XII.3

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„Marek ...“, seufzte Natalie zwar noch – aber dann machte weder sie noch Paddy wirkliche Anstalten, ihn aufzuhalten, ehe sie schon alleine dastanden.

Aufseufzend sank er völlig in sich zusammen. Er konnte einfach nicht mehr. Er wollte auch nicht mehr. Aber dann musste er nicht mal mit dem kleinen Finger zucken, damit Natalie genauso laut ausatmete.

„Lauf bitte jetzt auch nicht noch weg, ja“, bat sie ihn einerseits schon so verhalten und andererseits doch komplett ernst. „Lass uns wenigstens noch reden und alles richtig klären, okay?“

„Sure“, nickte Paddy sofort – nicht, weil er unbedingt wollte. Um jetzt noch wie Mark das Weite zu suchen, hatte er gerade einfach keine Kraft mehr. Nur im Sinne des Schlafzimmers drückte er sich dann an ihr vorbei. „I'll just need some minutes, alright.“

Für keine Nuance hatte er Natalie nach ihrem Einverständnis gefragt und mit keiner einzigen hielt sie dagegen. Sie nickte nur schwach – trotzdem senkte Paddy seinen Blick bis hin zu seinen Füßen, während er auch in einem beachtlichen Abstand an ihr vorbeilief. Gerade wurde ihm auch wieder bestens bewusst, wie angeschwollen seine ganze Augenpartie eigentlich noch war.

Schnurstracks lief Paddy einfach in den Flur und durfte dann noch miterleben, wie Mark gerade die Badezimmertür hinter sich schloss. Für einen kurzen Moment stockte er – bloß, um doch nur in Marks Schlafzimmer zu laufen und die Tür hinter sich anzulehnen.

Er konnte einfach nicht mehr. So sehr er gerade auch dagegenhalten wollte, nahm ihm diese Enttäuschung, dass Mark irgendeine scheiß Party ausgerechnet nach den letzten Stunden komplett über sein Empfinden stellte, gerade das letzte bisschen Beherrschung. Er legte sich einfach auf sein Bett und mit seinem Gesicht voran in eins der großen Kissen und wollte es schon nicht mehr verstehen. Er wollte es nicht mehr verstehen, warum Mark lieber mit etlichen Leuten hier feiern wollte, anstatt sich hier mit ihm und seiner Schwester einfach einen ruhigen Abend zu machen und zu versuchen, halbwegs mit der ganzen Situation klarzukommen – wenn Mark doch eigentlich bestens wissen müsste, wie schwer Paris schon für ihn gewesen war und dass sein beschissenes Outing ganz sicher nichts leichter gemacht hatte.

Schwer ballte er seine Hände in die benachbarten Kissen – bevor er wieder zu aggressiv und verzweifelt wurde und noch an diese ganze Andrei-Sache dachte, stellte er wieder lieber auf Durchzug. Wieder dachte er an rein gar nichts und atmete nur schwer gegen das Kissen.

Seinen Kopf hob er erst minimal an, als er die Klospülung und die Badezimmertür vernahm – und als die Tür hier leicht knarschte und minimal aufging. Es passierte nur nichts. Ganz schwach hörte er Natalie und Mark im Flur reden, bis die Wohnungstür lautstark ins Schloss fiel und er einfach direkt ins Kissen heulte – zumindest, bis ihm seine geschwollenen Augenlider einfielen, er bei all den Tränen der Nacht eh kaum weinen konnte und gleich dumpfe Kopfschmerzen bekam.

Regungslos lag Paddy nur da – und nickte schon nach keiner ganzen Minute weg. Aber auch im Schlaf war ihm keine Ruhe vergönnt. Wie eh und je in diesen leichten Schlafphasen träumte er wieder lebhaft vor sich hin und vor allem von der Party. Alle starrten ihn an und redeten dabei nicht wirklich mit ihm, wohingegen Anna ihn penetrant löcherte und Mark viel zu viel Nähe suchte und ihn vor allen vagen Gestalten einfach küsste. Zum krönenden Abschluss gab ihm dann irgendjemand auch sein eigenes Handy nicht wieder, auf dem der nächste neue Artikel war – jetzt über ihre Beziehung. So sehr er danach verlangte, bettelte, irgendwann sogar wütend schrie, bekam er nur einfach nicht die Neuigkeiten zu lesen. Er durfte lediglich panisch mitverfolgen, wie ihm alle Leute näherkamen und sich ihm noch penetranter widmeten – bis sein Puls zu hoch wurde und er deswegen abrupt aufwachte.

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