XIII.4

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„Sind inner Presse.“

Fassungslos starrte er Mark an. Sein Herz raste so sehr, dass Paddy sich glatt verkrampft an seine Brust gefasst hätte – er musste Mark nur wieder sein Handy entreißen und das Foto von ihnen sehen. Aber je länger er Mark auf Krücken ohne Kappe und sich daneben anstarrte, desto entgeisterter wurde er – und so unfassbar wütend, als er alles so langsam richtig begriff. 

Schmerzhaft feste biss Paddy seine Zähne aufeinander und war jetzt fassungslos vor lauter Wut – so gedemütigt wie er sich fühlte; in jedem Fünkchen seiner Würde und seiner Rechte verletzt und Mark noch mehr in seinem Zustand ohne Kopfbedeckung. Vielleicht hätte er noch mit bebender Stimme hervorgepresst, dass es auch einen Ehrenkodex unter Paparazzi gab. Hektisch klickte er aber nur den dazugehörigen Bild-Artikel an und bekam nach der Headline: ›Skurrile Liebes-Sensation nach Ehe-Aus? Mark Forster und Michael Patrick Kelly sollen Homo-Paar sein!‹ schon nicht mehr viel vom Rest mit.

Er überflog nur Zeilen, wie dass sie schon turtelnd im Flughafen von Palma de Mallorca gesichtet worden waren und in Paris; jetzt vor einem Krankenhaus, weil Mark sich wohl in ihrem Liebesurlaub verletzt hatte. Ausgiebig wurde sich noch über seine erst bekanntgegebene Scheidung und Marks Outing ausgelassen – inklusive einer Bestätigung von einem Insider aus dem nahen Umfeld.

Er bekam einfach keine Luft mehr. Seine Brust wurde immer schwerer. Ihm war speiübel. Aber als der Anruf im Hintergrund aufgab und ihm ein neuer von seinem Manager Pino angezeigt wurde, ging Paddy einfach mit einem „What?!“ ungehalten und leicht atemlos ran. „Get the lawyers involved asap! Everything else we'll talk about tomorrow!“

Kurz bekam er gar nichts erwidert – und dann eine so komische Bejahung und schon den Ansatz eines Vorwurfes; dieses elendige Ich hab's dir doch gesagt, sodass Paddy einfach abrupt auflegte. Er dachte auch kein zweites Mal nach, bevor er sein Handy einfach möglichst weit von sich irgendwo aufs Laminat donnerte. Ganz zu schweigen, dass er noch irgendetwas richtig mitbekam.

Ohne einen letzten Blick zum Küchentisch rannte Paddy aus der kleinen Küche direkt ins Badezimmer, um sich hektisch und fahrig einzuschließen und sich einfach am Ende seiner Kräfte an der Tür hinabgleiten zu lassen. Er vergrub sein ganzes Gesicht in seinen zittrigen Händen und vielleicht hätte er einfach weinen wollen – er bekam nur schlichtweg keine Luft mehr. Mit jedem Atemzug rang er schneller und hektischer um Atem und hielt jenen dann einfach an, als er realisierte, dass er hier gerade schön am Hyperventilieren war – das nächste, was er dann erblicken durfte, war die Waschmaschine zu seiner Rechten aus nächster Nähe.

Perplex rappelte Paddy sich auf und rieb sich seine dumpf pochende Schläfe – gefühlt keinen Moment später klopfte es dann schon hinter ihm an der Tür.

„Paddy?“, drang dann Natalies mehr als besorgte Stimme zu ihm vor, obwohl es so laut in seinen Ohren dröhnte und sich gefühlt alles drehte. „Alles gut? Willst du nicht lieber rauskommen?“

Wieder bekam er nicht viel begriffen. Er fühlte sich so elendig, dass er sich bei Natalies noch besorgterer Wiederholung auch nicht regte. Erst, als Marks Name fiel, riss er seine Augen auf und kämpfte sich irgendwie auf die Beine, um womöglich nicht noch von Mark die Tür in den Rücken getreten zu bekommen – oder ihn zu triggern. Oder, weil es ihm mit jeder weiteren Sekunde unangenehmer wurde, sich so vor Natalie aufzuführen. Mit geöffneter Tür bekam er auch nicht ihren Blick erwidert. Er drückte sich bloß wortlos an ihr vorbei – was Natalie aber auch ohne einen Kommentar geschehen ließ.

Gott sei Dank musste er sich dann gar nicht entscheiden, ob er jetzt zurück in die Küche und zu Mark laufen sollte, weil der ihm schon auf Krücken und mit seinem grauen Klumpfuß entgegenkam. Paddy musste sich allein beherrschen, ihn im ersten Moment nicht komplett anzufahren, dass das alles verdammt noch mal nicht geschehen wäre, hätte er sich auf dem Jakobsweg nicht schon durch die Fußschmerzen gequält. Aber er fühlte sich nur noch elendig und dumpf und genauso wurde sein „Can we just go?“.

DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt