III
„Ey, warum is' meine Liebe deiner Rede wert? Ohne wär'n wir doch alleine ...“, sang Mark verhalten und doch so kräftig mit einer minimalen Klavierbegleitung im Hintergrund. Immer wieder ließ Paddy die kurze Audiodatei abspielen – wie so häufig, seitdem Mark ihm jene einfach eines Abends in Südafrika zugeschickt und ihn, in Marks Worten, geflasht hatte. Warum auch immer ihn dieser kleine Ausschnitt und Marks Stimme so sehr berührten. Aber gerade nahmen ihm diese harmonischen und viel zu schönen Klänge auch so manches Unbehagen und noch mehr seine Anspannung. Und dann scrollte er auch einfach ihren Chat nach oben, las sich schmunzelnd so manche sinnfreien Nachrichten durch und hing einfach den Erinnerungen nach, wie oft sie in den letzten drei Wochen seit seinem Besuch in Berlin miteinander geschrieben und auch ein, zwei Mal telefoniert hatten – bis er wieder schwer aufseufzen musste.
›Bin jetzt auf feindlichen Territorium‹, schrieb Paddy mithilfe der Autokorrektur und schnaubte noch belustigt auf, bevor er dann nur verhaltener ein ›Just kidding. Wish me luck tho‹ hinterherschickte und einfach nicht mehr länger hadern konnte. Er hatte sowieso keine Worte mehr. Schnell stieg er aus seinem Wagen, lief die bestens bekannte Auffahrt zum Einfamilienhäuschen an diesem recht trostlosen, späten Märzabend hoch und freute sich immerhin, den Wagen von Thea hier in Deboras und Thomas' Einfahrt packen zu sehen – die ihm dann auch nach wenigen Momenten die Haustür öffnete.
„Hi, na“, begrüßte sie ihn lieb – den Ansatz einer Umarmung unterband nur Twiggy, der wild vor sich hin hüpfte und freudig winselte und ihm bestens die kleine Irritation nahm, dass sonst niemand zur Tür gekommen war.
„Na, buddy“, widmete Paddy sich dann nur ausgiebig dem Border Collie, bevor er Thea kurz in seine Arme zog und nur ihre Nähe und die Ruhe genoss, die sie ausstrahlte. Keinen Moment, nachdem sie sich mit einem lieben Lächeln gelöst hatte, zog sie ihre Augenbrauen zusammen und wirkte schlichtweg beklommen. Sein irritiertes Was musste er nur gar nicht von sich geben.
„Hast du nichts mitgebracht?“, flüsterte sie ihm schon eindringlich zu.
„Wofür? I can't always buy flowers“, erwiderte Paddy genauso leise und trotzdem nur ein wenig verständnislos und schloss dann einfach die Haustür hinter sich, bevor ihn wieder dieses schlechte Gewissen übermannte, dass er Junia kein weiteres Mal im Krankenhaus besucht hatte, nachdem er da bei Mark Backstage gelandet war. Glatt hätte er noch irgendwie trotzig erwidert, dass es ihr hier doch eh gut gegangen sein müsste – aber da seufzte Thea nur noch schwerer auf.
„Du hast ihren Geburtstag vergessen“, flüsterte sie vorsichtig und sah ihn auch nicht anders an, während Paddy sie so lange bloß irritiert anstarren konnte, bis ihm schlichtweg die Kinnlade herunterklappte.
„Ne ...“, keuchte Paddy dann nur und sah sich schlichtweg fassungslos im Flur um, bevor er sich an seine Stirn fasste, „Oh, no“ und „Oh, Lord“ im Wechsel stöhnte und sie dann zischend regelrecht anfuhr: „Warum hast du nichts gesagt?!“
Kopfschüttelnd sah Thea nur an ihm vorbei und bedachte ihn dann mit einem eindeutigen Blick. „Ich hab' davon nichts mitbekommen. Ich war morgens im Krankenhaus und ich dachte, du kommst sie abends oder so besuchen. Sie hat danach auch kein Wort darüber verloren ... Nur gerade eben hab' ich es überhört.“
„Thea ...“, wimmerte er förmlich und hatte bei diesem gerade grenzenlosen schlechten Gewissen und seiner bodenlosen Scham das dringende Bedürfnis, ganz, ganz schnell wieder die Biege zu machen. Theas Blick war nur wieder völlig eindeutig und dann blieb ihm auch nichts anderes, als sich wortlos seiner Sachen zu entledigen, noch einmal tief durchzuatmen und ihr dann einfach in Richtung Esszimmer zu folgen.
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Desire
FanficFortsetzung zu ›Denial‹ - »„Jetz' warte doch, Mann!", rief ihm sein bester Freund nach - aber Paddy ließ sich erst vor der Haustür aufhalten, um sich Thomas' festem Griff wutentbrannt zu entwinden und ihm mit voller Wucht ins Gesicht zu schlagen...