Alles Idioten

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Hallo Freunde 🙂
Da sich einige noch ein weiteres Kapitel gewünscht haben, kommt hier also das 4. für heute. Dann ist hier jetzt aber auch Feierabend bis Morgen 😂
Viel Spaß, ihr Gauner ❤️

So sehr ich auch gewollt hätte, noch bis mindestens nächstes Weihnachten meine Zeit im Bett zu fristen, heute war es soweit. Ich musste wieder auf Tour. Ich rollte mich unmotiviert aus meinem Bett und öffnete vorsichtig die Rollläden meines Fensters. Das Tageslicht brannte in meinen Augen. Die Sonne schien. Was fiel ihr eigentlich ein? Ich konnte kein schönes Wetter ertragen. Der Himmel hatte gefälligst genau so voller Wolken zu hängen wie mein Kopf die letzten Tagen.
Ich sah mich in meinem Zimmer um und seufzte. Es war noch nicht zu spät, sich wirklich beide Beine zu brechen. Bei dem Chaos hier drin wäre das sogar ein Leichtes gewesen.
Ich trottete aus meinem Zimmer, ging in's Bad und nahm eine ausgiebige Dusche. Dann stellte ich mich vor unseren großen Badezimmer-Spiegel und sah an mir herunter. Sich 4 Tage nur von Eis und Schokolade zu ernähren schien eine super Crash-Diät zu sein. Gut, meine Augenringe waren zwar eher so fifty shades of grey, aber man kann schließlich nicht alles haben.
„Schluss jetzt mit dem Selbstmitleid." sprach ich zu mir selber und zeigte mahnend in den Spiegel. „Du wirst dich jetzt schminken, dich schick anziehen und diesem Arschloch zeigen, was er verpasst."
„Genau das will ich hören." erschrocken sah ich zur Tür und schnappte mir schnell ein Handtuch, um mich zu verdecken.
„Toni, man. Schon mal was von Privatsphäre gehört?"
„Komm runter, ich bin schwul. Immer noch. Dein Körper ist für mich ungefähr so unattraktiv wie ein filetierter Fisch." lachte er.
„Na vielen Dank auch." beschwerte ich mich. Ich schnappte mir mein Make-Up und einen Pinsel und fing an, mich zu schminken.
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen." sprach er langsam.
„Höh?" Ich sah ihn verwirrt durch den Spiegel an.
„Ich war ein bisschen hart zu dir. Die Sache mit dem Selbstmitleid und so... tut mir echt leid. Ich weiß, dass Fe-„ er stockte kurz. „dass der Typ dich echt verletzt hat. Ich hätte mehr Mitgefühl zeigen sollen."
„Ist schon okay. Du hattest ja Recht." lächelte ich ihn an.
„Trotzdem. Aber du hättest ihn sehen müssen. Wie er vor unserer Tür stand. Wie ein geprügelter Hund." mitleidig sah er mich an. „Ich glaube, er hat dich echt gern."
Ich erinnerte mich an sein Weihnachtsgeschenk und sofort bildete sich ein Kloß in meinem Hals.
„Und wenn ich das mal so ganz frech sagen darf: ihr wart nicht offiziell zusammen. Das rechtfertigt natürlich trotzdem nicht, dass er mit seiner Ex geschlafen hat, aber er ist dir auch nicht richtig fremd gegangen." vorsichtig beendete er den Satz und wartete auf meine Reaktion, die einige Sekunden auf sich warten ließ.
„Das habe ich auch nie behauptet." erwiderte ich schließlich und setzte meinen Lidstrich. „Aber wenn er das für mich empfindet, was er behauptet für mich zu empfinden, dann ist das trotzdem ne dreckige Aktion."
Ich erntete einen verwirrten Blick. „Was behauptet er denn für dich zu empfinden?"
„Komm mit." Ich legte meinen Eyeliner beiseite und Toni folgte mir in mein Zimmer. „Hier." ich hielt ihm den Teddybär mit dem Aufdruck auf dem Bauch hin und sah ihn an.
„Ach Gottchen." sprach er entzückt und nahm den Bären an sich. „Er liebt dich."
„Das ist das was da steht, ja." merkte ich an.
„Aber du glaubst ihm nicht?"
„Wie soll ich denn? Nach dieser Aktion?" fuhr ich ihn an und entschuldigte mich sofort wieder. „Tut mir Leid."
„Ist okay. Das Bild von euch ist echt süß." sprach er.
„Dreh es um." entgegnete ich und Toni tat wie von mir befohlen.
„Willst du meine Freundin sein?" las er laut vor und sah mich mit Schmollmund an.
„Sieh mich nicht so an."
„Aber das ist so süß." schwärmte er. „Hättest du ‚Ja' gesagt?"
„Ohne zu zögern." antwortete ich wahrheitsgemäß und mein Magen drehte sich kurz um. „Aber jetzt nicht mehr."
„Nur wegen dieser einen Sache, die er falsch gemacht hat? Ihr hattet so eine gute Zeit. Ich habe dich lange nicht mehr so glücklich gesehen."
„Ich mich auch nicht. Ich habe mich aber auch schon lange nicht mehr so traurig erlebt, wie in den letzten Tagen und nichts lege mir ferner als nochmal wegen einem Mann so durchzudrehen." erklärte ich und öffnete meinen Koffer, um ein paar Sachen für die Tour zu packen.
„Du kannst nicht dein Leben lang vor der Liebe weglaufen nur aus Angst, verletzt zu werden. So ist Liebe nun mal. Sie erfüllt dich mit Leben, aber nur wenn du das Risiko eingehst, sie zu fühlen." mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an.
„Ist das von Konfuzius?"
„Hör auf so zynisch zu sein. Du weißt, dass ich Recht habe." fauchte er.
„Warum muss ich mir eigentlich von jemandem Ratschläge in Sachen Liebe geben lassen, der mehr Liebschaften als Unterhosen hat?" amüsierte ich mich.
„Grade deswegen ja. Ich habe eine Menge Liebe. Ich verteile sie nur einfach gerne auf mehrere Personen, anstatt auf eine." gab er stolz von sich. „Ich lass dich jetzt mal in Ruhe deine Koffer packen. Verabschiedest du dich gleich noch von mir?"
„Natürlich." erwiderte ich und nickte ihm zu.
Ich packte noch einige Klamotten ein, als mein Blick wieder auf den Teddybären auf meinem Bett fiel. Ich überlegte kurz und packte ihn schließlich mit in den Koffer.
Whatsapp Julian Lobrecht: wir holen dich von Zuhause ab. Dann musst du nicht mit deinen Koffern durch halb Kreuzberg laufen. Sei bitte in einer halben Stunde fertig. Danke. ❤️
Ich las die Nachricht auf meinem Handy, verdrehte genervt die Augen und tippte eine Antwort: Ihr müsst mich nicht holen, wirklich. Kein Ding für mich.
Ich wartete. Julians Status zeigte erst ‚online' dann ‚schreibt...' an.
Julian Lobrecht: Es tut uns sehr Leid. Ihre Anfrage konnte leider nicht bearbeitet werden, da der Auftrag bereits ausgeführt wird. Wir bitten um Verständnis 😉
Genervt legte ich mein Handy wieder zur Seite.
So ein Idiot. Alles Idioten.

Alles albern (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt