𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢

~LXV~

Es dauerte nicht lange, dann gab es auch schon die ersten Schlagzeilen: "Jonathan Clark - Mörder einer angesehenen Anwältin?!" - "Vizepräsident der vereinigten Staaten nicht so vorbildhaft wie gedacht?" - "Mord von Veronica Evans nach fast 15 Jahren aufgeklärt". Ich starrte auf den Namen meiner Mutter und konnte es kaum glauben: endlich war es vorbei. All das Leiden, das Versteckspiel der letzten Jahre, alles lag jetzt hinter mir und war so gut wie abgeschlossen. Jonathan würde sicher für Jahre hinter Gitter landen, die Beweise könnte nicht einmal der beste Anwalt der Welt widerlegen. Außer, er würde irgendjemanden anheuern, der diese Beweise verschwinden lassen würde, aber auch das war so gut wie unmöglich. Er würde im Gefängnis verrotten, endlich dafür bezahlen, was er meiner Mutter angetan hatte.

Aber noch etwas fiel mir verspätet auf: Ich war zwar nicht komplett frei, aber es würden jetzt eindeutig weniger und ungefährlichere Leute nach mir suchen, welche mich unmöglich finden konnten. Clark hatte erst die Regierung auf mich angesetzt, aber jetzt wird ihm niemand mehr glauben Ich hatte jetzt die Möglichkeit ein neues Leben anzufangen, mich nicht mehr vor anderen zu verstecken, bei meiner Familie zu leben,... aber war ich wirklich bereit dafür? Klar, mein jetziges Leben hatte auch Nachteile, aber ich konnte nicht einschätzen, ob ich mich verändern konnte oder es überhaupt wollte. Ich mochte die Einsamkeit und die Stille, ich liebte das Hacken und diese Anonymität, weil sie mir Sicherheit gab, aber wenn ich daran denke, wie schön es wäre, mich mit Lilly und Hannah ohne diese ständige Angst, aufgespürt werden zu können, zu treffen und mehr Zeit mit Julia zu verbringen... Die Vorteile überwiegen eindeutig.

Ein bisschen Sorgen machte ich mir aber immer noch, schließlich werde ich auch von einigen Polizisten Duskwoods verfolgt. Bisher hatten sie mich zwar noch nicht erkannt, aber das würde wahrscheinlich nicht allzu lange dauern. Irgendetwas müsste ich mir da also noch überlegen.

Doch vorher musste ich noch Hannah finden. Wie würde sie wohl reagieren, wenn ich sie finden würde? Würde sie mir in die Arme fallen, weinen und sich bei mir bedanken oder würde sie mir sagen, dass ich verschwinden sollte? Ich könnte es verstehen, schließlich habe ich mich damals auch einfach nicht mehr bei ihr gemeldet, bis sie mir keine Emails mehr geschrieben hatte. Aber ich musste den Kontakt abbrechen, ich hatte bemerkt, dass sie sich in mich verknallt hatte. Nur leider etwas zu spät, sonst hätte ich es nämlich vielleicht verhindern können und ich hätte den Kontakt zu ihr nicht abbrechen müssen. Und dann wäre sie vielleicht niemals entführt worden. Weil ich vielleicht bemerkt hätte, das etwas nicht stimmte oder zumindest Hannahs Email früher gelesen hätte. Über was wollte sie damals mit mir sprechen? Tja, diese Frage konnte mir wohl nur Hannah selbst beantworten.

Ich ging an mein Handy und öffnete den Messenger, den ich die letzten paar Tage absichtlich gemieden hatte, damit mir Julias Name nicht allzu oft ins Auge sprang und ich somit nicht ein allzu schlechtes Gewissen hatte. Natürlich hatte das nicht wirklich funktioniert und seitdem Julia im Krankenhaus lag, wurden meine Schuldgefühle immer größer. Lilly hatte mich nochmal angerufen und gemeint, dass Julia knapp überlebt hätte und nun für mehrere Tage im Krankenhaus bleiben müsste. Das war doch etwas beruhigend, immerhin war sie dort in Sicherheit und konnte nichts dummes anstellen.

Eine Nachricht ploppte auf. Was wollte Daniel von mir? Es war sehr überraschend, da wir kein einziges Mal miteinander geschrieben hatten und wir generell nicht miteinander klarkamen. Der Typ war mir nicht ganz geheuer, aber Julia war der Meinung, dass es eben nur seine Art war und nichts mit mir persönlich zu tun hätte. Wobei ich mir allerdings nicht so sicher war. Sollte ich die Nachricht lesen? Die nächste Nachricht von Daniel, die auf dem Display erschien, nahm mir die Entscheidung ab. Ich öffnete den Chat.

Dan: Hackerman komm online

Dan: Ah da bist du ja

Dan: Ich sehe doch dass du online bist also lies meine Nachrichten!