VI.3

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Bei der Nähe zu Marks Wohnung stand er dann ein wenig kopflos bei ihm auf der Matte – und durfte auch zwanzig Minuten vor dem Altbau warten, bis Mark leicht irritiert auf ihn zugelaufen kam. Dann zögerten sie beide nur keine weitere Sekunde, um einander um den Hals zu fallen – und sich hier auf offener Straße auch so schnell nicht mehr loszulassen.  

„Mann ...“, raunte Mark an sein Ohr und ließ eine Gänsehaut nach der nächsten über seinen Körper jagen – ihm war nur alles andere als kalt. Eine Hitzewelle lag schon seit Tagen über dem Land – und die Wärme in seinem Körper schwoll mit jedem dieser innigen Momente nur noch mehr an. Paddy spürte, wie ihm ein Schweißtropfen von der Schläfe rann – trotz Marks Hitze und seines Geruches, der ganz diesen heißen Junitag bezeugte, wollte und konnte er sich gerade nicht lösen. In diesen Momenten vergaß er alles und wollte nichts anderes als Mark. Er ließ sich ganz von ihm und seinen Gefühlen vereinnahmen – und wich dann auch erst von ihm, als Mark das mit einem verhaltenen „Lass ma', ähm ...“ tat.

„Yeah ...“, nickte Paddy äußerst schwach und dementsprechend wurde auch Marks Schmunzeln – zumindest für die ersten Momente. Dann betrachtete Mark ihn ein wenig geistesabwesend und ließ seinen Blick zwischen seinen Haaren und seinen Lippen hin und her gleiten.

„Haare sind kürzer, ne?“, säuselte Mark auch noch und reagierte nickend auf sein schwaches Nicken – Paddy fand keine sonderliche Kraft, anzudeuten, dass er erst beim Frisör gewesen war. Er reagierte erst ein wenig, als er in Marks Rücken und im Schatten der Gebäude eine Frau auf sie zukommen sah – aber da wandte sich Mark schon zur Haustür ab und griff in seine Hose. „Was machst 'n schon so früh hier? Dacht', ich sollte später zu deinem Hotelchen ...“

„Couldn't wait any longer“, raunte Paddy bei seiner leicht brüchigen Stimme unwillkürlich tief – seine Hand legte er ihm nur extra auf seinen leicht klammen Rücken. Und als die Tür aufsprang, dirigierte er Mark sanft, aber bestimmt weiter nach vorne in die kühle Eingangshalle. „Kein' Bock mehr auf die Scheiße ...“

„Mhm“, brummte Mark auch deutlich rauer – Gott sei Dank war der Fahrstuhl offen. Aber kaum, dass sich dann die Türen hinter ihnen geschlossen hatten und der Aufzug sich in Bewegung setzte, standen sie bloß wort- und regungslos voreinander – und er bekam sicher keine Gänsehaut, weil die Luft schön klimatisiert war. Er wollte Mark gerade so nah sein, dass er sich einfach nicht vom Fleck bewegt bekam. Er konnte aber auch nicht leugnen, dass diese letzten anderthalb Monate seit seinem letzten Besuch nicht spurlos an ihnen vorbeigezogen waren. Eine gewisse Distanz war da zwischen ihnen – zumindest blickte Mark auch ein wenig verhalten drein, fummelte kurz an seiner filigranen Brille herum und rieb dann blinzelnd den Schweißtropfen von seiner Schläfe direkt unter seiner Kappe weg.

Im Inbegriff sich irgendwie zu überwinden und zu fragen, ob er ihn gerade zu sehr in seiner Forsterstraße gestört hatte, kam der Aufzug in Marks oberster Etage jedoch schon zum Stehen. Paddy legte ihm nur wieder seine Hand in den Rücken, stellte sich vor der Wohnungstür dicht hinter Mark und bekam dann letzten Endes mit fahrig ausgezogenen Schuhen und zu Boden gefallener Tasche auch nicht sein Und jetzt? hervorgebracht. Er konnte nicht mal lange durch Marks dämmrig abgedunkelte und dementsprechend angenehm kühle Wohnung sehen. Mark trat dicht an ihn heran und schien noch etwas sagen zu wollen – stattdessen ging er leicht vor ihm in die Hocke und hob ihn an seinem Hintern wieder an sich. Sein Ey blieb ihm gleich im Hals stecken – Paddy schlang nur seine Arme um Marks Schultern und dann gefiel es ihm noch besser als beim letzten Mal, dass Mark ihn einfach schnurstracks in sein ebenfalls abgedunkeltes Schlafzimmer trug. Nachdem Mark die Tür – wie auch immer – hinter ihnen zubekommen hatte, ließ er ihn mit einem leisen Ächzen herunter, aber gewiss nicht von ihm ab. An seinem Hintern presste Mark ihn noch enger an sich, sodass seine Lider flatterten und Paddy sein „Eilig?“ mehr stöhnte, als belustigt raunte.

DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt