Regungslos lag ich, eingerollt wie ein Embryo, in meinem Bett. Im Zimmer war es stockdunkel. Nur der Bildschirm meines iPads spendete ein wenig Licht. Die beruhigende Stimme des „Medical Detective"-Sprechers tönte leise aus den Boxen. Plötzlich klopfte es an meiner Tür. „Liv?" Toni öffnete diese einen Spalt.
„Geh weg." murmelte ich in meine Decke.
„Holst du dir Inspiration für Felix' Mord?" er deutete auf das iPad vor mir. Bei dem Klang seines Namens erschauderte ich. „Sprich nicht seinen Namen aus."
„Okay. „Der, dessen Name nicht genannt werden darf". witzelte er, doch ich reagierte nicht.
„Keine Reaktion? Trotz Harry Potter-Anspielung?"
„Geh. Weg." wiederholte ich bedeutungsschwanger.
„Ach herrje." hörte ich ihn sagen. „Wie lange willst du noch hier drin bleiben? Du hast seit 2 Tagen das Zimmer nicht verlassen. Geschweige denn das Bett."
„Für immer." antwortete ich.
„Du musst was essen. Ben & Jerry's zählt nicht." er deutete auf den leeren Eisbecher auf meinem Nachttisch. Ich antwortete ihm nicht.
„Er war hier."
„Was?" mein Kopf schnellte nach oben.
„Gestern. Er wollte mit dir reden, du antwortest ihm ja nicht."
„Werde ich auch weiterhin nicht tun. Kannst ihm das nächste Mal erklären, dass seine Bemühungen nichts bringen."
„Er hat mir etwas für dich gegeben." er bückte sich nach links und hielt eine Box vor sich. Ich erkannte das Geschenkpapier und drehte mich wieder um. „Kannst du weg schmeißen."
„Ich werde das mit Sicherheit nicht weg schmeißen." machte er klar. „Ich leg dir das hier hin. Wenn du's weg schmeißen willst, dann mach es selbst." er legte das Geschenk auf mein Bett. „Ich würde mir an deiner Stelle anhören, was er zu sagen hat."
„Na wie gut, dass du nicht an meiner Stelle bist, was?" gab ich bissig zurück.
„Suhl dich ruhig in deinem Selbstmitleid, Madame. Das wird bestimmt alles wieder in Ordnung bringen." zischte er zynisch und schloß die Tür hinter sich.
Ich seufzte und setzte mich auf. Ich fühlte mich ekelhaft. Meine Haare waren verknotet, da ich sie seit 2 Tagen nicht gekämmt hatte. Geschweige denn gewaschen. Sowieso sollte ich endlich mal wieder duschen gehen, aber mir fehlte die Kraft. Für alles fehlte mir die Kraft. Mein Körper war vermutlich vollkommen dehydriert vom vielen Weinen.
„Du bist erbärmlich." sprach ich zu mir selber. Ich hatte mir damals geschworen, nie wieder jemanden so nah an mich ranzulassen, dass er mich verletzen könnte.
Hat ja super funktioniert.
Ich schaute auf mein Handy, welches die letzten zwei Tage im „Nicht stören-Modus" keinen Ton von sich gab.
Whatsapp Felix Lobrecht: 12 neue Nachrichten
Whatsapp Julian Lobrecht: 4 neue Nachrichten
28 Anrufe in Abwesenheit: Felix Lobrecht
Ich verdrehte die Augen und legte das Handy wieder zur Seite.
In 2 Tagen musste ich wieder auf Tour gehen. Mit Felix.
Ich sollte mich krank melden. Mir absichtlich den Arm brechen. Oder das Bein. Besser das Bein. Beide Beine. Ja, beide Beine.
Mein Blick fiel auf das Geschenk. Was auch immer da drin war, nichts könnte wieder gut machen, was er getan hatte. Also warum war es ihm so furchtbar wichtig, dass ich es bekam?
Ich nahm es in die Hand und schüttelte es. Es klapperte nicht. Etwas darin dockte nur dumpf an die Wände. Meine Neugier stieg.
Ich könnte es öffnen und den Inhalt dann einfach direkt wegwerfen. Es ist doch eh nur etwas materielles. Nichts von Bedeutung.
Vorsichtig riss ich das Geschenkpapier auf und öffnete die Box.
Was zum..?
Ich griff hinein und was ich hervorholte, brachte mein Herz zum aussetzen. In meiner Hand hielt ich einen Teddybär. Auf seinem Bauch war ein Aufnäher mit den Worten „Ich liebe dich" eingestickt. Am Hals des Bären hing ein Foto von uns, welches wir an einem unserer Off-Days in Hamburg in einem Fotoautomaten geschossen hatten. Ich drehte das Bild um und meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Willst du meine Freundin sein?" las ich leise vor. Ich drückte den Teddy fest an mich und fing an zu weinen. „Du Arschloch." flüsterte ich. „Warum musstest du alles versauen?"
Ich rollte mich zurück in meine Embryo-Stellung und lies meinen Gefühlen und Tränen freien Lauf. Ich fluchte und schrie in mein Kissen, während ich den Bären immer noch fest umklammerte und so sehr ich mich auch dagegen sträubte, konnte ich einen Gedanken dabei einfach nicht abschütteln:
Ich liebe dich auch.
DU LIEST GERADE
Alles albern (Felix Lobrecht)
Fanfiction[...] Ich seufzte und wollte, ohne mich um zu sehen, auf die andere Straßenseite wechseln, als mich plötzlich ein Auto anhupte und mit quietschenden Reifen nur Zentimeter vor mir zum stehen kam. „Hey, pass doch auf!" rief ich erschrocken. „Samma?! D...