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It's the same old desire

Nothing has changed, nothing's the same

 

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„Heavenly Father ...“, seufzte Paddy auf und schulterte seine Tasche, bevor er noch einmal tief durchatmete und samt Koffer durch die Haustür in den schwach beleuchteten Hausflur lief. Bevor er dann nur einen einzigen Gedanken daran hätte verschwenden können, wie er jetzt genau auf seine Frau zugehen sollte, sah er sie schon im Türrahmen des Wohnzimmers stehen.

„Hallo“, grüßte Junia ihn ganz ruhig, während er sie nur anstarren konnte. Sein Herz schlug so schnell, dass er erst gar nichts begriff und auch nicht viel fühlte – bloß, um bei ihrer umwerfenden Ausstrahlung von allem übermannt zu werden. Ihre dunklen Haare fielen ihr in sanften Wellen über die Brust und in ihrem Blick lagen Nuancen, die ihn völlig fesselten. Fahrig ließ er seine Tasche von seiner Schulter gleiten und zog sich dann auch nicht anders seine Schuhe und seinen Mantel aus.

„Hello“, bekam Paddy auch nur schwer hervorgebracht, als er alles schnell neben und auf den Koffer legte. Umso verhaltener ging er dann auf sie zu und verspürte so viel, dass er sich nur benommen fühlte und sein „Is it true?“ wie am Morgen kaum wahrnehmbar hervorgebracht bekam.

Mit zusammengepressten Lippen und glasigen Augen nickte Junia einfach, sodass er auch die letzten Schritte auf sie zusetzte und sie ganz vorsichtig in seine Arme zog. Aber so viel wie ihn von ihrer Nähe und Wärme übermannte, nahm es ihm nicht sein ganzes Gefühlschaos. Fahrig ließ er seine Hände durch ihre Haare gleiten und drückte ihren wieder so ungewohnt schmalen Körper an sich heran, um alles irgendwie richtig zu begreifen und diese unbändige Freude zuzulassen. Aber gerade wurde alles nur von diesem immensen schlechten Gewissen überschattet und dann wurde sein Unbehagen mit jeder Sekunde auch immer größer.

„God“, seufzte Paddy wieder unwillkürlich auf, während er sich löste und direkt zu ihrem Bauch sah, der von einem dicken weißen Wollpullover verdeckt wurde. Mehr als ein „How you ... since when?“ bekam er vor lauter Überforderung dann auch nicht hervorgebracht.

„Wollen wir uns erst einmal setzen?“, deutete Junia in Richtung Wohnzimmer, sodass Paddy einfach nickte, ihr in seinen eigenen vier Wänden unbeholfen folgte und sich auch nicht anders auf den kurzen Teil der dunkelroten Eckcouch setzte. Er war völlig am Ende mit seinen Nerven. Äußerst verhalten lehnte er sich nur gegen die Sofalehne und hätte auch glatt wieder aufgeseufzt, aber da begann sie Gott sei Dank nur ruhig: „Ich ... bin schon in der zwölften Woche. Ich hatte Schmierblutungen Anfang November, die ich für meine Periode gehalten habe. Und ich hatte auch sonst überhaupt ... keine Beschwerden, weswegen ich es erst so spät bemerkt habe.“

„Oh“, seufzte Paddy auf – was immerhin eine der Fragen klärte, die ihm viel zu schwer auf dem Herzen lag. „Ich wollt' schon sagen, im November haben wa ja gar nich' ...“, murmelte er dann noch bemüht belustigt und bekam dabei nur schwer diese Stimme unterdrückt, die ihn wieder viel mehr zweifeln lassen wollte. Aber er wollte und konnte so nicht denken und griff einfach innig nach ihrer feingliedrigen Hand. „Also vom Urlaub oder? Hun, how you feeling? Everything's alright? Seit wann weißt du's denn?“

„Alles wunderbar so weit“, schmunzelte Junia nur ruhig, sodass er ihr gefühlt wieder das erste Mal in die Augen sehen konnte und gleich von den warmen Nuancen in ihrem Blick überwältigt wurde. Zumindest so lange, bis sie dann nur zu ihrem langen Wollrock sah, der ihn an eine Teppichmatte erinnerte. „Ich weiß es schon ... seit einem Tag vor deinem Geburtstag ...“

DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt