warst du nicht diese Alessia, die meinen Bruder abblitzen lassen hat?" Ich löste mich aus ihrer Umarmung. "Ja, die war ich", bestätigte ich grinsend und Jessy prustete los. Dann fiel ihr etwas ein. "Warte, wusstest du das etwa schon die ganze Zeit?!", wandte sie sich nun an Phil, der mittlerweile wieder gerade stehen konnte. "Ja", gab Phil verlegen zu. "Warum hast du mir nichts gesagt?!", fragte Jessy beleidigt und boxte Phil gegen die Schulter. Aua, so wie das aussah, wird das wahrscheinlich einen blauen Fleck geben. "Also ehrlich gesagt habe ich Phil gebeten, dir nichts zu sagen", gestand ich. Jessy sah mich erstaunt an, aber bevor sie etwas sagen konnte, meldeten sich nun die anderen zu Wort. 

"Hallo Julia", begrüßte mich Lilly mit einem Lächeln. Ich lächelte zaghaft zurück. "Hi Lilly." Langsam kam Lilly auf mich zu und hielt vor mir inne. Dann überwand sie den Abstand und umarmte mich. Ich war erleichtert, dass Lilly viel freundlicher ist, als ich erwartet hätte. Schließlich dachte sie für eine Weile, dass ich ihre Schwester entführt hätte. Als ob ich jemals sowas tun würde. Thomas gab mir genauso wie Cleo seine Hand und Dan klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. Phil traute sich wieder näher an mich ran und sagte: "Du wirst es noch bereuen, mich vorhin so bloßgestellt zu haben." "Oho, jetzt habe ich ja solche Angst", meinte ich sarkastisch und tätschelte seine Brust. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

"Also, warum bist du jetzt hier?", fragte Thomas verwirrt. War das nicht offensichtlich? Oh, sie wussten ja gar nichts von dem Anruf. Hmm, jetzt musste ich mir etwas einfallen lassen. "Naja, als Richy vor meinen Augen angegriffen wurde, beschloss ich, dass ich nicht nur daheim sitzen konnte. Ich wollte euch aktiv helfen und das geht nun mal nur vor Ort. Allerdings ließ es sich bei mir nicht vorher einrichten." Hoffentlich durchschauen sie meine Halbwahrheit nicht. Cleos skeptischer Blick machte mich nervös. Wieder sah ich mich nach Jake um und entdeckte ihn diesmal. Er hatte heute ausnahmsweise eine schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt an, damit er nicht so auffiel. Er sah darin unglaublich heiß aus. Warte, was denke ich da?! Ein Blick in seine Augen sagte mir, dass er nicht besonders glücklich war, was mich allerdings auch nicht wunderte, wenn Phil so nah bei mir steht.

"Ähm Julia, hast du mir gerade zugehört?" Verwirrt löste ich meinen Blick von Jake und sah Thomas fragend an. "Sorry, ich war gerade mit meinen Gedanken woanders." Thomas seufzte und wiederholte nochmal, was er gesagt hat. "Das wäre doch gar nicht nötig gewesen. Ich meine, du kannst hier eigentlich auch nichts weiter ausrichten. Du begibst dich doch auch nur in die Schussbahn. Obwohl, Michael Hanson ist ja mittlerweile tot, also dürfte uns nichts mehr passieren. Wie lange bist du denn schon da?" Ich rechnete kurz nach. "Ich müsste jetzt 5 Tage hier sein, aber ich weiß es nicht genau." "5 Tage schon? Warum hast du uns nichts davon erzählt?", fragte Lilly. "Ich wollte meinen Aufenthalt hier aus naheliegenden Gründen geheim halten", erklärte ich kurz. 

"Ist Hackerboy auch hier?" Mit dieser Frage hätte ich rechnen müssen. Ich hoffte, Jessy würde die Frage nicht nochmal stellen, aber Dan musste natürlich alles verderben. "Ich weiß es nicht", log ich. Hoffentlich kam das halbwegs überzeugend rüber. "Aber Jake weiß, dass du hier bist?", fragte nun Jessy. Ich seufzte. "Ja, er hat es irgendwie herausgefunden, fragt mich nicht wie." "War er sehr wütend?", fragte Lilly mich mitfühlend. Sie konnte wahrscheinlich ziemlich gut einschätzen, wie ihr Halbbruder tickt. "Ja, das war er, aber jetzt nicht mehr." "Woher willst du das wissen?", warf Cleo misstrauisch ein. "Wir haben uns eben mehr oder weniger ausgesprochen und er hat mir verziehen." Für Cleo reichte die Erklärung, denn sie stellte keine weiteren Fragen. Thema Jake schien damit abgeschlossen zu sein. Zum Glück.