Ich lugte durch den Vorhang in die Menge, die sich langsam auf ihren Plätzen verteilte. Den Altersdurchschnitt der Zuschauer schätzte ich ungefähr auf mein Alter. 28. Plus, Minus. Hinter mir wuselten Felix' Tontechniker hin und her. Ich schaute auf die Uhr an meinem Handgelenk. Noch 5 Minuten bis zum Auftritt des Openers.
„Ist soweit alles klar?" Sarah stieß zu mir.
„Yep. Sollte nichts schief gehen." antwortete ich.
„Na hoffen wir's. Ich würde gerne noch ein bisschen länger mit dir zusammen arbeiten." neckte sie und schlug mir auf die Schulter.
„Ha ha, sehr lustig." gab ich sarkastisch zurück.
„Habt ihr ein Mikro für mich?" hörte ich Julian einen Tontechniker fragen. „Einen Moment." antwortete dieser.
Ich sah zu ihm und unsere Blicke trafen sich, als er mir zu zwinkerte.
„Flirtet der mit dir?" flüsterte sie mir zu.
„Ich weiß nicht genau." antwortete ich und beobachtete ihn, wie er sich mit dem bärtigen, großen Mann vor ihm unterhielt.
Einen Moment später nahm er das Mikro.
„Hallo Berlin und herzlich Willkommen zu ‚Hype'."
Ich hörte die Menge hinter den Vorhängen applaudieren.
„Macht Lärm und rastet aus für den Opener diesen Abends: Kawus Kalantar!"
Der Mann, mit dem er sich eben noch unterhielt, stürmte an uns vorbei auf die Bühne.
Ich beobachtete ein paar Minuten das Treiben um sicher zu stellen, dass das Licht und die Projektoren auch wirklich richtig eingestellt waren. Sieht gut aus.
Zufrieden ging ich die Treppe hinunter.
„Ich mache dann jetzt mal Feierabend, oder brauchst du mich noch für irgendwas?" fragte Sarah. „Nein, alles gut. Den Rest schaffe ich alleine. Danke."
Sie lächelte mir zu und ging Richtung Ausgang.
„War alles bisher zu Felix Zufriedenheit?" fragte ich Julian, als ich näher kam.
„Ja, alles bestens. Danke für deine Bemühungen. Jemanden wie dich könnten wir in unserem Team gut gebrauchen." antwortete er mit einem Lächeln im Gesicht und ich musste Lachen bei dem absurden Gedanken, für so ein arrogantes Arschloch arbeiten zu müssen. „Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee wäre."
„Wie gesagt, du hast ihn an einem schlechten Tag kennengelernt. Er ist ein guter Mensch." verteidigte er ihn.
„Das sagst du nur, weil er dein Chef ist." entgegnete ich.
Er wollte mir grade widersprechen, als Felix aus dem Backstage zu uns kam.
„Läuft alles?" fragte er Julian. „Kawus ist on Fire und die Leute sind gut drauf." antwortete dieser ihm freudig.
„Dann kann's ja los gehen." er nahm sich ein Mikro und stellte sich vor die Treppe zur Bühne. Kurze Zeit später verließ sein Opener die Bühne und die beiden klatschten sich ab. Kawus ging erleichtert an uns vorbei, zurück in den Backstage.
Julian nahm erneut das Mikro neben ihm in die Hand.
„Und jetzt Freunde, rastet einmal richtig aus. Für euch, aus Kreuzberg, Felix Lobrecht!"
Felix betrat die Bühne und neugierig wie ich war, stellte ich mich an die Außenseite um zu schauen, ob er wirklich so gut war, wie Sarah behauptete. Julian folgte mir.
Ich war positiv überrascht. Nicht nur über seine Witze, die größtenteils wirklich gut waren, sondern am meisten darüber, wie seine Laune sich auf der Bühne tatsächlich um 180 Grad gedreht hatte. Von dem launischen Typen hinter der Bühne war nichts mehr zu spüren. Dieses Talent hätte ich auch gerne.
„Er kann ja richtig witzig sein." wunderte ich mich und Julian musste schmunzeln.
„Alles andere wäre auch eher kontraproduktiv."
