XIII
Wir müssen mit uns reden, wir Dickschädel, kreiste es ihm immer wieder durch den Kopf und irgendwann musste Paddy einfach aufschnauben. Wahrscheinlich hatte Mark diese Songzeile eher im eigenen Sinne als in seinem aufs Papier gebracht – er meldete sich nämlich schon wieder nicht.
Vielleicht konnte Paddy es noch verstehen. Aber nachdem er sich jetzt zum gefühlt tausendsten Mal die Audiodatei mit seinem neuen Song angehört und dabei sowohl all seine Sachen für das Wochenende in Berlin, als auch für den anschließenden Urlaub in Spanien zu Ende gepackt hatte, war er einfach nicht mehr gut genug beschäftigt. Oder mittlerweile einfach zu besorgt, weil Mark ihm hatte schreiben wollen, falls sich etwas änderte und er über Weihnachten doch zu seiner Familie wollte. Nach seinem gestrigen Amazon-Konzert in Kaiserslautern war er heute den ganzen Tag doch bei seiner Mutter gewesen – dass er sich nicht gemeldet hatte, hieß dann ja eigentlich nichts Gutes.
Bevor sein Fahrer in einer Stunde kommen würde und sie eben schnell in den späten Abendstunden nach Berlin fuhren, damit er sich morgen den Stress mit all dem Gepäck nicht antun musste, klickte Paddy dann einfach Marks Kontakt an – bloß, um es sich in letzter Sekunde doch anders zu überlegen. Aber wenn da irgendetwas zugange war, wollte er nicht auch noch stören.
›Everything alright?‹, schrieb Paddy bloß und hing noch ein ›In 1 hour I'm heading to Berlin...Please tell me if it's unnessary to bring all my Stuff for the Hiking‹ hinterher. Lange musste er nur nicht warten, bis sich die Haken blau verfärbten.
›Doch. Bin auch schon im Zug nachhause‹, schrieb Mark und ließ ihn direkt in sich zusammensinken – weil Mark erst morgen hatte fahren wollen. Sein ›Reden später, okey? Kommst doch zu mir?‹ brachte ihm da auch nicht allzu viel.
›Of course‹, schrieb Paddy nur sofort zurück, obwohl er sich das Hotelzimmer doch zur Sicherheit hatte buchen lassen – zumindest für übermorgen auf den Sonntag vom The Voice Senior-Finale, wo er die meiste Zeit im Fernsehstudio verbringen würde und eigentlich keine Lust hatte, so weit davon entfernt zu schlafen und sich um so vieles selber zu kümmern.
Aufseufzend verfolgte er mit, wie Mark die Nachricht las, aber sofort wieder offline ging – und dann hatte er gerade doch ein latent schlechtes Gewissen, weil es überwiegend sein Verdienst war, dass Mark mit seiner Mutter hatte reden wollen. Auch wenn er sich da gut im Recht gesehen hatte, so sehr wie Mark ja erst auf Junia eingegangen war.
›Bad tho?‹, musste Paddy einfach noch mal schreiben und dann auch zu Junias Chat wechseln, um bei ihr nachzuhaken – aber in der Hinsicht waren sich beide viel zu ähnlich. Bei etwas, was ihnen irgendwie unangenehm war, fingen beide nicht von alleine an. Wobei er da selber wohl auch nicht unbedingt besser war ...
›Geht so. Laune is aber im Arsch‹, antwortete Mark immerhin direkt und dann beließ Paddy es auch dabei. Er schrieb ihm bloß, wann er bei guter Verkehrslage ungefähr da sein würde, bevor er sich nur wieder seinen Sachen widmete und immerhin dadurch die Zeit schnell rumging, bis er im Auto saß. Dass Junia ihn dann anrief, kam ihm auch ganz gelegen. Und es freute ihn wirklich, zu hören, dass sie sich ihre Worte zu Herzen genommen und es geschafft hatte, dass sie sich jetzt am kommenden Sonntag mit ihrer Mutter treffen würde – wie von Mark vorgeschlagen in einem Café, das ja ein wenig zur Räson zwang. Thomas würde auch mitkommen und sich irgendwo im Hintergrund halten.

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Desire
FanfictionFortsetzung zu ›Denial‹ - »„Jetz' warte doch, Mann!", rief ihm sein bester Freund nach - aber Paddy ließ sich erst vor der Haustür aufhalten, um sich Thomas' festem Griff wutentbrannt zu entwinden und ihm mit voller Wucht ins Gesicht zu schlagen...