Als ich zufällig erfahren hatte, dass Julia mit Jessy und Lilly shoppen gehen würde, beschloss ich, ihnen zu folgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr noch jemand anderes folgen würde, war ziemlich hoch und ich konnte ja wohl nicht darauf hoffen, dass sie mal Glück hatte. Was mich wütend machte, war Phils Anwesenheit. Was macht dieser Vogel hier?! Okay, es war eigentlich offensichtlich, dass er die Mädels fahren würde, aber mir schwirrten die Worte im Kopf rum, welche er zu Julia gesagt hat. Er wollte jetzt doch nicht allen Ernstes Julia für sich gewinnen? Das kann er vergessen, Julia fällt nicht auf solche Idioten wie ihn rein. Unauffällig parkte ich also mit einigem Abstand auf dem Parkplatz, es wäre ziemlich doof, wenn mich Julia jetzt entdecken würde.
Die Mädels stiegen aus und gingen direkt in das Kaufhaus. Phil hingegen ging in die andere Richtung, kam jedoch nach wenigen Minuten wieder. Was hat er wohl gemacht? Ist ja auch egal, ich will nur sichergehen, dass Julia in Sicherheit ist. Nach ein paar Stunden - ich weiß nicht, wie man so viel Zeit fürs Shoppen verschwenden kann, aber okay - kamen die Mädels wieder nach draußen und ich bemerkte, dass Julia wieder halbwegs glücklich aussah. Phil verfrachtete die Einkaufstüten im Kofferraum, dann sprachen sie alle eine Weile, weshalb ich mich in Julias Handy einhackte, um mithören zu können. "...treffen uns um 18 Uhr wieder hier", sagte Lilly. "Ciao!" "Bis später!" Warte, warum verabschieden sie sich voneinander? Ich sah, wie Lilly und Jessy in die eine Richtung liefen, Julia in die entgegengesetzte. Wohin Phil geht, ist mir ehrlich gesagt komplett egal.
Ich stieg aus meinem Wagen aus und verfolgte Julia, diesmal hoffentlich unauffällig. Sie schien mich nicht zu bemerken, aber das ist auch kein Wunder, da sie sich gerade mitten in der Fußgängerzone befand, wo wirklich viele Leute waren. Schnell zog ich mir meine Kapuze noch tiefer ins Gesicht, ich durfte nicht vergessen, dass auch nach mir gesucht wird. Ich beobachtete Julia, wie sie sich etwas zu Essen und zu Trinken holte und war ein bisschen erleichtert, da ich mir schon Sorgen machte, weil sie seit ihrer Ankunft in Duskwood kaum etwas gegessen und dementsprechend abgenommen hat, aber sie schien zu bemerken, dass sie mehr essen musste.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass sie sich alle in eineinhalb Stunden treffen würden. Hoffentlich passiert ihr in der Zeit nichts mehr.Julia ging noch in ein paar Läden, bis ich sie irgendwann aus den Augen verloren, weil sie in der Menschenmasse untergetaucht war. Scheiße, ich muss sie wiederfinden! Also durchsuchte ich das ganze Stadtviertel, doch es gab keine Spur von ihr. Natürlich versuchte ich dann, auf ihren Standort zuzugreifen, aber auch das war erfolglos. Wütend trat ich gegen eine Mülltonne und einige Passante sahen sich nach mir um, doch das interessierte mich gar nicht. Was, wenn ihr jetzt etwas zugestoßen ist? Wie konnte ich Idiot sie nur aus den Augen verlieren, ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihr jetzt etwas passiert. Mittlerweile war es 17:45 Uhr und ich machte mich auf den Rückweg, vielleicht würde Julia zum Treffpunkt kommen. Doch meine Hoffnung wurde zunichte gemacht, als Julia 18:15 Uhr immer noch nicht aufgetaucht war. Verdammt, wo war sie nur?! Ich konnte sie immer noch nicht orten, doch ich würde nicht aufgeben.
In diesem Moment löste sich Lilly von den Hawkins und kam auf mich zu. Shit, aufgeflogen. "Hast du Julia gesehen?", fragte Lilly sofort besorgt. Ich überlegte, was ich ihr sagen sollte, die Wahrheit kann an sich nicht schaden. Doch Lilly unterbrach meine Gedankengänge. "Komm schon, ich weiß, dass du sie verfolgt hast, was ist passiert?" Ich seufzte resigniert auf. "Ich habe sie etwa halb 5 aus den Augen verloren, seitdem habe ich das ganze Viertel nach ihr abgesucht und versucht, ihren Standort herauszufinden, doch es hat alles nichts gebracht. Ich mache mir echt Sorgen; wenn ihr jetzt etwas passiert ist, könnte ich es mir niemals verzeihen..." Meine Stimme brach genau in diesem Moment und Lilly sah mich mitleidig an. "Du kannst nichts dafür", sagte sie leise. "Du solltest mit zu uns herüberkommen. Jessy hat auch schon versucht, Julia anzurufen, aber ohne Erfolg." "Okay, zu viert könnten wir sie echt schneller finden."