Ich nickte.
„Hey, wollen wir eine rauchen gehen?" fragte er mich und ich stimmte zu.
Wir gingen in den Flur im Backstagebereich, in dem ein Aschenbecher bereit stand.
„Red Bull?" er hielt mir eine Dose hin.
„Ich darf eigentlich nichts von dem nehmen, was für den Künstler geordert wurde."
Er öffnete die Dose. „huch. jetzt habe ich mir diese Dose hier aufgemacht, dabei hätte ich eigentlich lieber einen Kaffee. Nimm du sie doch, bevor ich's weg schütte." er zwinkerte mir zu und drückte mir die Dose in die Hand.
„Danke." lachte ich.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile lang über alles mögliche. Meine Ausbildung, sein Auslandsjahr in Frankreich, über Berlin und das Tourleben.
„Wenn ihr ständig auf Tour seid, war es bestimmt auch nicht einfach für Felix, die Beziehung zu seiner Freundin aufrecht zu halten, oder?" harkte ich nach.
„Ich denke, das war das Hauptproblem, ja." antwortete er nachdenklich.
„Und was ist mit dir?" fragte ich. Ja, ich gebe es zu. Er war ein attraktiver Typ und ich wollte auschecken, ob er eine Freundin hatte.
„Ich hab' keine Freundin, falls du das mit deiner Frage wissen wolltest." lachte er und auf seine Wangen legten sich Grübchen. Jackpot.
„Ja, genau das wollte ich wissen." gab ich zu und lachte ebenfalls. Grade als ich meine leere Red Bull Dose auf den Tisch hinter uns abstellen wollte, fiel sie zu Boden. Wir beide bückten uns, um sie aufzuheben und unsere Hände berührten sich. Julian und ich schauten uns in die Augen und schneller als ich es realisieren konnte, knallten unsere Lippen aufeinander. In einer wilden Knutscherei drängte ich ihn in den Raum neben uns. Die Backstagetoilette. Ich öffnete hastig meine Bluse, er zog sein Shirt aus und setzte sich auf den geschlossenen Klodeckel hinter ihm und ich mich auf ihn. „Gehört das auch zu deinem Service?" nuschelte er amüsiert zwischen unseren Küssen. „Halt die Klappe." sprach ich. Ich öffnete seine Hose und eins führte zum anderen.
Wer ist hier jetzt verbittert, Sarah?Zufrieden schloss ich den Knopf meiner Jeans und schaute in den Spiegel vor mir. „Du siehst gut aus, keine Sorge." Julian zog sich sein Shirt über und sah mich an. Seine Haare zeigten zerzaust in alle Richtungen. Ich schmunzelte und versuchte, sie wieder zu richten. Er nahm meine Hand. „Lass, ist schon in Ordnung." sprach er und grinste mich an.
„Tue mir den Gefallen und erzähl' das nicht meinem Chef." bat ich ihn. „Wieso? Dafür solltest du eine Gehaltserhöhung bekommen." lachte er.
„Spinner." Ich schlug ihm spielerisch auf den Hinterkopf.
Grade als wir den Raum verließen, ging Felix durch den Flur an uns vorbei. Sein Auftritt musste vorbei sein. Wie lange waren wir weg?
Er schaute uns beide an. Sein Blick verriet sofort, dass er Bescheid wusste.
„Dein Ernst, Bruderherz? Von allen Weibern hier bumst du ausgerechnet sie?"
Moment, wie hatte er Julian grade genannt? Bruderherz? Mein Herz fing an zu rasen.
„Bruderherz?" ich schaute Julian verwirrt an.
„Hat er dir das nicht gesagt? Wir sind Brüder." lachte Felix. „Komm nicht auf die Idee, sie Fränki vorzustellen." ermahnte er ihn und ging weiter Richtung Umkleide.
Mein Blick zu Julian wurde intensiver. „Bruderherz???" fragte ich mit Nachdruck.
„Ich wusste nicht, dass das von Bedeutung ist." er zuckte mit den Schultern.
Das darf doch wohl nicht wahr sein.
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Alles albern (Felix Lobrecht)
Fiksi Penggemar[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...