Paddy saß nur da und starrte auf den dreckigen Boden und machte sich nichts daraus, als sich irgendwann irgendjemand weit neben ihm auf diese lange Betonkante setzte und ihn Gott sei Dank einfach in Ruhe ließ. Seiner Umgebung schenkte er weiterhin keine sonderliche Beachtung – bloß, um dann bei dem bestens bekannten Schnauben ruckartig zu seiner Rechten zu sehen und typisch lieb wie verhalten angeschmunzelt zu werden. „Na, schlagen wa wieder Wurzeln?“
„Mark“, keuchte Paddy regelrecht – und konnte in den ersten Momenten auch nicht anderweitig reagieren. Schlichtweg fassungslos sah er den Kerl an. In grauer Jogginghose, dunklem Sweater und mit Kappe saß Mark in bestimmt zehn Meter Entfernung neben ihm und sah ihn auch typisch in dieser Mischung aus Belustigung und Verunsicherung an. Kopfschüttelnd ließ Paddy dann nur seinen Blick durch den versifften Park schweifen und sah auch so lange zum Spielplatz vor ihnen, bis er sich ihm dann wieder ruckartig widmen musste. „How did you even find me?!“
„Ich bin einfach meinem Herzen gefolgt“, schmunzelte Mark typisch und rückte dann auch mit einem verhaltenen Lachen zu ihm herüber, während Paddy nur seine Augen verdrehte und wieder wegsehen musste. „Ne, hast mir ja schon das Adresschen geschrieben ... War ja klar, dasse dich jetz' nich' unbedingt in irgendein hippes Café setzen tust, ne ...“
„Well“, konnte Paddy gar nicht anders, als sich ganz von den warmen Gefühlen für diesen Kerl ablenken zu lassen, die gerade nicht von sämtlicher Fassungslosigkeit überschattet wurden. Umso abrupter riss ihn dann nur irgendein Hupen in der Ferne wieder ins Hier und Jetzt und zu all dieser dumpfen Benommenheit der letzten Minuten und Stunden. Gedankenverloren sah er sich wieder um und zum Zipfel des Fernsehturms oberhalb der Häuserdächer, bevor er sich dann bei der Person, die weit zu ihrer Linken einfach nur den Bürgersteig entlanglief und sie beide nicht mal beachtete, regelrecht hektisch seine Tragetasche nahm und aufsprang. „Let's go, bevor uns noch jemand sieht.“
Hörbar laut seufzte Mark auf – Widerworte gab er ihm nur keine. Sie liefen einfach schnell zu seinem Wagen, stiegen nicht anders ein und fuhren auch direkt los. Dann machte Paddy sich aber auch kein bisschen die Mühe, irgendwie noch auf Mark einzugehen. Er starrte nur aus dem Beifahrerfenster und hatte nicht mal Kraft, noch irgendwelchen Gedanken nachzuhängen und vielleicht die letzten Stunden irgendwie zu ordnen. Bei den ruhigen Fahrbewegungen von Marks dickem Wagen wurde er auf einmal völlig von seiner Müdigkeit übermannt – hätte Mark auch nur fünf Minuten länger gebraucht, um in seiner Tiefgarage zu parken, wäre er wohl vorher im Schlummerland angekommen.
„So ... Muss ich der Diva noch aus 'em Wagen helfen?“, schnaubte Mark leise auf. Bevor Paddy sich ihm gereizt zuwenden konnte, griff Mark aber schon feste nach seiner Hand. „Nein, Mann, war 'n dummer Scherz!“
Lang und laut atmete Paddy nun aus und hätte ihm trotzdem fast seine Hand entzogen – dann seufzte er nur umso leidiger. „Mann, ich hab' heute Nacht gar nicht geschlafen! Nur 'ne Stunde vielleicht und —“
„Ja ... Komm“, unterbrach Mark ihn verstehend und griff dann auch schon nach seiner braunen Ledertasche zwischen seinen Beinen. Länger zögerte er auch nicht, auszusteigen – seufzend machte Paddy ihm das einfach nach und verspürte dabei wieder so kontrastreich viel, ihn seine Tasche tragen zu sehen. Vor und im Aufzug wäre er Mark fast um den Hals gefallen – er wollte nichts lieber und konnte trotzdem nur seinen Blick gesenkt halten. Ihn durchzog zu viel und davon nicht mehr viel Gutes. Oben in Marks Wohnungsflur zog er sich dann auch direkt seine Schuhe aus und lief ohne ein Wort auf die Toilette – wo er in der Hoffnung auch ein wenig verweilte, sich wieder ein wenig zu besinnen und sich zu fangen. So wenig wie das kalte Wasser gegen seine leicht geschwollenen Augenränder half, machte die Stille im Bad und so manche Erinnerungen nur nichts besser. Auf Marks Couch saß Paddy letztlich nur versteift da und ging lustlos etliche Broschüren von irgendwelchen Lieferdiensten durch und hatte weder Hunger noch Appetit – aber auch keine Kraft, Mark das direkt zu vermitteln.

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Desire
FanficFortsetzung zu ›Denial‹ - »„Jetz' warte doch, Mann!", rief ihm sein bester Freund nach - aber Paddy ließ sich erst vor der Haustür aufhalten, um sich Thomas' festem Griff wutentbrannt zu entwinden und ihm mit voller Wucht ins Gesicht zu schlagen...