XV.2

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„Don't leave me too, buddy ...“, jammerte Paddy und verfolgte über Kopf, wie der Border Collie trotzdem unbekümmert nach drinnen abdackelte. Seufzend richtete er dann wieder seinen Blick zu den Schäfchenwolken am Aprilhimmel, schloss seine Augen und blieb einfach auf der Wiese liegen. Er hatte auch keine Lust mehr. Von den schon recht warmen Sonnenstrahlen ließ er sich alles nehmen – aber so sehr wie er es vielleicht auch wollte, döste er einfach nicht ein.

Es dauerte auch nicht lange, bis seine Gedanken wieder Fahrt aufnahmen, umherkreisten und er trotzdem nirgendwo ankam. Er wollte nicht übers Heiraten nachdenken, er wollte nicht rekonstruieren, was er sich da nur im Studio bei dem I ain't gonna marry that one love gedacht hatte und er wollte sich jetzt auch nicht wieder so beeinflussen lassen. Er wollte so viel – dann stand er aber trotzdem schwerfällig auf und griff mit einem langgezogenen Seufzer sowohl nach seinem Handy als auch zu seiner Musikbox, mit der ja alles seinen Lauf genommen hatte.

Äußerst verhalten lief Paddy ebenfalls rein und war vielleicht nur im ersten Moment verwundert, weder Mark noch den Hund auf der Couch anzutreffen. Im nächsten Augenblick zerriss es ihn nur noch mehr. Er wollte ihn jetzt nicht wieder so von sich stoßen – gleichzeitig wollte er aber auch nicht auf Mark zugehen und mit ihm reden oder sich irgendwie erklären und entschuldigen.

„Mann ...“, lief Paddy dann nur seufzend in die Küche – wo er auch niemanden antraf. Geschweige denn, dass er Hunger oder Appetit hatte. Trotzdem stand er dann so lange vor dem geöffneten Kühlschrank, bis der piepste – und er den Hund hinter sich bemerkte.

„Ah, there you are“, schnaubte Paddy drauflos – aber selbst sein Bettelblick kam ihm viel zu bedröppelt vor. Nach einem Stückchen Käse wurde das auch nicht sonderlich besser, sodass er sein „Wanna go for a walk?“ vor sich hin schmollte. Aber selbst dabei bekam er keine großartige Reaktion, bis er es mit einem „Gassi?“ noch mal probierte.

Auf der Stelle wedelte Twiggy wie wild mit seinem Schwanz und ließ sich auch gut durchkneten – halbwegs beschwingt rief Paddy dann sein „Ich geh' mit Twiggy!“ im Flur und machte sich auch nichts daraus, nichts erwidert zu bekommen. Er musste einfach den Kopf frei bekommen – ab dem kleinen Wäldchen fühlte er sich auch schon deutlich geerdeter.

Mit dem Hund voraus versuchte er dann doch, sich alles zu erklären und sich so manche Worte für Mark zurechtzulegen – sodass er vor der Abzweigung zu seinem Lieblingspfad schon fast zurückgelaufen wäre, um ihm alles irgendwie zu vermitteln.

Letztlich saß Paddy aber nur auf seinem umgefallenen Baumstamm – auch, als er Mark längst ein Foto von Twiggy und noch ein ›This time he didn't ran away‹ geschickt hatte. Diese zwei blauen Haken machten einfach viel zu viel mit ihm.

„Ach, Twiggy ...“, seufzte Paddy wieder vor sich hin und bekam sich auch nur seinetwegen irgendwann aufgerafft. Nach ein paar Metern durchs Dickicht zwang er sich dann einfach wie auf dem Hinweg, ein paar plausible Erklärungen zu finden, warum er diesen Mann nicht heiraten konnte. Aber so sehr er es vielleicht auch wollte, konnte er nicht wirklich über seinen Schatten springen. Er konnte dieses ganze Unbehagen einfach nicht hinterfragen oder sich wirklich dagegen wehren. Für den Rest im Wald musste er sich nur halbwegs wieder fangen und sich irgendwie auf das Gespräch wappnen – das auch schneller kam als erhofft, weil er seinen Schlüssel vergessen hatte und klingeln musste.

Gott sei Dank ließ Mark ihn nur nicht allzu lange warten – und noch erleichterter war er, als Mark nicht direkt abhaute oder großartig seinem Blick auswich. Den Rest übernahm dann Twiggy, so wie er sich bei Marks Anblick freute, leicht hüpfte, mit dem Hinterteil wackelte und sich dementsprechend kaum ableinen und von seinem Geschirr befreien ließ. Zusammen mussten sie dann anpacken – in dieser Nähe durchzog ihn aber so viel, dass er sich inmitten von Unbehagen, Reue, Freude und wohl auch einem Fünkchen Trotz einfach abwenden musste.

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