Jessy und Phil haben gerade über irgendetwas diskutiert, als sich Lilly räusperte und sie die volle Aufmerksamkeit bekam, bis sie mich entdeckten. "Jessy, Phil, das ist mein Halbbruder Jake." Sie deutete auf mich und zeigte nun auf die anderen beiden. "Jake, ich nehme an, du kennst die beiden schon." "Ja, ähm... hallo." Verlegen kratzte ich mich am Nacken und sah auf den Boden. "Ah, dann bist du also der Mann, der Julia so sehr den Kopf verdreht hat. Ich muss schon sagen, sie ist eine ganz schön harte Nuss." "Oh ja, das ist sie", erwiderte ich trocken. Auf seinen ersten Satz ging ich gar nicht erst ein. "Seid ihr zusammen?", fragte mich Jessy mit piepsiger Stimme und sprang wie ein Kleinkind auf der Stelle. Zum Glück musste ich diese Frage nicht mehr beantworten, denn Lilly schaltete sich jetzt ein. "Leute, ihr könnt auch noch später tratschen, wir müssen jetzt erstmal Julia finden!" Jessy sah enttäuscht aus, weil sie keine Antwort bekommen hat, aber auch sie begriff den Ernst dieser Situation.
"Okay, und was tun wir jetzt?", fragte Phil. Schnell erklärte ich, dass ich schon seit längerem versuche, auf ihren Standort zuzugreifen, was bisher allerdings nicht funktioniert hat. Jessy wollte Julia weiterhin anrufen, da mein Programm mit einer leichten Zeitverzögerung arbeitete. Phil und Lilly suchten nochmal die Umgebung ab. Plötzlich klingelte Jessys Handy und ein Blick auf ihr Display zeigte mir, dass es Julia war. Jessy ging natürlich sofort ran und ich riss ihr das Handy aus der Hand, um auf Lautsprecher zu stellen. Julia meinte, dass sie sich verlaufen habe. Sie wollte noch etwas sagen, doch in dem Moment hörte man ein lautes Zersplittern von Glas. Was ist hier nur los?! Immerhin habe ich jetzt ihren Standort, sie ist gar nicht mal so weit weg.
Schnell holten wir Lilly und Phil und gingen zu Julias letzten Standort. Niemand außer mir wusste, das ihr Handy mittlerweile nicht mehr aktiv war, denn ich wollte niemanden beunruhigen. Als wir schließlich ankamen, bemerkte ich zuerst eine mir sehr bekannte Person, die sich gerade vor Julia befand, welche schluchzte. Dieses gottverdammte Arschloch, ich werde ihn umbringen! Sofort schlug ich auf ihn ein, was dazu führte, dass er Julia endlich losließ und er zu Boden fiel. Sein Ernst, nach einem Schlag ist er schon k.o.?! Aber mich interessierte es nicht, ob er jetzt schon am Boden lag oder nicht, denn ich war immer noch zu wütend, um klar denken zu können. Erbarmungslos schlug ich noch vier weitere Male auf ihn ein, bis jemand meine Hand festhielt, als ich gerade ausholte.
"Jake, hör auf", flehte mich Lilly an. Augenblicklich wurde mir klar, was ich getan hatte und ich sah auf meine aufgeplatzten Knöchel. "Es geht ihr mehr oder weniger gut, wir sind gerade so noch rechtzeitig gekommen", sagte Lilly beruhigend, doch ihre Stimme zitterte ein wenig. Ich drehte mich jetzt zu der Wand um, vor der ich Julia zuletzt mit Cooper stehen sehen habe und bemerkte, dass sie ohnmächtig war. Sofort eilte ich zu ihr und flüsterte: "Oh nein, das ist alles nur meine Schuld."
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢
FanfictionJulia hält es nicht mehr aus. Nach einem verhängnisvollen Anruf lässt sie alles stehen und liegen und fährt mit dem nächsten Zug nach Duskwood, um vor Ort ermitteln zu können. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr Aufenthalt in Duskwo...