II.3

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„Ähm ...“, zögerte Paddy noch – zum Nachfragen kam er dann schon nicht mehr. In diesem Augenblick klingelte es bereits laut an der Tür – und so resigniert wie Marks Blick wurde, konnte er auch nur wegsehen, während ihm ein kalter Schauer nach dem nächsten über den Rücken lief

„Who's that?“, entfuhr es ihm unwillkürlich, so regungslos wie Mark bloß dastand und in Richtung Flur schielte. Aber auch, als es noch einmal klingelte, regte er sich einfach überhaupt nicht. Nur noch irritierter sah Paddy ihn an und ging neben der Kücheninsel einen weiteren Schritt auf ihn zu. „Don't cha wanna answer the door?“

„Ne ...“, murmelte Mark schwach und erwiderte auch völlig seltsam, beinah trotzig seinen Blick – beim nächsten deutlich lauteren Klingeln seufzte er dann nur auf und drehte sich mit einem leisen „Bleib ma' hier, ja“ schon um.

Perplex sah Paddy ihm nach – und tat dann alles, aber nicht an Ort und Stelle zu bleiben. Auf Schritt und Tritt folgte er Mark und beobachtete im Durchgang zum Flur genaustens, wie Mark ihm abgewandt vor der Gegensprechanlage stehenblieb und direkt ein verhaltenes „Sorry, geht doch nich' mehr“ in die Apparatur sprach.

„Dein Ernst?“, kam es von einer Männerstimme zurück, die ihm vage bekannt war. Mehr musste Paddy dann aber auch nicht hören, um seine Augen aufzureißen und sich abzuhalten, sein Jan zu knurren.

„Ja, was gehst du auch nich' an dein Handy, Alter“, bemühte sich Mark merklich um einen ruhigen Unterton – diese gereizten Nuancen waren nur nicht zu überhören.

„Marek, was ist los?“, ließ Jan sich nur überhaupt nicht beirren. „Kannst du doch nicht mehr? Wann hast du dich gemeldet?“

„Ähm“, zögerte Mark und rieb sich bestens für ihn ersichtlich seinen leicht schimmernden Nacken. „Vor fünf Minuten ...“

„Merkste selber oder?“, kam es nur tadelnd zurück, worauf Mark schon gar nicht mehr reagierte. „Kann ich nicht wenigstens kurz rein? Mir's arschkalt ...“

„Geht wirklich nich', sorry“, presste Mark hervor und ließ ihn beinah unwillkürlich schmunzeln – bloß, damit Paddy beim „Ist Andrei doch da?“ sein ganzes Gesicht verzog. Sein „Nein“ konnte Mark dann noch so schnell und kurz angebunden erwidern – sein Bauch krampfte sich schmerzhaft zusammen und seine Faust ballte Paddy auch noch unwillkürlich.

„Wer dann?“, reagierte Jan hörbar verblüfft – Mark brauchte nur gar nicht mehr antworten. Beim „Ach, Schnuckelchen höchstpersönlich“ zuckten sie beide zusammen. „Nun ja, dann hat es ja wenigstens einen guten Grund, warum du mich vergessen hast.“

„Mann“, seufzte Mark leise auf – vielleicht verstand Paddy es noch. Trotzdem machte dieser reuevolle Unterton zu viel mit ihm, sodass er auch noch seine andere Hand schmerzhaft feste ballte.

„Kann ich wenigstens mein Shirt holen?“, wurde Jan dann nur leise und kontrastreich ernst.

„Kannste doch beim nächsten Mal ...“, seufzte Mark entsprechend noch verhaltener.

„Welches nächstes Mal?“, schnaubte Jan freudlos auf.

„Mann ...“, seufzte Mark wieder dermaßen verhalten, während seine Hand immer unruhiger in seinem Nacken wurde. Nach seinem „Ich bring' dir dein Shirt eben, ja?“ wartete er auch nicht mehr viel ab. Kurz drückte er einen Knopf, bevor er sich wegdrehte, einen Schritt zur Seite machte und sich auch erst durch sein Räuspern zu ihm herumdrehte.

„Männerbesuch?“, wollte Paddy nur irgendwie scherzhaft von sich geben – jede einzelne Nuance in seiner Stimme schrie bloß nach Eifersucht. Und dann konnte er auch nichts gegen dieses dumpf stechende Gefühl in seiner Brust tun und mit einer wegwerfenden Geste mehr auf sich selber als zur Tür deuten. „Dann hol ihn doch hoch und ich geh' besser ...“

DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt