VII

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VII

       

We're taking in a deep breath and waiting for whatever is coming, like the waters seep away before the arriving of the deluge. This is not the end of everything, just a little realignment. When you have to change your life is when you know you're living...

Immer wieder las Paddy sich die Worte durch und schickte sie dann einfach an Mark – warum auch immer. Er wusste schon seit geraumer Zeit nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Er wusste auch nicht, was er davon halten sollte, dass sich kurz vor halb eins in der Nacht die zwei Haken direkt blau verfärbten – beim eingehenden FaceTime-Anruf zögerte er nur kein bisschen. 

„Hello“, ging Paddy flüsternd ran und richtete sich ein wenig im schmalen, laut knartschenden Bett auf – nur Mühe machte er sich keine, irgendein Licht anzuknipsen.

„Ähm ...“, zögerte Mark dann auch entsprechend – nicht, dass es bei ihm sonderlich heller war oder Paddy mehr von Marks Umgebung ausmachen konnte. „Biste schon zu Hause?“

„Ne, immer noch bei Maite. Everyone's already asleep“, flüsterte er weiter und schmunzelte schwach dabei. „Die Kinderzimmer sind nebenan, I don't wanna wake anyone up. You know how hard it was to bring her youngest daughter to bed? Solène ... She's nearly five. Well, eigentlich nur vier und halb ... Sie war heute den ganzen Tag an mich dran wie eine, äh, how do you say? Ah ... Klette, ne. Ja, sie war den ganzen Tag an mich wie eine Klette. Na ja, not the whole day ... Hatte ja gestern das Open Air in Hamburg und bin dann gegen Mittag heute hier hin ... Maites oldest daughter hatte ja heute Geburtstag ...“

„Ah“, schmunzelte Mark schwach. Bevor Paddy aber wieder zum Ausschweifen und Ablenken ansetzen konnte, wurde Mark wieder ernster. „Und, wie war's so bei der Sippe?“

„Well“, seufzte Paddy und fasste sich unwillkürlich an seine linke Wange, die wie die rechte noch immer ein wenig spannte. Im selben Moment hielt er nur direkt wieder inne, weil es nebenan doch deutlich raschelte. „Wait a second“, murmelte Paddy dann kaum wahrnehmbar und stellte auch so lange Marks Ton aus, bis er aus dem kleinen Gästezimmer geschlichen und unten in Maites Garten angekommen war. Das durfte er dann nur direkt ein wenig bereuen, als eine Flutlichtlampe an der Hauswand einfach ansprang und gefühlt den ganzen Garten ausleuchtete – und eben seine geschwollene Augenpartie.

„Ähm ...“, bekam er dann auch direkt erwidert. Ungeachtet dessen lief Paddy nur weiter barfuß über die Wiese zu seiner Lieblingsbank, die ein wenig abseits vor einem größeren Blumenbeet stand. Und dann ließ er sich auch von den Schatten der hohen Sträucher, dem Gefühl des weichen Grases unter seinen Fußsohlen und von der leisen Nacht ablenken – so komisch verhalten Marks „Haste geweint?“ zu ihm vordrang.

„Ähm“, gab Paddy dann einfach zurück, während er sich auf das kühle Holz niederließ und tatsächlich abwägte, einfach mal zu lügen oder weiter abzulenken. Aber Marks Blick ließ ihm selbst durch die Distanz zwischen den beiden Bildschirmen hinweg keine Wahl, als ergeben aufzuseufzen. „Yeah ... This whole day was so much ... Im kleinen Raum alleine dann too much ...“

„Oh“, seufzte Mark so verhalten, dass ihm schon Sämtliches auf der Zunge lag – bei dem ruckelnden Bild allen voran die Bitte, ob sie nicht normal telefonieren könnten oder einfach gar nicht. Der Drang, Mark zu sehen, mit ihm zu reden und jede einzelne seiner Reaktionen mitzubekommen, überwog nur schnell alles. Und dann nahm ihm das Bedürfnis, Mark nicht so lange im Unklaren zu lassen und sich so anzustellen, auch sämtliches Unbehagen.

„Ach, y'know, it started the first moment I stepped through the door. Maite hat sich tausendmal, ähm, überschwänglich entschuldigt und wieder drauflosgeplappert und sich gerechtfertigt und so weiter ...“, erzählte Paddy mit einem schwachen Schmunzeln dann einfach leise drauflos. „In the end hat sie auch nur aufgehört, als die ganzen Mädchen dann vom Kindergeburtstag abgeholt wurden. Ich glaub', die haben von gestern auf heute ..., äh, reingefeiert? Keine Ahnung, was man da mit zwölf, dreizehn so macht ... Hab' mich eher Solène gewidmet ... und Josephine, die ist elf.“

DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt