XVI.2

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Marks Handy klingelte auf einmal unablässig. Merklich irritiert ging er heran und murmelte ihm ein „Thea“ zu – was ihn im ersten Moment vielleicht noch erleichterte. Aber kaum, dass Mark seine Augenbrauen entspannte, wich kurz sämtlicher Ausdruck von seinem Gesicht – bloß, um solche geschockten wie resignierten Nuancen zu hinterlassen, dass ihm sofort sein Herz in die Hose rutschte.  

„What?“, entfuhr es ihm einfach brüchig und glatt noch einmal, da Mark in den ersten Momenten überhaupt nicht reagierte. Er hielt sich nur sein Handy ans Ohr und starrte unablässig zum Gartentisch.

„Junia is' inner Presse“, antwortete Mark ihm dann auch so leise, dass Paddy ihn kurz kaum verstand – und im ersten Moment nur Erleichterung fühlte, dass nichts mit ihnen war. Und vielleicht dachte er noch an den ein oder anderen Artikel über Junia nach der Scheidung und nach den Paparazzi-Fotos. Aber Marks ganzer Ausdruck vermittelte ihm nur, dass sich jetzt auf ihre Beziehung gestürzt worden war – und dann sank er selber in sich zusammen. Ihn übermannte solch eine Schwere, bis er feste seine Zähne aufeinanderbiss und seine Oberlippe zuckte. Vor Wut hätte er sich glatt noch abgewandt, aber er forderte nur kompromisslos ernst Marks Handy ein – was er auch ohne ein Zögern bekam.

„Hello, ich sollte versuchen, dich irgendwie zu erreichen. Thomas versucht schon seit 'ner Stunde, dich anzurufen“, ließ Thea ihn gleich wissen – aber auch hörbar mitgenommen.

„Oh“, presste Paddy schwer hervor und griff dann schon fahrig in seine Jeans. „What's going on? What's in the press?“

Bild-Artikel über die drei“, antwortete ihm Thea noch – aber dann konnte Paddy ihr kaum noch zuhören. Sein Handy zeigte ihm wieder so viele Nachrichten und Anrufe an, dass er ein wenig überfordert herumscrollte und -klickte und erst ein wenig verzögert auf Pinos Chat ging – wo natürlich schon Screenshots vom Exklusiv-Artikel waren. Ein wenig aggressiv ließ er den eingehenden Anruf in den Hintergrund wandern – um noch haltloser zu werden.

Unter der roten Schrift ›Ex-Frau von Paddy Kelly‹, der richtigen Headline ›Die nächste skurrile Liebessensation!‹ und der kleinen Schrift darunter ›Jetzt finden sie, was die normale Ehe nicht hergab, war gleich ein Bannerbild aus zwei Fotos. Das größere zeigte Junia und Debora, wie sie ganz nah beieinander auf einer Parkbank saßen. Und während Jakob, Gott sei Dank abgewandt der Kamera, vor Deboras Beine stand, hielt Junia Elias ganz liebevoll im Arm.

Als Paddy richtig registrierte, dass Elias' Gesicht komplett unzensiert war, vergaß er sich dann beinah völlig. Oder, als er sich dem kleinen eingeblendeten Bild widmete, wo sich Debora und Junia auf den Mund küssten. Regelrecht hektisch scrollte er die paar Zeilen hinab – aber da war noch ein Bild, das Junia alleine, gestochen scharf und von nahem mit Fokus auf ihren kleinen, aber deutlichen Babybauch zeigte.

Ihn durchzog solch eine Wut, dass er jetzt gegen seinen Willen nur die Zeilen überflogen bekam – aber dieser latent abwertende Unterton blieb ihm kein bisschen verborgen. Besonders, als näher darauf eingegangen wurde, dass Junia ihr Glück nicht nur mit einer Frau, sondern durch Informationen eines Insiders auch mit deren Ehemann gefunden hatte. Und abgerundet wurde das ganze natürlich mit der unterschwelligen Message, dass er selber ihr das alles nicht hatte bieten können und ja, frisch als schwul geoutet, überglücklich mit Mark Forster zusammen war.

Für so manche Momente musste Paddy einfach seine Augen schließen, um nicht völlig auszurasten. Auf Theas leises „Paddy?“ konnte er in den ersten Sekunden auch nicht sonderlich reagieren.

„Imma call Thomas now, alright?“, presste er nur schwer beherrscht hervor und wartete nicht wirklich Theas knappe Erwiderung ab. Marks Handy steckte er auch einfach in seine eigene Hosentasche und fand keinerlei Begrüßung, als Thomas schon mit dem dritten Tuten ranging.

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