I.3

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Regungslos sah Paddy beide an und dann auch dabei zu, wie sie schon durch die Haustür liefen; Junia wieder lautstark ihre Tränen wegwischte und Thomas sie in den Arm nahm und ihm zum Abschied knapp zunickte. Und dann blieb er auch die ersten Momente ohne jegliche Regung, ehe ihn solch eine Wut übermannte, dass er jene wieder am Schuhregal auslassen musste – und sich letztlich genauso schnell wieder mit seinem Handy in der Hand auf der Couch einfand. Auch dieses Mal ließ er jeglichen Stolz hinter sich – und konnte nur seinen Atem anhalten, als er ein Tuten vernahm und sein Anruf tatsächlich angenommen wurde.

„Paddington?“, drang es noch so leise und verhalten zu ihm vor – ihn durchzog solch eine Wärme, dass er auf der Stelle in Tränen ausbrach und sich auch nicht mehr beherrschen konnte. Schwerfällig presste Paddy sich seine Hand auf den Mund und musste einfach sein Handy weglegen, so sehr wie seine Brust bebte. Er kam einfach nicht mehr klar – und griff auch erst wieder nach seinem Handy, als er nach und nach sämtliche Variationen seines Namens vernahm.

„Sorry“, krächzte Paddy und klang dabei dermaßen nasal, dass er seine eigene Stimme kaum erkannte. Bemüht leise versuchte er dann, seine Nase hochzuziehen – mit seinen zittrigen Fingern bekam er jedoch nicht mal richtig die Rotze darunter weggewischt.

„Paddy ...“, seufzte Mark auf – dieser seltsam resignierte Unterton machte alles nur noch schlimmer. Schwerfällig stand er auf und musste bei seinen pochenden Kopfschmerzen kurz seine Augen zusammenpressen, bevor er fahrig ins untere Bad lief. So leise wie Marks „Rufste wieder an, um dich auszuheulen?“ war, bekam Paddy das auch beinah kaum mit – aber dann blieb er abrupt stehen.

„No, because I miss you so much!“, entgegnete er so eindringlich, dass er nicht mehr als einen verhaltenen Laut erwidert bekam – der ihm nur völlig ausreichte. „Wait a minute“, presste er dann einfach hervor, weil er jetzt beim besten Willen auch nicht mehr auflegen konnte. Aufseufzend legte er sein Handy bloß aufs Waschbecken, putzte sich seine Nase ausgiebig mit Toilettenpapier und brauchte dann auch nur einen knappen Blick in den Spiegel, bevor er sein Handy mit einem leidigen „Scheiße, ey ...“ wieder an sich nahm.

„Lecker“, kam es dann aber direkt zurück, sodass Paddy rein gar nichts gegen sein schwaches Schmunzeln tun konnte.

„Well ...“, säuselte er und lief schnell ins Wohnzimmer, um sich einfach fix und fertig auf die Couch zu legen. Keine zehn Sekunden hatte er dann nur in Ruhe an die Decke starren können, da schlug sein Herz wieder außer Rand und Band, weil er erst jetzt richtig begriff, dass er Mark gerade wirklich am Handy hatte. Feste presste Paddy seine Lippen aufeinander und wurde von solch einer Anspannung übermannt, dass er nicht mal über irgendwelche Wörter nachdenken konnte.

„Und ...“, war es dann auch Mark, der begann – und wieder aufseufzte. „Was 'n los, Alter? Willst dich doch ausheulen oder nich'?“

„Ich ...“, stammelte Paddy viel zu überfordert, aber dann richtete er sich ein wenig auf und wurde auch entsprechend ernst. „Man, I just wanna talk to you! I-I didn't call earlier, because I thought I simply couldn't ...“

„Ja ...“, kam es dann immerhin deutlich verhaltener zurück.

„Do you got my present?“, zögerte Paddy dann auch nicht lange, einfach nachzufragen. Aber viel zu oft hatten ihn schon diese penetranten Zweifel eingeholt, ob sein Geschenk nicht vielleicht vor Marks Tür geklaut worden war und der Zettel – warum auch immer – ebenfalls nicht bei Mark angekommen war und er sich deswegen nicht bei ihm gemeldet hatte. „Ich hatte ...“

„Doch“, reagierte Mark so hörbar sanft, dass er sein liebes Schmunzeln lebhaft vor sich hatte. „Die Platte hatte ich zwar schon, aber ...“

DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt