„You like it?“, schielte Paddy schmunzelnd zu Mark herüber. Mit geschlossenen Augen lag sein soon to be Verlobter zu seiner Linken auf einer Sonnenliege, während Twiggy zu seiner Rechten auf dem schmalen Wiesenstück lautstark einen Hundeknochen bearbeitete.
„Oida!“, kam es wieder in diesen überzogenen österreichischen Nuancen zurück – oder doch ein wenig versöhnlich. Mit einem schönen Schmunzeln ließ Mark dann auch ausgiebig seinen Blick über den rechteckigen, in den Boden eingelassenen Metall-Pool schweifen bis hin zu den Bergen. Aber das Panorama war wirklich atemberaubend. Zu ihren Seiten tat sich jeweils ein hoher bewaldeter Berg auf und in der Ferne ragte über dem Tal hinweg die nächste Bergkette in den strahlend blauen Nachmittagshimmel. Vereinzelte Schäfchenwolken schienen über die Bergspitzen zu schweben – er genoss es selber alles so sehr. Tief atmete Paddy die reine Alpenluft ein und dann dauerte es auch ein wenig, bis Mark wieder leise seufzte. „Aber mehr als zwei, drei Stündchen Wandern is' hier nich' drinne, ne ... Besonders bei der Steigung. Geht ja sehr auf die Achillessehne ...“
„Klar“, gab Paddy ihm sofort recht und brauchte auch nicht lange, um noch mehr auf ihn einzugehen. „Dann geh' ich morgens mit den Hund, mittags machen wir was zusammen, abends geh' ich wieder und den Rest liegen wir hier am Pool oder so.“
„Mhm“, kam es gleich verhaltener zurück – Paddy musste ihn aber auch nicht lange eindringlich ansehen, damit Mark sich an seiner filigranen Brille herumfummelte. „Ach, irgendwie ... irgendwie brauch' ich halt, äh, richtige Ablenkung. Sons' denk' ich einfach zu viel nach und dann zieht's meine Laune mit. Mann ... Ich halt' diese Ungewissheit einfach nich' aus ...“
„Isn't there anything ...?“, seufzte Paddy selber schwer und griff nach Marks Unterarm, der ganz warm von der Sonne war.
„Ne ... Gestern kam ich ja nich' ma' mit negativem Coronatest richtig ins Krankenhaus rein“, murmelte Mark schon wieder so abwesend vor sich hin. „Aber Nati will morgen in die Wohnung und mal gucken, ob sie irgendwelche Kontaktdaten oder so was findet. Nach 'em Impfpass vom Kater muss se auch gucken.“
„Ah“, nickte Paddy kaum sicher und sah lange in die Ferne – weil er sich direkt dabei ertappte, wie er alles wieder verdrängen wollte. Aber was blieb ihnen auch noch? Nichts lag in ihrer Hand. Seufzend nahm er nur seine von Marks Unterarm und fragte erst nach gefühlten Ewigkeiten nach Twiggys Abendrunde und das bloß wertfrei. Mark nickte aber sofort und erhob sich genauso – um dann kein bisschen zu ihm zu sehen und schnurstracks nach drinnen zu laufen.
Still und starr sah Paddy ihm nach und schloss kurz resigniert seine Augen – bevor er einfach Twiggy zu sich pfiff. Mit ihm zusammen ging er dann ins Chalet und ließ sich wieder von all den neuen Eindrücken ablenken – noch immer überwältigte ihn die Größe ein wenig. Alles war aus hellem Holz und eher protzig als heimelig gehalten; die große Küche wurde durch eine Bar mit Barhockern abgegrenzt und eine Kaminstelle trennte zu seiner Rechten den Raum vom Wohnbereich inklusive großer Wildledercouch. Aber er wollte sich nicht beschweren. Immerhin hatte er die Unterkunft hier – wenn auch durch Beziehungen – zu diesen schweren Zeiten sehr kurzfristig bekommen. Dadurch, dass die weltweite Reisewarnung nur für Europa aufgehoben worden war, tummelten sich nun mal die Menschen an den nahen Küsten oder eben hier in den schönen Alpen.
„Wollen wa einfach von hier los?“, kam es dann schon aus dem Flur, sodass Twiggy an der breiten Holztreppe vorbeiflitzte – und ihnen eigentlich auch jegliche Wahl nahm. Sie liefen dann einfach von der Hütte los und Twiggy bei all den neuen Eindrücken auch munter voraus. Recht abgelegen und hoch wie das Chalet lag, kam schnell eine Steigung in den Nadelwald hinein und nach ein paar anstrengenden Metern schon ein breiterer Schotterweg. Es dauerte auch nicht lange, bis sie wieder beste Aussicht auf die umherliegenden Berge und das Tal hatten.
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Desire
FanfictionFortsetzung zu ›Denial‹ - »„Jetz' warte doch, Mann!", rief ihm sein bester Freund nach - aber Paddy ließ sich erst vor der Haustür aufhalten, um sich Thomas' festem Griff wutentbrannt zu entwinden und ihm mit voller Wucht ins Gesicht zu schlagen...