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Dieses Déjà-vu wollte einfach nicht mehr vergehen. Seufzend schielte Paddy zum Border Collie auf seiner Rückbank und konnte dann einfach nicht noch länger hadern.

„Na, komm“, murmelte er mehr zu sich selber als zu Twiggy, während er ausstieg, erst kurz zum Parkscheinautomaten lief und da wieder drauflos hätte heulen können, weil er keine Ahnung bei der voraussichtlichen Parkdauer hatte. Für eine Stunde löste er sich dann einfach ein Parkticket und versuchte bloß diese Zeit zu verdrängen, bevor er noch mehr haderte. Kopfschüttelnd holte er dann den Hund und die zwei Blumensträuße aus dem Wagen und lief noch so viel beklommener auf das kleine Krankenhaus zu – und spürte gleich, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, als er Thea rauchend vorm Eingang stehen sah.

„Das is' immer noch nich' gut für dich“, murmelte Paddy mit Blick zu der Zigarette in ihrem Mund direkt drauflos – schwach schmunzelnd hielt Thea die ihm dann aber nur hin. Zögern tat er dann auch nicht, ihr erst Twiggys Leine zu geben und in derselben Bewegung dann die Zigarette abzunehmen. Und während Thea kurz den vor Freude winselnden Hund begrüßte, zog er einmal tief daran und drückte das letzte Viertel, stark den Hustenreiz unterdrückend, auch schon am Mülleimer fünf Meter zu ihrer Linken aus. Umso zögerlicher trat Paddy dann nur mit den Blumensträußen in seiner linken Hand an sie heran und ließ sich direkt von ihr in ihre Arme ziehen – und auch die ein oder andere Träne zu. Gerade durchzog ihn solch eine Dankbarkeit für diese Frau, dass er sie noch enger an sich drückte und wieder kaum klarkam.

„Nicht weinen. Ist doch alles gut“, schnaubte Thea und löste sich dann auch wieder von ihm, sodass er gar nichts anderes tun konnte und sich dabei auch schmunzelnd über seine Augen fuhr.

„Yeah ... Here“, hielt Paddy ihr dann einfach verlegen einer der bunten Gerberablumensträuße hin. „Für gestern und alles ...“

„Ach ...“, schmunzelte sie viel zu gerührt, aber dann winkte sie ab. „War doch selbstverständlich ... Außerdem kann ich mit Blumen nicht allzu viel anstellen. Schenk die lieber Junias Zimmernachbarin, eine ganz liebe Dame. Die hat gestern schon so nett mit ihr geredet.“

„Well ..., alright“, schmunzelte Paddy schwach und schielte dann nur beklommen zum Eingang. „You ain't coming, right?“

„Ne, ich muss zur Arbeit“, nickte Thea verhalten und schielte kurz zu Twiggy. „Aber sie will dich wirklich sehen ... Würd' sie so nur nicht sagen. Ist aber alles so weit in Ordnung ...“

„Well ...“, murmelte Paddy wieder und war so beklommen, dass er einfach mit einem „Kannste noch mal alles sagen, wase gestern ...?“ danach fragte, was sie ihm gestern Nachmittag nach diesem katastrophalen Morgen schon schnell am Telefon erzählt hatte. In seinem Zustand hatte er davon aber nur das Wichtigste behalten.

„Ja ... Ihr und dem Baby geht es gut“, lächelte Thea besonnen und beruhigte ihn damit doch ungemein. „Diese relativ starke Blutung kam zustande, weil ein Hämatom geplatzt ist. Das ist wohl dadurch entstanden, dass, äh, die Gebärmutter auf die Plazenta getroffen ist ... durch die Dehnung der Plazenta, wenn ich das jetzt alles richtig verstanden habe. Aber sie muss jetzt noch ein paar Tage bleiben, Bettruhe einhalten und ... Spritzen bekommen, damit nicht droht, dass sich die Plazenta durch diese Erschütterung ablöst. Sonst ist aber alles top. Sie hat sich auch eigentlich gefangen ...“

„Alright ...“, murmelte Paddy und sah wieder weg, weil sich seine Scham und Reue für den gestrigen Morgen wieder nicht zu übertrumpfen wussten – zumindest, bis er dann mehr an Mark dachte und wieder von reinstem Unbehagen übermannt wurde.

DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt